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Symbolbild Hackgut © shutterstock.com / czjiri

Österreich

Wider Erwarten hoher Spänebedarf in Pelletswerken

Ein Artikel von Michael Fehrle | 20.06.2025 - 08:16
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Umrechnungsfaktor von Srm auf t atro: Sägespäne 7,4; Hackschnitzel 7,2. Quelle: Holzkurier-Markterhebung © holzkurier.com

Zu den noch im April und Mai prognostizieren und im benachbarten Deutschland verstärkt beobachteten Rücknahmen ist es in Österreich bislang nicht gekommen. Stellenweise werden auch wieder Hackschnitzel verarbeitet. Ausnahmen ergeben sich nur im Westen Österreichs, wo ein größeres Pelletswerk wegen Investitionsmaßnahmen nur eingeschränkt läuft.

Vor allem Stand-alone-Pelletswerke waren zuletzt bemüht, sich Spänemengen für die kommenden Monate zu sichern. Einige Werke haben deshalb bereits vor den turnusgemäßen Vertragsverhandlungen für das 3. Quartal signalisiert, ähnliche oder stellenweise auch höhere Einkaufspreise anlegen zu wollen. Vereinzelt waren auch Deckungskäufe mit höheren Preisen feststellbar. So wird aus dem Osten Österreichs von bis zu 120 €/t atro ab Sägewerk berichtet. Dementsprechend sind die Durchschnittspreise für Späne bereits bis Mitte Juni leicht angestiegen. Noch stärkere Aufschläge vor den Verhandlungen über Anschlussverträge im 3. Quartal werden aber durch das Überangebot im Westen Österreichs mit niedrigen Spotangeboten verhindert.

Die Bereitschaft zu Preisfortschreibungen oder Erhöhungen im 3. Quartal überraschen mit Blick auf die Preisentwicklung bei der Fertigware. So haben sich die Verkaufspreise bei Pellets zwar erhöht. Während im April und Mai lose Ware unter 200 €/t ab Werk verkauft wurde, sind es nun wieder 215 bis 225 €/t. Dies gilt angesichts der durchweg über 100 €/t atro liegenden Spänepreise als wenig auskömmlich. Damit müssen vor allem die nicht in Sägewerke integrierten Pelletswerke beim Rohmaterialeinkauf weiter scharf kalkulieren. Ansonsten könnte die beim Verkauf ohnehin geringe Marge wieder stärker unter Druck geraten.

Weniger Späne wegen Feiertagen

Das Späneangebot ist im Mai und Juni gegenüber dem April gesunken. Zwar läuft der Einschnitt in den Sägewerken weiterhin auf einem hohen Niveau. An den Brückentagen nach dem 1. Mai, Christi Himmelfahrt sowie voraussichtlich nach Fronleichnam wird in den meisten Sägewerken gearbeitet. Alleine durch die in Summe vier Feiertage im Mai und Juni ergibt sich eine Minderproduktion. Damit werden bis Ende Juni auch wenige Sägespäne anfallen.

Geringes Interesse der Plattenhersteller an Spänen

Anders als in den Pelletswerken ist das Interesse der Plattenindustrie an Spänen in den meisten Werken weiterhin gering. Vor allem die Holzwerkstoff-Hersteller im Westen weisen angesichts von Spotangeboten darauf hin, keinen Spänebedarf zu haben. Einkäufer beider Werke im Westen berichten von Sägewerks-Angeboten, die frei Werk 95 bis 100 €/t atro liegen würden. Bei Frachtkosten zwischen 20 und 30 €/t atro errechnen sich damit Preise ab Sägewerk von deutlich unter 80 €/t atro. Da aber trotz dieser günstigen Angebote kaum von der Plattenindustrie gekauft wird, spiegeln sich diese Angebote auch nicht in der Grafik für Juni wider.

Entspannter österreichischer Hackschnitzelmarkt

In den kommenden zwei Wochen stehen die meisten Verhandlungen zwischen Einkaufsorganisationen der Zellstoffindustrie mit Sägewerken über Hackschnitzelvorverträge im 3. Quartal an. Dabei sind die Einkäufer unaufgeregt. Vor den Verhandlungen werden Preisfortschreibungen auf dem stellenweise bereits seit dem 2. Halbjahr 2024 bekannten Niveau von 105 bis 115 €/t atro prognostiziert. Für umfangreiche Preissenkungen wie in Deutschland – allerdings von einem deutlich höheren Niveau kommend – sehen Hackschnitzeleinkäufer keinen Raum. Es wird davon ausgegangen, dass der Einschnitt und damit das Hackschnitzelaufkommen zurückgehen wird. Dies ist zum einen auf die saisonüblichen Abstellmaßnahmen in der Sägeindustrie während der Ferienzeit zurückzuführen. Zum anderen wird damit gerechnet, dass sich der Rundholzmangel in einigen österreichischen Sägewerken im Verlauf des Sommers wieder verstärken könnte.

Der im Vergleich mit deutschen Zellstoff- und Papierwerken geringere Druck auf die Beschaffungskosten wird unter anderem mit dem höheren Grad der Weiterverarbeitung begründet. Durch die integrierten Papierwerke sind die österreichischen Zellstoffstandorte etwas weniger stark von den derzeit aus Produzentensicht problematischen weltweiten Zellstoffmärkten abhängig.

Relevante Veränderungen bei den Hackschnitzelpreisen waren während der vergangenen Wochen nur im Westen Österreichs feststellbar. Dort wurden die oftmals auf dem deutschen Niveau liegenden Preise von rund 130 €/t atro den ansonsten in Österreich vorherrschenden Preisen angepasst. Damit hat sich der Median gegenüber Mai leicht nach unten verschoben.