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Egger-Gruppenleitung: Thomas Leissing, Hannes Mitterweissacher, Frank Bölling und Michael Egger jun. (v. li.) © Egger

Egger-Gruppe

Äußerst volatiles Umfeld

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 08.08.2023 - 15:51

„Wir freuen uns, dass wir insbesondere in der aktuell herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Lage ein weiteres erfolgreiches Geschäftsjahr abschließen konnten“, sagte Thomas Leissing, zuständig in der Egger-­Gruppenleitung für Finanzen und Verwaltung sowie deren Sprecher, auf der Jahrespressekonferenz der Egger-Gruppe am 27. Juli. Er verwies darauf, dass die vergangenen Jahre für die Branche als außergewöhnlich einzustufen seien. Die Nachfrage nach Holzwerkstoffen war während der Pandemie aufgrund des einhergehenden Cocooning-Effekts besonders hoch. „Wir sehen nun eine Rückkehr unserer wesentlichen Kennzahlen auf ein stabiles und langfristig nachhaltiges Niveau“, erklärte Leissing.

Die Egger-Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2022/23 einen gruppenweiten Umsatz in der Höhe von 4450 Mio. € (+5,1 % zum Vorjahr). Das EBITDA belief sich auf 602,5 Mio. € (–31,3 % zum Vorjahr) und die EBITDA-Marge betrug 13,5 % (Vorjahr: 20,7 %). Der Umsatzzuwachs resultierte aus Preiseffekten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war Egger bei allen eingesetzten Rohstoffen mit Kostenstei-
gerungen konfrontiert. Mittlerweile erlebt der Holzwerkstoff-Hersteller wieder eine gegenläufige Entwicklung: So ist beispielsweise der Holzpreis im Vorjahr massiv gestiegen, nun gibt es hier wieder ein starkes Gefälle.

Bauprodukte am schwierigsten

Die einzelnen Produktbereiche entwickelten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr unterschiedlich. „Die Marktlage ist eine völlig andere als in den vergangenen Boom-Jahren. Auswirkungen auf die Nachfrage ergeben sich insbesondere durch die gestiegenen Lebenserhaltungskosten und den Rückgang der Baugenehmigungen“, erklärte Michael Egger jun., Gruppenleiter für Vertrieb und Marketing. Im Bereich Decorative Products fasst Egger die Produkte für den Möbel- und Innenausbau zusammen, hier wurde 2022/23 ein unkonsolidierter Umsatz von 3,8 Mrd. € (+8,9 % zum Vorjahr) erwirtschaftet. Die Fußboden-Division liegt mit einem unkonsolidierten Umsatz von 511 Mio. € um +0,8 % ebenfalls leicht über dem Vorjahr. In beiden Produktbereichen erklären sich die Umsatzzuwächse im Wesentlichen durch die kostenbedingten Preissteigerungen. Die Division Building Products umfasst Bauprodukte, wie OSB und Schnittholz, hier fiel der unkonsolidierte Umsatz um –18,7 % auf 435 Mio. €. „Das Marktumfeld für Bauprodukte ist aufgrund der rückläufigen Neubauwirtschaft besonders herausfordernd“, betonte Egger jun.

Werke gut ausgelastet

Die Egger-Gruppe produzierte im Geschäftsjahr 2022/23 9,6 Mio. m³ Holzwerkstoffe und Schnittholz. „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich unsere produzierte Menge reduziert. Wir konnten aber unsere Primäranlagen trotz Herausforderungen in unseren Lieferketten im abgelaufenen Geschäftsjahr gut auslasten. Die allgemein gestiegene Nachfrage nach unserer wichtigsten Ressource Holz setzt uns zunehmend unter Druck und unterstreicht einmal mehr die Relevanz der kaskadischen Holznutzung, von der wir seit jeher überzeugt sind“, erläuterte Hannes Mitterweissacher, Gruppenleiter für Technik und Produktion.

Fokus auf Nachhaltigkeit

2022/23 wurden Investitionen inklusive Akquisitionen in der Höhe von 541 Mio. € (Vorjahr: 294 Mio. €) getätigt. Der Fokus lag auf den Bereichen Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Energie und optimierte Logistik sowie auf weiteren Veredelungskapazitäten. Der Egger-­Gruppenleitung ist die Kreislaufwirtschaft besonders wichtig. „Wir müssen einen Beitrag dazu leisten, dass Holz nicht auf der Mülldeponie landet, es ist wichtig, dass wir es im Kreislauf halten. Wir sammeln Altholz in ganz Europa, mittlerweile auch in den USA“, betonte Leissing. „Früher war der Wald unser Rohstofflieferant, jetzt sind es die Städte“, erklärte Mitterweissacher. „65 % des von Egger eingesetzten Holzes stammen aus Recycling oder Nebenprodukten industrieller Holzbearbeitungsschritte, wie Hackschnitzeln oder Sägespänen. 70 % der eingesetzten Energie werden aus erneuerbaren Quellen bezogen“, bestätigte Leissing. Künftig sollen beide Anteile noch weiter steigen. „Wir sehen uns in der Verantwortung, aktiv zum Klimaschutz beizutragen“, ergänzte Frank Bölling, Gruppenleiter Logistik.

Gedämpfte Erwartungen

Die anhaltende Ukrainekrise, die volatilen Energie- und Rohstoffmärkte, die in wesentlichen Absatzregionen anhaltend hohe Inflation und weitere drohende geopolitische Krisen sowie die Herausforderungen des Klimawandels sind bestimmende Elemente im gesamtwirtschaftlichen Ausblick. Für Egger ergeben sich aus der Währungsentwicklung in Argentinien zusätzliche Herausforderungen. „Eine Vorausschau für die nächsten Monate ist überaus schwierig. Wir erwarten für die Egger-Gruppe eine gedämpfte Umsatz- und Ergebnisentwicklung“, meinte Leissing.