Möglichst wenige Schnittstellen, eine ehrliche Kommunikation sowie Maschinenlieferanten, die Problemen offen und lösungsorientiert begegnen, sind laut Markus Thier unabdingbare Voraussetzungen für ein Projekt dieser Dimension. Der Betriebsleiter des neuen BSP-Werks von Mayr-Melnhof Holz in Leoben kannte Ledinek bereits von mehreren erfolgreichen Investitionsprojekten am Weiterverarbeitungsstandort Gaishorn und wusste deshalb um die Stärken und Erfahrungen des Anlagenbauers bestens Bescheid. „Natürlich standen wir auch mit anderen Anbietern in Kontakt, aber am Ende bot uns Ledinek das für uns passendste Gesamtpaket“, begründet Thier die Entscheidung.
Ledinek beschäftigt lösungsorientierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von Beginn an die Ziele verfolgten: Einhaltung der vereinbarten Leistungszahlen sowie erfolgreiche Inbetriebnahme der Anlagen.
Akribische Planung
Die übergeordnete Zielvorgabe von Mayr-Melnhof Holz war ebenso klar wie herausfordernd: Am ehemaligen Novopan-Standort, unmittelbar neben dem Sägewerk und Stammsitz der Unternehmensgruppe in Leoben, sollte auf über 3 ha Produktionsfläche eines der weltweit größten BSP-Werke entstehen. Bis zu 140.000 m³ hochwertiges Brettsperrholz sollen künftig jedes Jahr das Werk verlassen – und das mit möglichst hohem Automatisierungsgrad. Zusätzlich beinhaltet die 175 Mio. €-Investition (in der ersten Ausbaustufe) für das Schnittholz eine Nachsortier- und Hobellinie für 700.000 m³/J samt voll automatisiertem Hochregallager mit Platz für bis zu 28.000 m³.
Nach über 30 ausgelieferten Brettsperrholz-Pressen und 22 weltweit realisierten Komplettanlagen in diesem Bereich hatte Ledinek für das BSP-Werk in Leoben alle wesentlichen Maschinen- und Anlagenkomponenten im Repertoire. „Aufgrund der Projektgröße, der Komplexität und der Leistungsanforderungen mussten wir aber dennoch zahlreiche Detaillösungen überarbeiten und einzelne Abschnitte, wie etwa die Direktanbindung an das Hochregallager, neu entwickeln“, berichtet Bernhard Fandl von Ledinek und ergänzt, dass man mit viel Respekt an das Projekt herangegangen sei, noch akribischer plante als sonst und sich Mayr-Melnhof Holz im Zweifelsfall immer für die leistungsstärkere Variante entschied.
Mit dem Start der BSP-Linie haben wir unser bisher größtes gemeinsames Ziel erreicht. Möglich wurde dies durch die große Vision des Kunden, die unsere beiden Teams in perfekter Zusammenarbeit umsetzten.
Ausgeklügelte Detaillösungen
Betrachtet man die gesamte Investition, beginnt die Installation von Ledinek bereits im Hobelwerk. Dort sorgt eine Hochleistungsanlage des Typs Stratoplan 6VR-S1000 samt Powerfeed Beschleunigungseinheit mit bis zu 1000 m/min Vorschubgeschwindigkeit für den nötigen Durchsatz.
Im Brettsperrholz-Werk übernimmt Ledinek die Schnittholzpakete aus dem Hochregallager. „Von da an steuert der X-Lam-Manager, unser übergeordnetes Leitrechnersystem, die gesamte Produktion bis hin zur fertigen Rohware“, erläutert Fandl den virtuellen Teil. Sichtbar ist hingegen ein Shuttle, welches die Pakete automatisch zu einem der Pufferplätze in zwei Ebenen oder einem der acht Entstapelplätze verteilt.
Dieses befördert die Pakete automatisch zu einem der Lagenentstapelplätze, von wo es für die Lamellen nach einer lagenweisen Vorerkennung der Gutlängen einzeln in Längsrichtung weitergeht. Noch vor der Kappsäge des Typs X-Cut S400 und den anschließenden Keilzinkenanlagen realisierte Ledinek einen umfangreichen Puffer. Dieser sowie weitere großzügig ausgeführte Pufferzonen seien laut Fandl notwendig, um trotz der vollständigen Automatisierung einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Leistungsstarke Einzelmaschinen
Für die nötige Keilzinkenleistung sorgen zwei Hochleistungs-Taktanlagen des Typs Kontizink 2500 mit einem Durchsatz von bis zu 2500 lfm/h, wobei für die nächste Ausbaustufe bereits Platz für eine dritte Anlage desselben Typs vorgesehen ist. „Oft ist es bei einem Leimholzprojekt die Keilzinke, welche nicht die gewünschte Leistung bringt und somit ein ganzes Werk bremst. Da wir im BSH-Werk in Gaishorn bereits zwei baugleiche Anlagen erfolgreich in Betrieb haben, wussten wir vorab, dass dieser Bereich funktionieren wird“, erläutert Thier.
