Verkauft wird im gesamten DACH-Raum sowie in Südtirol. „Hier kennt uns jeder“, verweist Bürzle-Hermann. Seine Kundenkartei umfasst 5000 Unternehmen. Ein Rundgang in Vöhringen/DE zeigt, was mit Holz bei Türen und Fenstern möglich ist – seien es extreme Dimensionen, ein hoher Komplexitätsgrad oder Holzartenvielfalt. Offenbar traut man sich über alles drüber. „Wenn wir nein sagen, dann sollte es auch kein anderer machen“, sagt Bürzle-Hermann selbstbewusst und bringt ein Beispiel: „Schiebetüren machen wir bis 16 m.“
Maschinenhalle wie Werkstatt organisiert
In der 2019 auf der grünen Wiese errichteten Produktionshalle setzt man auf Bearbeitungsinseln. Eine zusammenhängende Produktion ist nicht sinnvoll, beginnt die Produktion doch bei Losgröße 1. „Nicht selten werden wir mit einzelnen Bogenfenstern beauftragt. Unsere Kunden machen die übrigen Fenster des Objekts“, erklärt Bürzle-Hermann. Dafür hat man eine Conturex 124 von Weinig. Bei Hermann-Blösch fertigt man auf diesem Bearbeitungszentrum sämtliche geraden Teile verschiedener Sonderfenster. Durch die Komplettbearbeitung werden mehrere Arbeitsschritte eingespart.
QR-Code für 1000 Profilformen
Für wiederkehrende Aufgaben, wie das Hobeln von Kanteln und Profilleisten, setzt das Unternehmen auf den Weinig-Powermat 700 Fenster. „Leistungsstarker Vierseiter für Standarddimensionen“ war die Ausgangslage für den beauftragten Maschinenhändler Grupp aus Nattheim/DE. Daraus wurde aber deutlich mehr: „Wir haben die Anlage mit dem Kunden so getunt, dass das Einlesen des jeweiligen QR-Codes reicht, die Maschinenaggregate einzustellen. An die 1000 Profile sind in der Steuerung hinterlegt“, erinnert sich Geschäftsführer Markus Grupp. „Leisten sind hier nur Beiwerk zu den Türen und Fenstern. Trotzdem wurde dafür eine herausragende Lösung entwickelt.“
Zuschnitt samt Bohrung
Vor der Hobelung erfolgt der Zuschnitt. Diesen machte man bis zum Vorjahr manuell, was bei größeren Aufträgen mitunter zu ineffizient war. Bürzle-Hermann überlegte sich dafür, im nahen Illertissen eine einfache Kappsäge samt Längenanschlag anzuschaffen.
Im Dimter-Showroom überzeugte dann jedoch die OptiCut S50+ mit dem optionalen Powerdrill-Aggregat mit fünf Bohrspindeln. Er erkannte, dass diese Anlage nicht nur den Zuschnitt optimieren, sondern so auch gängige Bearbeitungen beschleunigen könnte. Die nunmehrige Hauptanwendung: „Die obere Zarge der Schiebetüren ist zu groß für den Conturex. Hierfür ist das Powerdrill-Bohraggregat ideal. Wir sind nun schneller und haben einen ergonomischeren Arbeitsplatz.“
Wenn wir es nicht können, dann macht es besser niemand.
Die ideale Maschine
„Außerdem waren die Aggregateanzahl ebenso wie die erzielbare Genauigkeit von ±0,5 mm und die Vorschubleistung von 60 m/min. 6,5 m Eingangslänge ebenfalls ausreichend“, erklärt Bürzle-Hermann. „Indirekt hilft uns die OptiCut auch im ressourcenschonenden Einkauf, indem wir nun Stangenware effektiver zuschneiden können. Bei unserem produktprogrammbedingten Langlängenanteil von über 80% können wir nur noch so unseren Holzbedarf sicherstellen.“
Die OptiCut S 50+ wurde heuer im April installiert. Beim Besuch wird gerade keilgezinkte 6,5 m-Rohware konfektioniert. „Der Kunde konnte im Einkauf so mehr auf Stangenware setzen, die effizienter zu verarbeiten ist“, erklärt Werner Blum, zuständig für den Vertrieb bei Weinig Dimter. „Hier haben wir sicherlich einen der interessantesten Anwendungsfälle für unsere OptiCut.“
Bis zu 160 Aufträge parallel
Jedes fertige Werkstück wird noch an derOptiCut mit Etiketten versehen. Anders ginge es beim Komplexitätsgrad in Vöhringen auch gar nicht. Bis zu 160 unterschiedliche Aufträge werden parallel in der Produktionshalle abgewickelt.
Die Marktlage bringt es nun mit sich, dass die Aufträge immer kurzfristiger werden. „Es dauert immer länger, bis die Projekte in die Umsetzung kommen. Dann muss es schnell gehen. Bis aber der beauftragte Fensterproduzent bei uns ordert, vergeht wieder Zeit. Unsere Herausforderung ist es, fast gleich schnell zu sein wie unsere Kunden mit den Standardfenstern – denn sonst steht das Projekt“, veranschaulicht Bürzle-Hermann.
Effizienz nötig, weil Aufträge immer kurzfristiger
Entsprechend hilft mehr Leistung bei allen Bearbeitungsstufen und entsprechend umfassend muss das Lager sein. Die Vöhringer verarbeiten „alle Holzarten“, aber Fichte, Kiefer und Sibirische Lärche dominieren doch. Sämtliche Hölzer benötigt man in den unterschiedlichen Dimensionen.
Grundsätzlich ist das Unternehmen sowohl im Neubau als auch in der Sanierung tätig. Schiebetüren sind eher für den Neubau bestimmt, die Bogenfenster tendenziell eher für die Sanierung.
Holzfenster hätte Potenzial, in Krise zu wachsen
Dass der Neubau eine Delle erfährt, trifft die Fenster- und Türenbranche. Der Blick über die Grenzen, etwa in die Schweiz, zeigt für Bürzle-Hermann die Potenziale auf: „In Deutschland haben Holz-Alu-Fenster weniger als 10 % Marktanteil, in der Schweiz sind es fast 50 %. Wenn wir hierzulande an die 15 % kämen, gäbe es kaum eine Krise im Holzfensterbau.“
HERMANN-BLÖSCH
Gründung: 1860
Fusion: Hermann und Blösch 1999
Neubau in Vöhringen: 2019
Spezialisierung: Bogenfenster und Schiebetüren (bis 16 m)
Mitarbeiter: 60
Tätigkeitsfeld: DACH-Raum und Südtirol
Kunden: 5000
Hauptholzarten: Fichte, Kiefer, Sib. Lärche, Meranti, Eiche, Sipo