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Alle Daumen hoch für die gute Zusammenarbeit und das gelungene Projekt: Abdolmajid Ranjbar, Michael Ranjbar, Thomas Huter, Stefan Kranebitter,  Richard Waldauf und Arno Gaggl (v. li.) © Günther Jauk

Hundegger

Abbinden und flicken

Ein Artikel von Günther Jauk | 22.06.2022 - 16:08
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Knifflige Sonderprojekte, wie diese blockverleimte Brücke, sind die Spezialität von Huter & Söhne © Günther Jauk

Das über 160 Jahre alte Familienunternehmen Huter & Söhne mit zahlreichen Standbeinen betreibt auch eine BSH-Fertigung mit angeschlossenem (Ingenieur-)Holzbau. „Oft sind es knifflige Sonderprojekte, Freiformen oder spezielle Holzarten, die für andere Betriebe wenig interessant sind, für uns aber gerade den Reiz der Arbeit ausmachen“, berichtet Holzbauchef Richard Waldauf beim Holzkurier-Besuch. Als Beispiele zeigt er eine 24,8 m lange, blockverleimte Radwegbrücke, die in Kürze über die Arlbergstraße führen wird (s. Bild unten). Um derartige Projekte realisieren zu können, braucht es laut Geschäftsführer Thomas Huter vor allem Innovationsgeist und Mut: „Egal, ob Vorfertigung, Leimholzbau, CNC-Abbund oder 3D-Zeichungen im Holzbau – wir waren bei allen Entwicklungsschritten des modernen Holzbaus von Anfang an mit dabei, haben laufend investiert und oft auch Pionierarbeit geleistet.“

Flaschenhals beseitigen

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Huter & Söhne entschied sich für die große Ausführung der Robot Drive mit 1300 mm Bearbeitungsbreite © Günther Jauk

Den kompletten Stab- und Plattenabbund erledigte in den vergangenen 20 Jahren eine Universal-Abbundanlage. Mit zunehmenden Kapazitäten und steigenden Anforderungen in diesem Bereich machte man sich bei Huter bereits längere Zeit Gedanken über eine neue beziehungsweise zusätzliche Abbundanlage. „Der CNC-Stababbund von Hundegger hat uns von Anfang an überzeugt. Allerdings wäre die Anlage rein mit unserem Abbundbedarf nicht zu 100 % ausgelastet und damit auch nicht optimal wirtschaftlich gewesen“, erinnert sich Waldauf.

Voll und ganz ausgelastet war hingegen die Flickstation des Unternehmens. „Unsere Holzkosmetik war ausgesprochen mitarbeiterintensiv und oft auch der Flaschenhals in der Produktion, weshalb wir uns bereits seit längerer Zeit Gedanken über eine automatisierte Lösung machten, die es in dieser Form aber noch nicht gab“, erzählt Waldauf. Konkret wollte man eine Scannerlösung, welche die unterschiedlichen Fehlstellen auf der Holzoberfläche nicht nur erkennt, sondern die erhobenen Daten auch gleich an eine angeschlossene CNC-Anlage überträgt. Diese sollte dann die Harzgallen und Astlöcher entsprechend vorbereiten, sodass ein Mitarbeiter nicht mehr fräsen und bohren, sondern nur noch einkleben muss.

Was hier in zwei Sätzen erklärt ist, war für die ausführenden Unternehmen mit beträchtlichem Entwicklungsaufwand verbunden. Für die Ermittlung der Fehlstellen entwickelte Alpiscan, Feldthurns/IT, einen ausgesprochen präzise arbeitenden Prototyp und Hundegger steuerte für die Bearbeitung einen Multi-Bearbeitungskopf, bestückt mit zwei unterschiedlichen Werkzeugen, bei. Für die Mechanisierung vom Hobel durch den Scanner und weiter zur Hundegger sowie den manuellen Ausbesserungsplatz hinter der Abbundanlage samt Wender zeichnet H.I.T., Ettringen/DE, verantwortlich.

„Bemerkenswert war vor allem die gute Zusammenarbeit unter den Ausrüstern. Nachdem wir unsere Lieferanten gewählt und unsere Wünsche und Ziele genau formuliert hatten, mussten wir nicht mehr viel beitragen. Alpiscan und Hundegger sprechen dieselbe Sprache, haben sich selbst organisiert und uns Lösungen präsentiert“, zeigt sich Huter ausgesprochen zufrieden.

Sechsseitige Bearbeitung

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Der Multi-Bearbeitungskopf von Hundegger nimmt einen Fingerfräser und einen Harzgallenfräser auf, wodurch sich Huter zahlreiche Werkzeugwechsel spart © Günther Jauk

Konkret lieferte Hundegger eine Robot Drive-Abbundanlage mit 1300 mm Bearbeitungsbreite. Die Hawangener Maschinenbauspezialisten entwickelten die Robot-Modelle als ausgesprochen flexibel einsetzbare Universalmaschinen für den Stababbund. Dabei erledigt ein sechsachsiger Roboterarm sämtliche Bearbeitungsschritte. Ein Werkzeugwechsler mit 18 Plätzen steht für die umfassenden Fräs-, Bohr- und Sägearbeiten zur Verfügung.

Einer dieser Werkzeugplätze ist mit dem oben genannten Multi-Bearbeitungskopf ausgestattet, der neben einem Fingerfräser auch einen Harzgallenfräser aufnimmt, womit alle Fehlstellen mit einem Kopf entfernt werden können.

„Ursprünglich waren zwei Werkzeuge geplant. Das ständige Wechseln wäre aber zu zeitintensiv gewesen, weshalb wir diesen Spezial-Bearbeitungskopf entwickelten“, erklärt Hundegger-Österreichvertreter Arno Gaggl.

Optimale Maschinenauslastung

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Die neue Robot Drive übernimmt nicht nur den Abbund, sondern auch einen wesentlichen Teil der Holzkosmetik © Günther Jauk

Mit der Kombination aus ausgeklügeltem Scannersystem und darauf abgestimmter CNC-Bearbeitung hat Huter wieder einmal eine Innovation in seinem Betrieb umgesetzt und kann damit seine Robot Drive optimal nutzen. „Dank der guten Zusammenarbeit und der gelungenen Umsetzung aller Beteiligten wurde das Projekt zum vollen Erfolg. Außerdem können wir jetzt unser wertvollstes Gut – unsere Mitarbeiter – wesentlich sinnvoller einsetzen“, so Huter abschließend.