Von der Keilzinkenanlage gelangen die Lamellen in ein ausgesprochen großzügig ausgeführtes Etagenlager, wo die keilgezinkten Hölzer lagenweise gepuffert werden. Hier optimierte Ledinek seine Liftsysteme für eine möglichst rasche Beschickung und Entleerung des Lagers. Zudem realisierte man eine automatische Ausschleusung von Test- und Entsorgungsstücken, wobei letztgenannte direkt über eine Vibrorinne abtransportiert werden.
Alle anderen Lamellen gelangen vom Aushärtelager durch eine der beiden Superplan-Lamellenhobelmaschinen des Typs 4V-S350 und über eine Wendevorrichtung in eine der beiden Z-Press-Anlagen. Diese verpressen die Hölzer mithilfe von Hotmelt und Weißleim zu Einschichtplatten. Für diese geht es in ein weiteres, großzügig ausgeführtes Etagenlager.
Erst nach dem Einschichtplatten-Lager gehen Längs- und Querlagen getrennte Wege. Während man die Längslagen direkt vor dem Legeportal positioniert, werden die Querlagen aufgetrennt und in ein weiteres Etagenlager eingespeist.
Schneller geht’s nicht
Viel Entwicklungsarbeit steckten Ledinek und Mayr-Melnhof Holz auch in das Plattenlegesystem. Es besteht aus einem fahrenden Tisch, der sich unter einem stationären Oest-Klebstoffauftragssystem hindurchbewegt, wobei er auf einer Seite eine Längs- und auf der anderen Seite jeweils eine Querlage aufnimmt. „Somit fallen Leerfahrten weg und das Legeportal kann mit der nächsten Lage nur wenige Zentimeter über dem Presskuchen warten“, erläutert Fandl und ergänzt: „Schneller kann man Brettsperrholz nicht legen.“
Den letzten Produktionsschritt der Rohplatten erledigen zwei Pressen des Typs X-Press der dritten Generation für bis zu 16 m lange und 3,5 breite Elemente. Den spezifischen Pressdruck beziffert Ledinek dabei mit maximal 0,8 N/mm² bei voll belegter Breite.
Gesamte Mechanisierung
Die Rohplatten gelangen über eine Drehstation und Fördereinrichtungen in die nächste Fertigungshalle, wo Ledinek zwei Kosmetikstationen mit dazwischenliegender Wendevorrichtung, die gesamte Mechanisierung zwischen den Schleif- und Abbundanlagen sowie Teile eines weiteren Pufferlagers für Platten vor dem Abbund realisierte. „Unsere Mechanisierung reicht von der Übernahme der Rohlamellen bis in die Verladehalle hinter den Abbundanlagen“, fasst Fandl das Ausmaß des Projektes zusammen.
Berechtigtes Lob
Trotz pandemiebedingter Lieferschwierigkeiten einzelner Komponenten realisierten Ledinek und Mayr-Melnhof Holz das Großprojekt in Leoben ohne nennenswerte Verzögerungen. Zwei Jahre nach dem Spatenstich presste man im April 2023 die erste Platte. Im Mai folgte die Zulassung und aktuell steckt man gerade mitten in den vereinbarten Leistungstests.
„Da unsere beiden Teams stets mit offenen Karten spielten und alle Beteiligten lösungsorientiert vorgingen, konnten wir immer rechtzeitig auf kleine Probleme reagieren, bevor diese groß wurden“, benennt Manuel Staber, Gesamtprojektleiter, ein zentrales Erfolgskriterium. Mayr-Melnhof Holz-CEO Richard Stralz ergänzt: „Ledinek ist ein langjähriger Lieferant und Partner von Mayr-Melnhof Holz. Wir haben schon sehr viele gemeinsame Projekte erfolgreich umgesetzt. Das Produktportfolio und das ständige Streben nach Weiterentwicklung, die Verbesserung der Produkte, verbunden mit der Erfahrung aus vielen Großprojekten, waren für uns besonders wichtig, wie auch die räumliche Nähe von Ledinek zu Leoben. Das Unternehmen beschäftigt lösungsorientierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von Beginn an die Ziele verfolgten: Einhaltung der vereinbarten Leistungszahlen sowie erfolgreiche Inbetriebnahme der Anlagen.“
Ein Lob, das Ledinek-Geschäftsführer Gregor Ledinek nur zurückgeben kann: „Mayr-Melnhof Holz ist seit über 30 Jahren einer unserer treuesten und größten Partner. Mit dem Start der BSP-Linie haben wir unser bisher größtes gemeinsames Ziel erreicht. Möglich wurde dies durch die große Vision des Kunden, die unsere beiden Teams in perfekter Zusammenarbeit umsetzten.“