VMG LIGNUM CONSTRUCTION

„Rundholz können wir“

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 06.10.2023 - 19:46

„Mit der VMG-Gruppe verbindet uns eine langjährige, aber vor allem sehr partnerschaftliche Zusammenarbeit. Wir sind stolz, nun bereits das vierte und bisher größte gemeinsame Projekt erfolgreich abschließen zu können“, berichtet Barbara Göbel, kaufmännische Vertriebsleiterin bei Holtec, auf der Eröffnungsfeier des neuen LVL-Werks der VMG Lignum Construction. Mit dem neuen Werk begründet die VMG-Gruppe ihren Einstieg in die LVL- und damit Holzbaubranche. Bis zu 120.000 m3/J Furnierschichtholz für den konstruktiven Einsatz möchte die Investmentgruppe mit ihrem beeindruckenden Greenfield-Projekt in Akmene im Norden Litauens künftig produzieren (s. Beitrag Stahl aus Holz).

Aus einer Hand

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Erfolgreicher Projektabschluss: Barbara Göbel (2. v. li.) und Dirk Brämer (2. v. re.) von Holtec gemeinsam mit Mindaugas Kozinecas, CEO von VMG Lignum (Mitte), Paulius Sereikis, Direktor bei VMG Lignum Construction (li.) und Egidijus Mockus, CEO der VMG Corporation (re.) © VMG

Die VMG-Gruppe wollte bei ihrem Einstieg in die LVL-Branche nichts dem Zufall überlassen und setzte bei den Hauptmaschinenlieferanten auf das Prinzip, möglichst viel aus einer Hand fertigen zu lassen. „Holtec ist ein absoluter Top-end-Lieferant und einer der besten am Markt, wenn es um das Handling von Rundholz geht“, begründet Paulius Sereikis, Direktor bei der VMG Lignum Construction, die Entscheidung, im neuen Furnierschichtholzwerk auf die Anlagen und Konzepte von Holtec zu setzen.

Somit wurde Holtec 2021 damit beauftragt, Lösungen für das gesamte Rundholzhandling am Standort zu entwickeln. Dieses beginnt in Akmene bei der Sortierung am Werkseingang und geht über den kontinuierlichen Aufbereitungsprozess der Stämme, bis hin zur Übergabestelle an die Schällinie im Inneren der Halle. „Die Konditionierung der Stämme war der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Anlage. Von diesem Bereich ausgehend haben wir das Projekt links und rechts geplant und schlussendlich ein schlüssiges und zuverlässiges Konzept auf die Beine gestellt“, informiert Dirk Brämer, zuständiger Projektleiter bei Holtec. Neu ist das Konzept bei Holtec jedoch nicht. In Litauen konnten die deutschen Maschinenbauer bereits ihr drittes LVL-Projekt realisieren und somit bereits auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Das richtige Kochrezept parat

Durchschnittlich 13 Stämme pro Minute verarbeitet der Sortierstrang am Rundholzplatz. „Im Sägewerk fahren wir mit bis zu 40 Stämmen die Minute. Beim Furnierschichtholz gibt uns jedoch die Schälmaschine die maximal zulässige Taktzahl vor“, erklärt Brämer. Konzipiert ist die Anlage auf 270.000 fm/J bei Rundholzdurchmessern zwischen 180 und 600 mm. Die Holzlängen hängen mit 4 bis 6,5 m ebenfalls direkt von der Schälmaschine ab, da stets einfache oder vielfache Längen des späteren Spindelmaßes der Raute-Anlage gefahren werden müssen.

