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Futuristischer Leitstand: Vom Brett aus dem Rohwarenlager bis zum fertigen Stück im Paket wird die Ware verfolgt © Gerd Ebner

H.I.T.

KVH und BSH in Losgröße 1

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.12.2021 - 08:39

„Speziell vom Fachhandel wurde schon länger BSH angefragt“, erklärt Uwe Lutz, Standort- und Vertriebsleiter in Hirschberg. „Wir diskutierten intern, wie wir darauf reagieren. Dann war es für uns klar, dass wir etwas Hochflexibles, gleichzeitig Kompaktes und Hochautomatisiertes benötigen.

Am besten wäre es für uns, über eine Anlage KVH und Lamellenholz in ein Paket zu fahren – also faktisch Losgröße 1. Das geht nun. Der Holzhändler oder der Zimmermann erhält ein perfekt foliertes Paket, in dem auch mal nur ein oder zwei BSH-Träger drinnen sein können.“

Gemeinschaftsprodukt

Die Anlage wurde unter der Führung von Rettenmeier-Technikleiter Paul Schmid und H.I.T. gemeinsam entwickelt. „Von uns kamen die Anregungen etwa hinsichtlich der Zugänglichkeit und Funktionalität. H.I.T. sorgte dafür, dass man die Wünsche, wie Flexibilität, Leistungssteigerung und Automatisierung, im modernen Stahlbau umsetzte“, erklärt Werksleiter Matthias Bähr beim Besuchstermin.

Bähr hebt besonders hervor, dass H.I.T. auch die komplette Projektkoordinierung mit den Lieferanten übernahm. „Die Teile waren immer dann da, wenn wir sie brauchten. Das alles war komplex, weil wir von der alten Anlage auch die KVH-Listenproduktion wegnahmen – diese kann über die neue viel besser abgewickelt werden. Hier kam es zu einer Anlagentrennung. Umgekehrt müssen alte und neue Produktion in der bestehenden Verpackungsanlage enden.“

Kurze Bau- und Montagezeit

Trotz der Komplexität gab es einen extrem raschen Baufortschritt. Im September 2020 wurde die Bodenplatte gegossen, im Frühjahr 2021 startete man die Anlage.

Die nötige Rohware wird in einem Hochregallager von Systraplan bereitgestellt. „Der Leitrechner überwacht, ob für die Produktion der kommenden Schichten genug Rohware vorrätig ist, und ordert diese im Fall der Fälle nach“, erklärt Bähr. „Eingelagert wird die Ware chaotisch.“

Redundante Keilzinkung

Auf das 1200 m3-Rohwarenlager folgen die zwei H.I.T. Entladestationen, die wiederum zwei Grecon-Keilzinkenanlagen versorgen – eine schnellere Powerjoint 18 und eine langsamere Powerjoint 12. Die stärkere KVH- und Duo-Rohware kommt zur 12-taktigen Maschine. Rettenmeier setzt sowohl hier in der Keilzinke als auch später in der Flächenverleimung auf Henkel PU-Klebstoff. Die erzeugten Endloslamellen werden entsprechend der nötigen Länge gekappt und zum Aushärten ins Lamellenlager einsortiert.

Mannloser Dimensions- und Produktwechsel

Es folgen zwei Rex-Hobelmaschinen. KVH kann komplett fertig gehobelt werden. Diese Maschine ermöglicht es Rettenmeier, nicht nur einen Dimensionswechsel ohne Personal an der Maschine, sondern auch einen mannlosen Produktwechsel auszuführen. „Egal, ob NSi- oder Si-Qualität – wir können alles sehr flexibel hobeln“, betont Bähr.

Die BSH-Rohware geht durch den Lamellenhobel und von dort in den Ledinek-Pressstern. Dieser kann stufenlos bis zu 16 m-Stangen bis zu 600 mm Höhe verpressen. „Daraus lassen sich diverse Mehrfachlängen erzeugen“, erklärt Bähr.

Außerdem kann mit einer BSH-Trennbandsäge von Resch & 3 die Ware beliebig dimensioniert werden – ehe es für das BSH auch durch den Rex-Finalhobel geht.

KVH sowie Lamellenholz kommen nun wieder zusammen. Über die Folierung lässt sich alles in die Kommissionieranlage fahren, wo die Pakete in Losgröße 1 gebildet werden

KVH, BSH und Duolam gemeinsam per Kommissionierkran

Rettenmeier hat am Produktionsende einen Kommissionierkran von H.I.T. im Einsatz, der aus den Lagerplätzen die Ware zusammenklaubt. Der letzte Schritt ist die Verpackung. Diese Anlage verschließt die Pakete auf fünf Seiten samt Unterlagshölzern.

Das Hirn der gesamten Anlage ist ein Leitrechner von Alfha, Finnentrop/DE. Dieser taktet die Rohware entsprechend dem Bedarf den Anlagenteilen zu. „Wir überwachen alles vom ersten Eingangsbrett bis zum fertigen Produkt. Für gleichmäßige Qualität haben wir viel Scannertechnik von Microtec im Einsatz“, erklärt Bähr.

Endausbau nur vier Mitarbeiter

Derzeit zeichnen noch zwei Mitarbeiter die Holzmerkmale vor der Keilzinkung an. Das wird obsolet, sobald die neue Gütesortierung im April 2022 fertig ist.

„Dann können wir noch rationeller produzieren. Im Zweischichtbetrieb benötigen wir nur noch vier Mitarbeiter“, freut sich Lutz auf die kommenden Monate.

„Schon jetzt ist es uns möglich, in einem Paket die Dimensionen und Leimholzarten zu verpacken, die der Kunde benötigt.“

Rettenmeier Hirschberg

Geschäftsfühung: Dr. Stephan Lang
Einschnitt: 800.000 fm/J
Holzarten: 100 % Fichte (aus Fichtel-, Erzgebirge sowie Bayerischer Wald)
KVH: 150.000 m3/J (bestehende Anlage)
BSH: 60.000 m3/J (neue Anlage, zweischichtig) 
Mögliche Dimensionen: von 40 mal 80 mm bis 300 mal 600 mm 2 bis 16 m