Ziel der Landesregierung ist die Etablierung eines „Wood-based Valley“. Als dessen Keimzelle soll der Forschungscampus fungieren. Ähnlich dem Hightech Standort im kalifornischen „Silicon Valley“, soll das Bundesland künftig die Spitzenposition in der laubholzbasierten Rohstoffverwendung besetzen.
Bedarf der Industrie im Mittelpunkt
Um das Vorhaben zielstrebig umzusetzen, wurden zukunftsträchtige Forschungsfelder identifiziert. Ausschlaggebend war hierbei der Bedarf der Industrie. Im Fokus der Forschung stehen deshalb aktuell folgende Themen:
- Faserbasierte Biopolymerwerkstoffe
- Biotechnische Konversion
- Holzaufschlussverfahren
- Verpackungsmaterialien
Anfang 2023 sollen zudem die Bereiche Papier, Holzwerkstoffe und Leichtbau in Angriff genommen werden. Außerdem die Themen intelligente Fabrikation und Energiespeicherung.
Aus Laubholz werden Carbonfasern: Das Bild zeigt die Fadenbildung im Rahmen der Faserproduktion © Deutsches Institut für Textil- und Faserforschung Denkendorf
Im Bereich der faserbasierten Biopolymerwerkstoffe können die Forscher bereits spruchreife Ergebnisse vorweisen. Denn die entwickelten Carbonfasern sollen im Fahrzeugbau verwendet werden. Anfragen zum Thema kämen auch aus Südamerika. Möglich wurde der schnelle Forschungserfolg durch den Erwerb von Patenten des Deutschen Instituts für Textil- und Faserforschung Denkendorf, Denkendorf/DE.
Durch Forschung zur Marktreife
Das Vorgehen im Fall der Carbonfasern ist beispielhaft für die Arbeit der Forscher, denn Ludwig Lehner, dem Vorstandsvorsitzenden des Technikums, ist es wichtig zu betonen:
Wir wollen den Hochschulen und Instituten keine Konkurrenz machen,
Auftrag des Technikums sei es vielmehr, den Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung und Produktionsreife effizienter und effektiver zu gestalten. Hierzu würden wie im Fall der Carbonfasern Patente aufgekauft. Anschließend werde an der Optimierung der Verfahren gearbeitet.
Aktuell findet die Weiterentwicklung noch in Laboren von Hochschulen und anderen Institutionen statt. Die Forscher sind jedoch beim Technikum angestellt. Ab Ende dieses Jahres wird das Technikum Laubholz nach Göppingen umziehen. Dort werden in bestehenden Hallen vier erste Pilotanlagen untergebracht. „In einer der Hallen wird eine Anlage zur Herstellung von mikrofibrillierter Zellulose installiert“, erklärt Dr. Tobias Wolfinger, der Forschungsleiter des Technikums. „Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz wird das Produktionsverfahren anschließend kontinuierlich perfektioniert“, erläutert Wolfinger weiter.
Ziel: Dezentrale Resteverwertung
Produktionsreife Verfahren sollen von Unternehmen bevorzugt in kleinen, dezentralen Anlagen angewendet werden. Erste Anfragen namhafter Firmen lägen bereits vor.
Produktionsreife Verfahren sollen von Unternehmen bevorzugt in kleinen, dezentralen Anlagen angewendet werden. Erste Anfragen namhafter Firmen lägen bereits vor. Die Nutzung der Technologien durch die Unternehmen kann laut Lehner auf zwei Wegen erfolgen:
- Kauf entsprechender Lizenzen
- Beteiligungen an Ausgründungen des Technikums
Als Rohstoffe sollen nach Lehners Auskunft Sägerestholz und Industrieholz verwendet werden. Als Baumart stünde die Buche zwar im Mittelpunkt, aber auch andere Laubbaumarten bürgen vielversprechende Potenziale.
Fachtagung im November
Die künftige Verfügbarkeit dieses Rohstoffs ist auch Thema der diesjährigen Blaubeurer Laubholztage. Diese finden unter Mitwirkung des Technikums von 15. bis zum 17. November in Blaubeuren statt.
Technikum Laubholz
- Standort: Blaubeuren/DE
- Geschäftsleitung: Ludwig Lehner und Dr. Tobias Wolfinger
- Mitarbeiter: 52
- Auftrag: Entwicklung innovativer und produktionsreifer Laubholzprodukte
- Gründung: Frühjahr 2020