„Was im Februar startete, lief bis Juli volle Pulle. Dann waren die Preise auf einem Niveau, das die Nachfrage dämpfte, der Handel hatte die Lager voll und die Kunden fuhren in Urlaub“, zählt Herzel weiter auf, was dann zum Abschwung führte.
Selbst Standardware knapp
„Dass sogar Standardrohware, wie 23 mal 150 mm, knapp wurde, zeigt, was heuer los war“, ergänzt Wolfgang Leitinger, wiedergewählter VEH-Präsident. „Der Hype samt dem folgenden Zusammenbruch im Sommer war für die Branche nicht gut. Daher hoffe ich, dass es sich 2022 nicht wiederholt.“
Laut Herzel wären die Preise bei der Hobelware aber nie so „unverhältnismäßig gestiegen“ wie etwa die der konstruktiven Hölzer. Mittlerweile hätten sich die Preise wieder auf ein „erträgliches Maß nivelliert“, interpretiert Herzel, „wenngleich die Preisniveaus immer noch höher sind als vor zwölf Monaten.“
Weniger, aber trotzdem sehr gut
Herzel geht davon aus, dass der Mengenabsatz heuer ähnlich hoch war wie „im extrem guten Jahr 2020“. Zu jedem Normaljahr sieht er eine schöne Steigerung.Derzeit sind sowohl die Produzenten- als auch die Kundenlager gut gefüllt. Man erkennt am Markt aber noch ein „Zuwarten auf neue Preise“. Herzel geht davon aus, dass nach einem verhaltenen 1. Quartal 2022 erneut eine gute Nachfrage kommen werde. Verschobene Projekte werden 2022 zu einem entsprechenden Absatz führen.
Reklamationen kann und will sich keiner leisten. Daher setzen wir auf die strengeren VEH-Richtlinien.
Jede korrekt montierte Fassade oder Terrasse ist eine Werbung für Holz.
Alle aus 2021 gelernt
Eine ähnliche Preisrallye wie 2021 kann sich Herzel nicht vorstellten. „Alle Glieder der Versorgungskette haben gelernt. Wer heuer ad hoc überproportional viel orderte, musste tief in die Tasche greifen. Das kann man 2022 mit besserer Planung vermeiden“, rät Herzel zu vorausschauenden Bestellungen. „Orders nach dem Motto ,Menge vor Preis‘ braucht niemand.“
Leitinger geht davon aus, dass bei der Fichte die Verfügbarkeit 2022 kein Thema mehr sein wird. Anders sieht er die Lage bei der Eiche. „Mit der unsicheren Versorgung tut sich die Fußbodenindustrie sehr schwer.“ Auch bei der Lärche gibt es in einigen Dimensionen Probleme. „Mehr heimische Lärche sehe ich nicht kommen, auch bei der Sibirischen Lärche fehlt das Angebot“, bedauert Leitinger.
Unisono orten Leitinger und Herzel eine sehr gute Stimmung in der Branche und viel Optimismus für 2022. „Wir sind alle voll motiviert, die verlangten Mengen auch zu liefern. Anders als zum Jahreswechsel 2020/2021 sind nun die Lager besser gefüllt als vergangenes Jahr.“
Die Zukunftsprobleme ähneln sich in allen VEH-Mitgliedsländern: Logistik und Facharbeitermangel. „Es ist immer schwieriger, gut ausgebildete Leute zu bekommen. Der VEH versucht daher, die Ausbildungsstätten stärker einzubinden.“ „Derzeit spült das Ausbildungssystem Leute auf den Markt, die für die Holzindustrien nur bedingt tauglich sind“, formuliert es Herzel.
Zugpferd Fassade
Der Fassadenbereich ist in Deutschland ein besonderer Wachstumsbereich. „Mit einer Holzfassade kann man sein Haus individualisieren. Moderne Holzschutzmittel vereinfachen die Erhaltung und die neue Energiesparverordnung ist ebenfalls gut für die Holzverwendung.
„Jede entsprechend den VEH-Empfehlungen montierte Fläche ist eine positive Werbefläche für Holz“, schließt Leitinger das Interview.
