Um 7 % auf 18,8 Mrd. € konnte die deutsche Möbelindustrie 2022 ihre Umsätze steigern. Ausschlaggebend dafür waren die aufgrund der Erhöhung der Material- und Energiekosten notwendig gewordenen Preisanpassungen. Der Inlandsumsatz der deutschen Möbelhersteller erhöhte sich im vergangenen Jahr um 5 %. Im Ausland erzielten die Produzenten ein Umsatzplus von 10 %. Die Exportquote stieg auf 33 %. „Die Möbelhersteller befinden sich weiter in einem schwierigen Marktumfeld, auch wenn die Lage nicht mehr ganz so pessimistisch eingeschätzt wird wie noch im Herbst“, berichtete Elmar Duffner, Präsident des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM), auf einer Onlinepressekonferenz am 22. Februar.
Wieder mehr Zuversicht
„Die gute Nachricht ist, dass wir in das Jahr besser starteten als erwartet. Realistisch betrachtet, ist die Konjunktur aber eher noch verhalten“, erklärte der Verbandspräsident. Im Herbst 2022 erlebte die deutsche Möbelindustrie ein Stimmungstief. Die staatlichen Preisbremsen für Gas und Strom trugen laut Duffner zu einer gewissen Beruhigung im Markt bei. Zudem scheint die Inflation den Zenit überschritten zu haben. Laut dem ifo Institut zeigte sich die Möbelindustrie zum Start in das neue Jahr wieder zuversichtlicher. Das Geschäftsklima hellte sich im Januar leicht auf, die Geschäftserwartungen legten den zweiten Monat in Folge zu.
Die Materialbeschaffung hat sich entspannt. „Die meisten Vorprodukte sind inzwischen wieder stabil verfügbar, unsere Lieferzeiten bewegen sich größtenteils im regulären Rahmen“, sagte Duffner.
Positive Prognose
Für das laufende Jahr prognostizierte Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), für die Branche einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Er rechnet im 1. Halbjahr noch mit einer gedämpften Marktentwicklung, erwartet aber für das 2. Halbjahr eine allmähliche wirtschaftliche Erholung. Die Unsicherheit der Verbraucher werde abnehmen und die Entspannung an den Energiemärkten sich bemerkbar machen. „Wir sind zuversichtlich, dass das Thema Einrichten weiter hohe Priorität genießt“, meinte Kurth.
Kostendruck ist hoch
Die Möbelproduzenten sind derzeit mit einer Kaufzurückhaltung der Verbraucher konfrontiert. Schwierigkeiten bestehen zudem aufgrund der gestiegenen Material- und Energiekosten. Beim VDM ist man davon überzeugt, dass eine Weitergabe der Kostensteigerungen in der Wertschöpfungskette für die Industrie existenziell wichtig sei. Diese sei bisher allerdings nur in Teilen gelungen. „Die Möbelindustrie hat auch 2023 wieder die Aufgabe, die gestiegenen Preise an die Kunden weiterzugeben“, verdeutlichte Duffner.
Der Kostendruck bleibt auch in diesem Jahr weiterhin hoch.
Küchen verkaufen sich gut
Kurth ging auf der Onlinepressekonferenz auf die einzelnen Segmente der deutschen Möbelindustrie ein. Dabei hob er die Küchenmöbelindustrie besonders hervor: „Diese Sparte hat 2022 überdurchschnittlich gut abgeschlossen und sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Sie macht inzwischen ein Drittel des Gesamtvolumens der deutschen Möbelindustrie aus.“ Von ihr wurde im Vorjahr ein Umsatz in der Höhe von 6,2 Mrd. € erwirtschaftet, das entspricht einem Plus von 10%.
Die sonstigen Möbel inklusive der Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel sind das größte Segment der deutschen Möbelindustrie. Mit ihnen wurden 6,4 Mrd. € (+8 %) erwirtschaftet, das ist positiver als der Branchendurchschnitt. Die Büromöbelindustrie registrierte mit 2,2 Mrd. € Umsatz ein Wachstum von 8 %. Die Hersteller von Laden- und sonstigen Objektmöbeln lagen um 6 % über dem Vorjahreswert, sie erzielten einen Umsatz in der Höhe von 2,2 Mrd. €.
Ungleiche Auslandsmärkte
Eine unterschiedliche Entwicklung beobachtete der VDM/VHK-Geschäftsführer in den wichtigsten Auslandsmärkten. So waren beispielsweise die Lieferungen nach Frankreich mit einem Rückgang von 3 % unterdurchschnittlich. Das Land belegt aber nach wie vor Platz 1 im Ranking der wichtigsten Möbelexportmärkte Deutschlands. Positiv sticht die Schweiz hervor (+7 % bei den deutschen Möbelausfuhren). Erfreulich sind zudem die Steigerungen in die Niederlande (+10 %) und das Vereinigte Königreich (+7 %).
Uneinheitlich entwickelten sich auch die Exportmärkte außerhalb Europas. Die deutschen Möbelausfuhren in die Vereinigten Staaten legten um 11 % zu. Nordamerika steht laut Kurth im Zentrum der Exportaktivitäten der deutschen Möbelbranche. Rückläufig entwickelten sich die Möbelausfuhren nach China (–5 %).