Münchinger setzt sowohl im Holzhandel als auch bei der eigenen Fensterkantelproduktion auf eine Mischung aus qualitativ hochwertigen heimischen Hölzern und internationalen Importen. In der Vergangenheit spielte bei Letzterem die im Fenster- und Fassadenbau beliebte Sibirische Lärche eine bedeutende Rolle. „Wir als Produzent haben die Aufgabe, unseren Kunden eine bedenkenlose Alternative ohne Qualitätsabstriche anzubieten. Mit dem Import von Oregon Pine (Douglasie) aus Kanada können wir das – sowohl bezogen auf die Qualität als auch die benötigte Menge“, gibt Martin Seierlein, Geschäftsführer bei Münchinger, einen Einblick in die erfolgreichen Geschäftspraktiken.
Kanadapionier
Das Familienunternehmen Münchinger geht zurück auf Adolf Münchinger, der das Holzhandelsunternehmen 1961 in Ötisheim gründete. Schon früh ging der Blick des Gründers über den Atlantik in Richtung Kanada. Er war folglich im Holzimport einer der Ersten, der in Deutschland transatlantische Handelsbeziehungen aufbaute und Oregon Pine, Hemlock und Western White Spruce nach Europa importierte. „Für die hiesigen Fenster- und Türenproduzenten war die Möglichkeit, 4 m lange, fehlerfreie Ware in ihrer Produktion einzusetzen, ein absolutes Novum“, berichtet Seierlein. Das erfolgreiche Geschäftsmodell ließ Münchinger kontinuierlich wachsen und ermöglichte am Beginn der 1990er-Jahre, mit dem Bau des eigenen Lamellier- und Holzverarbeitungswerks in Leutershausen die eigene Wertschöpfung entscheidend zu vertiefen.
Aufstieg in Europas Elite
... oder als 4 m lange Massivholzleiste – Das kanadische Nadelholz ist für sämtliche Outdooreinsätze geeignet © Raphael Kerschbaumer
Der Standort in Mittelfranken entwickelte sich in den vergangenen 30 Jahren stetig weiter und wurde laufend ausgebaut. Heute verfügt man auf dem rund 15 ha großen Industriegrundstück über 70.000 m2 überdachte Hallenfläche, die neben der flexiblen und schlagfertigen Produktion auch ein großes Halb- und Fertigwarenlager beheimatet. „Ein Großteil der Münchinger-Produkte stammt aus eigener Ferti-gung“, bekräftigt Seierlein, der die Geschäfte in Leutershausen bereits seit Produktionsstart 1991 verantwortet.
Auf drei modernen Produktionslinien werden mit rund 110 Mitarbeitern (mit Ötisheimer Holzhandel knapp 150) im Dreischichtbetrieb über 30.000 m3/J verleimte Ware mit Fokus auf den Fenster-, Tü-ren- und Fassadenbereich erzeugt. Aber auch diverse Massivholz-, Leisten- oder Holz im Garten-Produkte sind bei Münchinger im um-fangreichen Sortiment gelistet. Sämtliche in der Produktion anfal-lende Nebenprodukte werden entweder im eigenen Heizwerk ver-brannt oder laufen in eine der drei hoch automatisierten Brikettieranlagen. Der benötigte Strom stammt zu großen Teilen aus der eigenen PV-Anlage mit über 1,8 MW installierter Leistung. Um die Integrität des Standortes weiter zu erhöhen, betreibt man zusätzlich drei Erdgas-BHKWs, deren Abwärme für die Trockenkammern mit einer kumulierten Kapazität von über 1200 m3 genutzt werden kann.
Erfolgreiche Kompensationsstrategie
Hochwertig und dauerhaft: Geschäftsführer Martin Seierlein vor versandfertigen Fensterkantelpaketen aus Oregon Pine © Raphael Kerschbaumer
Astreine und nahezu fehlerfreie Ware ist speziell in der Fensterkantelproduktion ein absolutes Muss. Wurden dafür früher bereits teilweise nordamerikanische Holzarten eingesetzt, so wurden diese speziell ab Beginn der 2010er-Jahre aus Kostengründen durch die Sibirische Lärche ersetzt. Vor den verhängten Russlandsanktionen lag der Anteil der Sibirischen Lärche am Unternehmensumsatz noch bei rund 20 %. Obwohl der Import rechtlich verboten wurde, scheinen die Beschaffungsmöglichkeiten aus Russland jedoch nur am Papier vollständig gekappt zu sein: „Regelmäßig erreichen uns unseriöse Angebote zu kostengünstigem Lärchenschnittholz und verleimten Kanteln. Die Ware wird über Drittstaaten importiert und so gelangen nach wie vor gewisse Mengen aus Russland nach Europa – ein Vorgehen, das wir bei Münchinger nicht nur kategorisch ausschließen, sondern angesichts der anhaltenden kriegerischen Handlungen scharf kritisieren und verurteilen“, gibt Seierlein einen Einblick in unseriöse Geschäftsgebarungen, mit denen der Unternehmer nach wie vor regelmäßig konfrontiert wird.