45. Generalversammlung
Am 21. Oktober trafen sich die Mitglieder des VEH auf dem Werksgelände von Binderholz in Fügen in Tirol, um die 45. Generalversammlung des Verbandes abzuhalten. Auch Franz und Reinhard Binder begrüßten die Teilnehmer im FeuerWerk am Werksgelände. Da durch COVID-19 die 44. Generalversammlung zum vorgesehenen Termin 2020 nicht stattfinden konnte, wurde diese – nach einstimmigem Beschluss – in die 45. Generalversammlung eingebunden und somit nachgeholt. Im Rahmen der Generalversammlung wurden auch die Qualitätszertifikate VEH/Q an die ordentlichen Mitglieder Häussermann und Mühlbauer Holz überreicht. Die Wahl der Organe für die Periode 2021-2023 verlief einstimmig und bestätigte alle, die bereits in der Periode bis 2021 gewählt wurden. Beendet wurde der Tag mit einem Besuch beim außerordentlichen Mitglied Adler-Werk Lackfabrik in Schwaz in Tirol. Die Mitglieder wurden dabei von der Geschäftsführerin Andrea Berghofer empfangen. Sie ging in ihrer Begrüßungsrede auf die vereinenden Punkte zwischen binderholz und Adler ein, dass eben Holz und Holzbau sowie Innovation im Alltag gelebt werden.
Neu wurde die Fassadenbroschüre in einer überarbeiteten Fassung umgesetzt und ein Terrassenmerkblatt entworfen. Es gab heuer eine VEH-Beteiligung an der Biennale in Venedig. Der Verband unterstützte auch das TU Wien-Projekt Vivihouse und das HFA F&E-Projekt „Eurodeck“ gemeinsam mit der IHD Dresden.
Für die Forschungsterrasse Tulln ist ein Folgeprojekt geplant. Ziel: 200.000 Besuchern soll Lust auf „Holz im Garten“ gemacht werden.
Substantielle Erweiterung in Deutschland
Holz-Henkel, Göttingen/DE, ist schon seit 2013 VEH-Mitglied. Mit Januar 2022 kommen weitere Töchter der Cordes-Gruppe hinzu: Osmo Holz, Warendorf/DE, bisher außerordentliches Mitglied, wird ebenso Vollmitglied wie Krages Holzindustrie, Hamburg, und Cordes Holz, Bremerhaven. Damit ist das Unternehmen mit den größten Hobelwerkskapazitäten Deutschlands VEH-Mitglied. „Wir sind nicht ohne Grund aktives Mitglied im Verband und kennen die Vorteile“, formuliert es Herzel. „Nachweislich bessere Qualitäten haben für alle Vorteile, 08/15-Schubladenqualitäten gehören bald der Vergangenheit an. Wir in der Cordes-Gruppe werden etwa die Scanner so einstellen, dass sie die strengeren VEH-Kriterien umsetzen können. Personell und logistisch kann sich niemand mehr Reklamationen leisten.“ Mit VEH-Topsortierungen hebt man sich von den Massenprodukten ab. Denn: „Topqualitäten werden vom Kunden honoriert“, meint Herzel und ergänzt: „Das VEH-Logo garantiert, dass jedes Stück für genau diesen Verwendungszweck geeignet ist.“
Für Leitinger ist der VEH-Eintritt der Cordes-Töchter ein „großer Erweiterungsschritt, der in Deutschland neue Maßstäbe setzt“. Die aufsummierte Hobelkapazität der VEH-Mitgliedsbetriebe erreicht ab 2022 knapp 1 Mio. m3/J.
Fassadenbroschüre
Der Verband der Europäischen Hobelindustrie (VEH) hat in enger Zusammenarbeit mit der Holzforschung Austria (HFA) und auf Basis mehrerer Forschungsprojekte zu diesem Thema eine aktualisierte Auflage seines kompakten Nachschlagewerks „VEH Holzfassaden“ – zunächst als E-Paper – veröffentlicht. Dieses fasst die Planung sowie Ausführung langlebiger Holzfassaden kompakt zusammen.
VEH-Broschüren bestellen: https://www.veuh.org/shop/