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© Martina Nöstler

Europa

2019 allenfalls „blaues Auge“

Ein Artikel von Gerd Ebner | 12.02.2020 - 13:44

EPAL legte in Deutschland zu

„Der vermeintliche Durchhänger in der Industrie war nicht so schlimm“, formulierte es Holliger. In Deutschland gab es 2019 sogar eine Steigerung um 4,5 % bei der Produktion der EPAL-Paletten. Die Produktion summierte sich auf 37,6 Millionen Stück.

Allerdings gab es 2019 bei der Reparatur einen Rückgang auf 26,8 Millionen Stück, verglichen mit 27,5 Millionen Stück im Jahr davor. Letzteren Umstand führt Holliger auch auf die wachsende Zahl inoffizieller Reparaturen zurück. Davor warnte er, sei bei diesen doch die Qualität nicht sichergestellt.

EPAL wächst in und mit China

EPAL setzt auf starkes, globales Wachstum. Im Fokus steht dabei China, wo man mit dem Unternehmen JD eine strategische Partnerschaft einging. Der Gigant mit 330 Millionen Nutzern und 65.000 Ausliefer- 

ern verfüge über eine der größten Fullfill-Infrastrukturen. Dort sollen EPAL-Paletten sowohl für den Export als auch für innerchinesische Transporte verwendet werden.

Deutschland: tatsächliche Geschäftslage besser als erwartet

Marcus Kirschner, Geschäftsführer des deutschen HPE, sieht die deutschen Produzenten in einer Diskrepanz zwischen der Beurteilung der tatsächlichen Geschäftslage – bis Dezember 2019 immer positiv – und der Einschätzung der erwarteten, die das ganze Jahr eher pessimistisch war.

Dabei war 2019 extrem gut gestartet. Nach dem Abfeiern des Produktionsrekordes 2018 (111 Millionen Paletten) legte die Produktion im Januar und Februar nochmals zu. Nach einer wechselnden Entwicklung in den Folgemonaten ging es dann im Schlussquartal wieder runter.

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Euroblock-Geschäftsführer Leonhard Scherer (li.) und Eigentümer Michael Pfeifer (re.) mit den Spitzen der Holzverpackungs-Interessenvertretern sowie Moderatorin Saskia Naumann © Euroblock

Landung am sehr guten 2017er-Niveau erwartet

Kirschner geht davon aus, dass es 2019 in der deutschen Palettenproduktion nur einen leichten Rückgang in Menge und Wert gegeben und man rund 110 Millionen Stück produziert habe. Das wäre eine Egalisierung des sehr guten 2017er-Wertes. „2020 ist nun extrem schwer vorherzusagen“, gestand Kirschner am Euroblock-Kundenforum. Der viel beschworene Einbruch im Automotive-Bereich beläuft sich für die Verpacker nur auf –3% (Januar bis Dezember 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). In anderen Sparten, wie der Metallerzeugung, summierte sich der Bedarfsrückgang bereits auf zweistellige Prozentwerte.

„Das BIP könnte heuer über 1 % wachsen. Das wird für uns nicht eins zu eins umlegbar sein, da die Exportwirtschaft wohl kaum wachsen wird“, urteilte Kirschner nüchtern. Die Erfolge der Vergangenheit (Verdoppelung der Produktion von 2000 bis jetzt) ließen sich teilweise prolongieren. Die Mengennachfrage könnte in den kommenden zwanzig Jahren nochmals um 50 bis 60 % steigen, zitierte Kirschner aktuelle Prognosen.

Polens Verpacker im Einkaufsnachteil

Nach Deutschland ist Polen der zweitgrößte EPAL-Palettenproduzent Europas. Jaroslaw Maciazek, EPAL Polen, verwies darauf, dass man 6 Mio. m3/J Nadelschnittholz verarbeite. Man benötigt rund 12 Mio. fm/J der 40 Mio. fm/J Gesamternte in Polen. Im Vorjahr litt man darunter, dass es in Polen deutlich weniger Schadholz gab als in den Nachbarländern. Im Unterschied zu diesen stiegen die polnischen Rundholzpreise 2019 um rund 8 %. „Den Wettbewerbsnachteil kompensierten die Palettenhersteller durch vermehrten Import deutschen Nadelschnittholzes“, erläuterte Maciazek einen Wandel. Ein weiterer Trend ist, dass Polen aufgrund der wachsenden Wirtschaft immer mehr Paletten im Inland benötigt.