Oregon Pine als dauerhafte Alternative
Alternative zur Sibirischen Lärche: lamellierte Kanteln aus Oregon Pine vor der Kommissionierstraße bei Münchinger © Münchinger
„Natürlich haben uns als großen Importeur und Produzent die Sanktionen hart getroffen“, gibt Seierlein zu. „Mit unserer Strategie aus einer einerseits an die aktuellen Marktbedingungen angepassten Produktion und der gezielten Beschaffungen von qualitativ hoch- und gleichwertigen Substituten können wir den Wegfall der Sibirischen Lärche jedoch vollständig kompensieren, ohne, dass unsere Kunden einen Nachteil daraus ziehen würden.“
Auf der Produktseite setzt Münchinger hier auf unterschiedliche Strategien. Zum einen öffnete man sich im Outdoorbereich dem Einsatz von Accoya, einem modifizierten Holz. „Wir setzen Accoya auch bei Fensterkanteln ein. Das acetylierte Holz verwenden wir dabei ähnlich einer Aluminiumschale als äußerste Schicht der Fensterkantel – dadurch ist es möglich, einen großen Anteil heimischer Kiefer und Fichte zu verwenden und gleichzeitig die beste Resistenzklasse zu erlangen. Das größte Asset Münchingers ist jedoch der Einsatz kanadischer Oregon Pine. Oregon Pine ist für uns kein Neueinstieg, sondern vielmehr eine Wiederbelebung alter etablierter Handelsbeziehungen“, informiert Seierlein und fährt fort: „Münchinger hat bereits vor Jahrzehnten das Potenzial der kanadischen Holzart erkannt und auf den deutschen Markt gebracht – diese jahrelange Erfahrung im Umgang und der Beschaffung kommt uns heute entsprechend zugute.“ Oregon Pine ist laut Seierlein, bezogen auf die Witterungsbeständigkeit (Dauerhaftigkeitsklasse 3), mit der Sibirischen Lärche gleichzusetzen. „Zudem verfügt Oregon Pine über ausgezeichnetes Stehvermögen, eine homogene Farbe und Struktur und ist besonders maßhaltig – Eigenschaften, die Fensterbauer besonders schätzen, welche die in Mitteleuropa gewachsene Douglasie jedoch nicht gleichwertig erfüllen kann. Oregon Pine aus Kanada kann man hingegen bedenkenlos als Ersatz für Sibirische Lärche einsetzen, ohne Anpassungen oder Umstellungen in der eigenen Fertigung treffen zu müssen“, erklärt der Geschäftsführer.
Auch wegen der Legalität des Holzeinschlages und des daraus erzeugten Schnittholzes muss man sich im Falle der Oregon Pine aus Kanada keinerlei Gedanken machen, versichert Seierlein: „Die kanadischen Forstgesetze reglementieren den Holzeinschlag vehement. Über 50 % des Waldes stehen unter Naturschutz und dürfen forstwirtschaftlich nicht genutzt werden. Das von Münchinger bezogene Schnittholz ist dabei zu 100 % PEFC-zertifiziert und aufgrund unserer langjährigen sehr guten partnerschaftlichen Beziehungen vor Ort ist die Versorgung mit dieser einzigartigen Holzart gewährleistet.“
2024 konnte man mithilfe seiner kanadischen Geschäftspartner bereits rund 1500 m3 Oregon Pine importieren. „Sollte die Nachfrage weiter wachsen, könnten wir als Münchinger auch ohne Probleme größere Mengen importieren. Der Einsatz von Oregon Pine im Fensterbau ist aus qualitativer und versorgungstechnischer Sicht somit sichergestellt“, blickt Seierlein zuversichtlich in die Zukunft.
Münchinger
Standorte: Ötisheim und Leutershausen
Geschäftsführung: Harald Münchinger und Martin Seierlein
Produkte: lamellierte Kanteln, Leisten, Gartenholz, Massivholz, Holzwerkstoffen und modifiziertes Holz
Fokus: Import von Oregon Pine