Der afrikanische Kontinent ist den meisten Menschen nur aus Film und Fernsehen bekannt. Jürgen Sudeck, Geschäftsführer des gleichnamigen Holzhandelsunternehmens, kann hingegen seine Reisen in die Länder West- und Zentralafrikas kaum mehr zählen. Seit nun bald vier Jahrzehnten arbeitet der Außenhandelsvorsitzende des GD Holz mit den unterschiedlichsten tropischen Holzarten und gilt als wahrer Experte seines Fachs. Im Holzkurier-Interview erklärt Sudeck, dass der Einsatz von Tropenholz oft zu Unrecht missbilligt werde und warum die Verwendung von beispielsweise Mukulungu im Eigenheim die Regenwälder sogar schützen kann.
Vorsprung durch Wissen
Die ursprünglich aus Lateinamerika stammende Cedrela odorata, umgangssprachlich auch Spanische Zeder genannt, ist vor allem durch den besonders aromatischen Geruch bekannt © Sudeck
Von Palisander über Afzelia bis hin zu dem bei uns schon etwas bekannteren Terrassenholz Bangkirai – die Palette der Tropenhölzer ist schier unendlich und für den Laien schnell unübersichtlich und nur schwer durchschaubar. „Diese Hölzer sind keine gewöhnlichen Handelswaren. Um mit tropischen Harthölzern Handel zu betreiben, bedarf es einer Menge an Wissen und Erfahrung. Dabei reicht es jedoch nicht, die Arten und Qualitäten zu kennen, man muss sich auch mit den örtlichen Gegebenheiten und Arbeitsweisen vertraut machen. Nur so bleibt man auch langfristig erfolgreich im Geschäft“, nennt Sudeck die Voraussetzungen für seine Importtätigkeiten.
Über Hamburg in die Welt
Jürgen Sudeck gemeinsam mit einem Mitarbeiter bei Holzabnahme im Werk eines lokalen Schnittholzproduzenten in Ghana © Sudeck
Aufgrund der erschwerten Reisebedingungen seit Ausbruch der Coronapandemie war Sudeck selbst seit rund zwei Jahren nicht mehr in seinen Lieferländern vor Ort. Der Händler mit Sitz im norddeutschen Hamburg kann jedoch auf lokale Unterstützung vertrauen: „Die Drehscheibe ist Hamburg – von hier aus bedienen wir unsere Kunden von Kanada bis nach Neuseeland in der ganzen Welt. In Ghana und Kamerun haben wir jeweils zwei lokale Mitarbeiter, die sich um unsere dortigen Lieferanten und Partner kümmern. Ebenso darum, die Vorgaben der EUTR zur Sorgfaltspflicht einzuhalten.“
„Schützen durch Nützen“
Tropenhölzer sind in den vergangenen Jahrzehnten mehr und mehr in Verruf geraten. Ihre Nutzung und Verwendung werden teilweise direkt mit der Rodung tropischer Regenwälder und der Ausbeutung der Länder, in denen diese beheimatet sind, in Verbindung gebracht. „Doch gerade die Holznutzung und Weiterverarbeitung zu gefragten Produkten geben den Wäldern erst einen ökonomischen Wert. Großflächige Rodungen, die hauptsächlich der Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzfläche dienen, würden anderenfalls noch mehr befeuert werden. In Kamerun oder im Kongo will man genauso wie in Europa eine nachhaltige Forstwirtschaft etablieren. Speziell Gabun ist ein Beispiel dafür, dass sich die afrikanische Holzwirtschaft auf einem guten Weg befindet. Der zentralafrikanische Staat hat sich zum Ziel gesetzt, die gesamte Waldfläche des Landes FSC-zertifizieren zu lassen“, informiert Sudeck im Holzkurier-Gespräch.
Die Mischung macht’s
Dass Sudeck ein großer Tropenholzbefürworter ist, dürfte niemanden verwundern. Einige Trends und Holzprodukte kritisiert der erfahrene Importeur jedoch zu Recht: „Neben der besonderen Optik haben Tropenhölzer auch hervorragende Holzeigenschaften. Wir modifizieren heimische Hölzer oft unter höchstem Energie- und Chemikalienaufwand. In vielen Fällen wäre hier ein Einsatz von Tropenholz nicht nur ökonomisch vorteilhafter, sondern sogar nachhaltiger. Wir müssen uns den vielfältigen und teils herausragenden Eigenschaften dieser wenig bekannten Baumarten erst richtig bewusst werden. Speziell in Zeiten, in denen die Holzbeschaffung auch in Europa zunehmend schwieriger wird, müssen wir wieder damit beginnen, ein wenig über den Tellerrand zu blicken und die vielfältigen Holzarten der Erde gezielt nach ihren Eigenschaften einzusetzen“, erklärt Sudeck und fordert gleichzeitig von den Konsumenten mehr Flexibilität in der Holzartenwahl.
Tropenholzimporte im Sinkflug?
Afzeliaschnittholz ist bereits seit Jahrzehnten ein Importklassiker und wird sowohl für konstruktive als auch dekorative Zwecke eingesetzt © Sudeck
Laut Sudeck heißt die Antwort: nein. Seit den 90er-Jahren präsentiert sich die Importmenge stark rückläufig und brach in vielen Bereich auf einen Bruchteil der alten Liefermengen ein. „Natürlich gab es einen deutlichen Rückgang. Seit einigen Jahren hat sich die Menge aber mit leicht positiven Tendenzen wieder stabilisiert – wenn auch auf niedrigem Niveau“, antwortet der Importspezialist auf die stark sinkenden Zahlen. Laut Sudeck ist es hier aber vor allem wichtig, über Rohholzäquivalente und nicht bloß Mengen zu sprechen. Wurde vor einigen Jahrzehnten noch vorwiegend Rundholz nach Europa verkauft, sind es heutzutage ausschließlich weiterverarbeitete Produkte, die per Seeweg in die europäischen Häfen kommen. „Fixfertige, lokal produzierte Saunalatten aus Abachi sind dabei ein gutes Beispiel – dass hier die gehandelte Nettomenge weniger wird, bedarf keiner zusätzlichen Erklärung“, informiert Sudeck.
Gesetzliche Reglementierungen der afrikanischen Staaten sind dabei mit einer der Hauptgründe für die Trendumkehr: Bereits Anfang der 80er-Jahre wurden stückweise Rundholzexportverbote für stetig mehr Holzarten verhängt. Die Zielvorgabe ist klar: Die Wertschöpfung soll so weit und lange wie möglich im eigenen Land verbleiben.
Ende offen
Die Rodung der Regenwälder hat viele Ursachen – laut Sudeck gehört eine nach nachhaltigen Standards betriebene Forstwirtschaft nicht dazu. Ganz im Gegenteil: Der Tropenholzspezialist fordert den Einsatz des gesamten Artenspektrums. „Nur so werden wir den stetig wachsenden Bedarf auch decken können“, ist sich der Händler sicher. Daher setzt er sich auf ehrenamtlicher und politischer Ebene im GD Holz für diese Ziele ein.
Soll dies als Aufruf zum großflächigen Einsatz von Tropenholz verstanden werden? So weit würde wohl sogar Sudeck selbst nicht gehen.
Wie bei so vielen Themen gibt es hier kein klares Schwarz oder Weiß. Um die vielfältigen Herausforderungen der Zukunft meistern zu können, wird es alle brauchen – von A, wie Ahorn, bis eben Z, wie Zebrano.