„Nur“ plus 4 %

Maciazek zeigte sich darüber enttäuscht, dass die Produktion an EPAL-Paletten im Vorjahr „nur“ um 4 % auf 30 Millionen Stück wuchs – plus 5 % waren erhofft worden. Doch mit dieser Performance erzeugt man rund jede dritte EPAL-Palette der Welt. Addiert man die 6 Millionen Stück Paletten mit UIC-Logo und die 45 Millionen Einweg- und sonstige Paletten hinzu, so erzeugte Polen im Vorjahr 81 Millionen Paletten. Das war im Vorjahr ein Rückgang um etwa 1 Millionen.

Zertifizierte Paletten sollen kommen

Rob van Hoesel, Präsident der FEFPEB, hat es sich zum Ziel gesetzt, dass die Palettenhersteller binnen zwei, drei Jahren ihre Produktionen komplett zertifizieren lassen. „Wir verwenden 25 % des erzeugten Nadelschnittholzes, das vielfach bereits eines der beiden Zertifizierungslogos aufweist. Jetzt gilt es, die Kette zum Abnehmer zu schließen“, wünscht er sich und appellierte auch an EPAL, diesem Beispiel zu folgen. 

John Dye, Timcon, analysierte den Markt in Großbritannien, der durch den Brexit 2020 besonders im Mittelpunkt steht. Der Anteil an ISPM15-behandelten Paletten wuchs in den Vorjahren rasant. Das sei nun nicht mehr die große Hürde. Angesichts der Schadholzsituation in Mitteleuropa sorgt sich Dye aber um die Wettbewerbsfähigkeit der UK-Produzenten. Wettbewerber könnten sich Marktanteil „kaufen“. 

„In den USA werden 90 % aller Waren auf Holzpaletten transportiert“, warf Brent J. McClendon, Präsident NWPCA, mit großen Zahlen um sich. Das sind rund 510 Millionen neue Paletten jedes Jahr beziehungsweise 850 Millionen inklusive der reparierten Paletten. In den USA setzt man auf „komplette Individualisierung, weshalb der Anteil standardisierter Paletten bei nur rund einem Drittel liegt. „Für kundenorientierte, individuelle Verpackungslösungen sind primär der Service und die Lösungsorientierung im Fokus – erst dann der Preis“, erklärte er die aktuelle Marktverteilung.

Euroblock Kundenforum 2020

Erdung nach Rekordjahr

Auf Einladung des Euroblock trafen sich vom 30. bis 31. Januar mehr als 200 führende Köpfe aus der Verpackungsindustrie in Freising bei München, um bei hochkarätigen Vorträgen und Marktgesprächen die Herausforderungen der Branche zu beleuchten. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung nach dem Paletten-Rekordjahr 2018 widmete sich die 11. Auflage des Forums auch Themen wie der Digitalisierung, Holzverfügbarkeit und dem Klimawandel. 

Das Euroblock-Forum ist das größte Branchentreffen der Palettenindustrie in Europa. Alle drei Jahre lädt die Euroblock-Verpackungsholz GmbH als Marktführer für Pressspanklötze zu dieser zweitägigen Veranstaltung. Für die Fachvorträge konnten heuer besonders renommierte Referenten mit einem breiten 

Themenspektrum am Puls der Zeit gewonnen werden. Die Moderation wurde erstmals in professionelle Hände gelegt. Die Fernsehjournalistin Saskia Naumann führte 210 Teilnehmer aus 16 Nationen in Europa, Asien und den USA charmant durch die Programmpunkte. Kunden und Geschäftspartner von Euroblock sowie Vertreter der Verbände folgten gespannt den Ausführungen.

Die Wirtschaftslage sorgte beim Forum für gebremsten Optimismus. Nach drei Jahren dynamischen Wachstums mit dem Rekordhoch im Jahr 2018 hat sich die Nachfrage nach Holzverpackungsmaterial zuletzt wieder normalisiert.