Gropyus

Holzbau vom Fließband

Ein Artikel von Remo Bühler | 29.11.2022 - 06:05

Die Wand- und Deckenmodule des Unternehmens verfügen nun unter anderem über eine bessere Akustik und optimierte Brandschutzeigenschaften. Außerdem hat Gropyus die Produktion sowie die Montage nachhaltiger und kostengünstiger gestaltet. „Diese Weiterentwicklung war für uns ein sehr großer Sprung“, gibt Philipp Erler, Chief Technology Officer (CTO) von Gropyus, gerne zu.

Hightech und altes Handwerk

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Die Produktion: Das weiterentwickelte Bausystem wird künftig auf einer Anlage produziert, die dieser Computersimulation entspricht © Gropyus

Die Anlage für die Serienproduktion hat das österreichisch-deutsche Unternehmen mit Partnern entwickelt. Von Weinmann Holzbausystemtechnik, Sankt Johann/DE, stammen Portale und Tische. Die Roboter und weitere Komponenten produziert Gropyus selbst. Hinzu kommt die Erfahrung von rund 30 Mitarbeitern des Start-ups, die zuvor bei Autobauern für die Automatisierung der Produktion zuständig waren. Ergänzt wird deren Wissen um die Beratung der Dürr Consulting, Bietigheim-Bissingen/DE.

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Ansprechend gestaltet: Von außen wird die nächste Generation der Gropyus-Gebäude dem Design dieses Prototyps entsprechen © Patrick Lipke

„An der Autoindustrie schauen wir uns viel ab, weil sie in diesem Bereich den Goldstandard darstellt. Manchmal hilft uns aber auch die Rückbesinnung auf althergebrachte Handwerkskunst“, erklärt Erler. Die Module für das im Frühjahr in Weißenthurm/DE eröffnete Gebäude wurden beispielsweise noch geschraubt. In der Serienfertigung greift Gropyus stattdessen auf traditionelle Verbindungen mit Zinken zurück. Künftig soll hierfür ein biobasierter Klebstoff verwendet werden.

Schnell, vernetzt und just in time

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Wohlfühlatmosphäre: Der Aufbau der einzelnen Wohnungen im neuen Gebäudetyp orientiert sich an diesem Beispiel © Patrick Lipke

Aufgrund der Automatisierung kann Gropyus die Holzbauelemente in Zukunft noch schneller herstellen. „Wenn die Anlage in Betrieb ist, können wir rund alle 15 Minuten ein Wand- und ein Deckenelement produzieren“, erläutert Erler. „Möglich wird dieser Takt durch den Einsatz von standardisierten Kernmodellen.“ Als variable Größe verbleiben nur die unterschiedlichen Aufbauten. Unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz werden alle Prozesse fortlaufend optimiert.

Eine Schlüsselfunktion nimmt das digitale Planungsmodell ein. Es dient zur Optimierung des Materialeinsatzes und macht die Anlage zugleich flexibel. „Ohne Umrüstung können wir verschiedene Holzwerkstoffe verarbeiten und unterschiedliche Modulvarianten fertigen. Alle notwendigen Anpassungen laufen automatisch über das Modell“, so der CTO. Die Zulieferer sind ebenfalls mit dem System verbunden und können ihre Abläufe so an den Fortgang der Produktion anpassen.

Der Plan und der aktuelle Stand

Die Endausbaustufe der Anlage soll Anfang 2024 erreicht sein. Dann lassen sich am Standort Richten pro Jahr Module zum Bau von umgerechnet 250.000 m2 Bruttogeschossfläche herstellen. Wenn ein Bauprojekt besonders schnell fertiggestellt werden soll, kann die Kapazität noch weiter erhöht werden.

Mithilfe einer digital gesteuerten Fertigung produziert Gropyus derzeit bereits Wandmodule für ein Projekt nahe dem Bodensee. Grundsätzlich konzentriert sich das Unternehmen auf große Bauvorhaben. Als grobe Untergrenze nennt Erler eine Geschossfläche von etwa 3000 m2. Die meisten sind laut Aussage des CTO jedoch deutlich größer.