Publikumswahl.jpg

© shutterstock.com / Peter Tos; Holzkurier

Interview mit REINHARD BINDER, CEO Binderholz

Wachstumssprung auf 2,6 Mrd. € geplant

Ein Artikel von Gerd Ebner | 07.01.2022 - 07:23

Holzkurier: Herr Binder, warum gibt es diese Expansion Ihres Unternehmens? Bis vor Kurzem kam von Ihnen immer die Aussage: „Marge vor Menge“. Seit 2016 verfünffachte sich der Umsatz durch Übernahmen und Ausbauten. Gilt seither: „Menge vor Marge“? Oder wuchs das Ergebnis in ähnlichem Ausmaß.

Reinhard Binder: „Marge vor Menge“ ist nach wie vor unser Leitsatz, da man nur das produzieren kann, was marktseitig zu auskömmlichen Preisen verkauft werden kann. Dieser Grundsatz ist die Basis für nachhaltige Ergebnisse.

Bei den spektakulären Übernahmen von Klenk Holz in Deutschland, den Klausner-Werken in den USA und auch von BSW in Großbritannien stach Ihr Unternehmen jeweils Konkurrenten aus Deutschland und Österreich im Bieterprozess aus. Sind Sie bereit, ein höheres Risiko einzugehen als die anderen, und haben sich alle Käufe bisher gerechnet?

Sämtliche Zukäufe müssen sich vernünftig rechnen und strategisch in unsere zukünftige Ausrichtung passen.

Bei den 2021er-Preiserhöhungen bei nahezu allen Holzprodukten war Binderholz „mittendrin statt nur dabei“. Was war heuer substanziell anders, dass sich gewisse Preise verdoppelt beziehungsweise verdreifachen konnten?

Das Jahr 2021 traf uns alle mit einer kaum jemals zuvor dagewesenen Dynamik und einem Nachfrageüberhang, der uns alle an unsere Grenzen brachte.

Schlussendlich haben diese beiden Faktoren zu dieser kurzzeitigen Überreaktion bei den Preisen geführt. Aktuell spüren wir das in unserer Branche bei den Kraftstoff-, Energie-, Container-, Leim-, Maschinen- oder Ersatzteilpreisen, welche sich teilweise vervielfacht haben.

Zumindest waren wir immer innerhalb von sechs bis acht Wochen lieferfähig und konnten die zugesagten Liefertermine auch einhalten, während viele andere Bau- oder Industrieprodukte immer noch mehrmonatige Lieferverzögerungen aufweisen.

Für 2022 ist bei Binderholz ein Wachstumssprung von 1,6 Mrd. € auf 2,6 Mrd. € geplant. Ist das allein die BSW-Integration oder gehen Sie von weiter steigenden Preisen aus? Warum lässt sich für Holz mittlerweile mehr erzielen, als wir es über Jahrzehnte gewohnt waren?

Es ist richtig, für 2022 ist bei Binderholz ein Wachstumssprung von 1,6 auf 2,6 Mrd. € geplant. Dies resultiert aus der BSW-Integration, der Produktion unserer USA-Werke sowie den dringend notwendigen Preisanpassungen bei den Final- und Sägenebenprodukten. Neben den schon erwähnten Preistreibern wirkt sich natürlich auch der aktuelle Rundholzpreis entsprechend aus.

Durch BSW wird Binderholz 2022 in Großbritannien mehr Umsatz erzielen als in der DACH-Region. Auf welchem Markt – oder in Ihrem Fall – Kontinent liegt in den kommenden drei Jahren der Hauptfokus?

Der Hauptfokus wird immer dort sein, wo unsere Werke geografisch liegen. Und das sind nun einmal Zentral- und Nordeuropa, Großbritannien und die USA. Nachdem wir aber auch stark in Japan, Asien, Australien, Afrika oder Südamerika vertreten sind, liegt der Fokus auch auf diesen Kontinenten beziehungsweise Ländern.

Von der Wirtschaftskrise 2008 waren speziell Holzindustrien massiv betroffen. Was unterscheidet Binderholz 2022 von Binderholz 2008?

Maßgeblich unterscheidet uns zu 2008 unsere Produktvielfalt, die Internationalisierung und das mittlerweile globale Bauen mit Holz im mehrgeschossigen Bau.

Es gibt in den Holzindustrien deutlich mehr Fälle, wo sich die zweite und dritte Generation von Familienunternehmen nicht mehr einig war. Mit Pfeifer, Egger und Binder sind es gerade Tiroler Unternehmen, wo das Gegenteil der Fall zu sein scheint. Warum sind Sie offenbar gemeinsam stärker?

Starke Familien, Zusammenhalt, auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern, die gemeinsam gesteckte Ziele umsetzen, das ist die Basis für erfolgreiche Familienunternehmen.

*Publikumswahl 2021

Publikumswahl.jpg

© shutterstock.com / Peter Tos; Holzkurier

Binderholz vor Stora Enso und Best Wood schneider

Im November und Dezember 2021 hatte jeder Holzkurier-Leser online Gelegenheit, aus zehn vorgegebenen Unternehmen die Holzindustrie des Jahres zu wählen.

Binderholz wurde unter anderem wegen der spektakulären Übernahme der größten Holzindustrie in Großbritannien vorgeschlagen. Stora Enso stand 2021 für Quartalsverträge, während viele andere deutlich schneller Preise anpassten. Best Wood Schneider wiederum errichtet gerade ein spektakuläres Sägewerk.

Die meisten Stimmen entfielen auf Binderholz.