Herz der Holtec-Lieferungen war jedoch nicht der Sortierstrang, sondern die kontinuierlich arbeitende Konditionierungs- und Aufbereitungsanlage. Je nach Witterungsverhältnissen und Jahreszeit, werden die baltischen Kiefernstämme rund einen Tag lang von 70 °C heißem Wasser besprüht, ehe sie bereit für den Schälvorgang bereit sind. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren, nach welchen die Stämme in einzelnen Becken gekocht werden, arbeitet Holtec in Litauen mit einem kontinuierlichen Prozess: „Wir haben ein Verfahren entwickelt, bei dem die Stämme nicht wie üblich im Wasserbad liegen, sondern konstant von oben besprüht werden. Nicht nur, dass dieses Verfahren deutlich effizienter arbeitet, lassen sich so auch die Prozessparameter individuell steuern – und das bei einem sehr geringen Frischwasserbedarf“, erzählt Brämer.

„Nur mit einer kontinuierlichen Anlage lässt sich der gesamte Prozess so weit wie möglich automatisieren. Dies war entscheidend für unser Projekt und somit auch mitausschlaggebend für die Vergabe an Holtec“, erklärt Sereikis.

500 t Holz von heißem Wasser besprüht anstatt gekocht

Rund 700 m3 Holz verteilen sich in der 80 m langen Anlage. Dabei arbeitet das gesamte System mit nur rund 150 m3 Wasser, das in einem in sich geschlossenen Kreislaufsystem geführt wird. „In unserer Wasseraufbereitungsanlage steckt sehr viel Know-how und Engineering“, informiert der Holtec-Projektleiter und fährt weiter fort: „Speziell bei der Kiefer werden große Mengen an Holzinhaltsstoffen aus den Blochen gelöst. Diese müssen gemeinsam mit grobem Schmutz und anderen Verunreinigungen sicher aus dem Prozess ausgeschleust werden.“ Dabei wird in einem mehrstufigen Filterprozess das Wasser gereinigt und abschließend aufbereitet, ehe es erneut in den Prozess eingebracht werden kann. Holtec ist es dabei gelungen, das gesamte zirkuläre Verfahren besonders wassersparend zu gestalten. Je nach eingehender Holzfeuchte und herrschenden Umgebungsbedingungen müssen aufgrund der Verdampfung und Feuchtigkeitsaufnahme des Holzes nur rund 1 bis 2 m3/h Wasser dem Prozess neu zugeführt werden.

Aktuell ist die Anlage auf Kiefer und Fichte ausgelegt. „Das Tolle an unserem Konzept ist jedoch, dass sämtliche Parameter und damit auch die Holzart kundenflexibel eingestellt werden können“, verweist Göbel auf die große Einsatzvielfalt des ausgeklügelten Anlagendesigns. Eine der Besonderheiten bei Holtec ist, dass selbst unscheinbare Details bis zum Ende gedacht werden. So verläuft die gesamte Konditionierungsanlage leicht geneigt mit einer kleinen Steigung, sodass bei einem notwendigen Notstopp der Anlage, das Wasser einfach und schnell rein mithilfe der Schwerkraft auslaufen kann. Ein anderes Beispiel sind die gelenkig gelagerten Fundamente des stählernen Behälters. „Man unterschätzt oftmals die teils zentimeterlange Wärmeausdehnung 80 m langer Stahlbauten. Das muss je nach Standort individuell berücksichtigt werden“, spricht Brämer auf die teils rauen Winterbedingungen im Baltikum an.

Nahtlose Anbindung ans Werk

Nach rund einem Tag im System werden die Stämme laufend von einem Sennebogen-Bagger entnommen und auf einen Stufenförderer in Richtung Halleneingang gelegt. Vier Kreissägenblätter sorgen hierbei nicht nur für einen sauberen Anschnitt, sondern auch für die optimale Holzlänge im späteren Schälprozess. Nachdem die Stämme noch eine abschließende 2D-Vermessung, zur Erkennung von Überdimensionen, und einen Metalldetektor durchlaufen haben, werden sie bereits an die schlüsselfertige LVL-Anlage des finnischen Branchenprimus Raute übergeben. Holtec ist es somit gelungen, ein durchgängiges Rundholzkonzept auf die Beine zu stellen, das die Stämme optimal für die weitere LVL-Produktion vorbereitet und seinen baltischen Kunden erneut vollends überzeugen konnte.