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PEFC Europa-Direktor Brawenz (Mitte) am schwarzafrikanischen Kontinent in Sachen Zertifizierung unterwegs © HVFL

Schwarz-weiße Allianz?

Ein Artikel von Administrator | 25.01.2001 - 00:00
Forst- und Zertifizierungsexperten aus Europa und Afrika trafen sich im Dezember in Libreville, der Hauptstadt des zentral- afrikanischen Landes Gabun, um ein Set an Prinzipien, Kriterien und Indikatoren einer nachhaltigen Forstwirtschaft in Afrika zu diskutieren. Veranstaltet wurde die Konferenz von der ATO (African Timber Organisation), einem Zusammenschluss der 14 wichtigsten afrikanischen Staaten mit Holzproduktion. Seit 1994 arbeitet die ATO am Aufbau eines selbstständigen afrikanischen Zertifizierungssystems. Technische Unterstützung bei der Entwicklung von passenden Prinzipien, Kriterien und Indikatoren (PCI) leistet die CIFOR. Maßgeblichen Einfluß auf die inhaltliche Ausgestaltung der PCI hatte die ITTO (Internationale Tropenholzorganisation).Zertifikatrücknahme - die Zeit danach. In einigen Ländern dieses Raumes drängt der WWF auf Umsetzung der FSC-Prinzipien und entsprechende FSC-Zertifizierung. Freilich ist man nach dem FSC-Skandal von 1996 in Gabun sehr vorsichtig geworden. Damals erhielt die Firma Leroy Gabun für Nutzungen im Wald von Abeilles ein FSC-Zertifikat.
Abgesehen von der unfassbar schnellen Auditierung liefen örtliche Umweltgruppen Sturm gegen diese Ökoauszeichnung, da die Nutzungen in einem international für seinen Artenreichtum bekannten Schutzgebiet erfolgten. Der FSC musste dieses Zertifikat zurücknehmen. Seitdem sind die vor Ort tätigen Holzunternehmen sehr vorsichtig. Dennoch bleibt der FSC ein entscheidender Faktor in Afrika, da die Länder auf die finanzielle Unterstützung durch gemeinsame EU-, WWF- und Weltbankprojekte angewiesen sind.Allergie gegen weiße Besserwisser. Andererseits weiß etwa der in Libreville anwesende WWF-Vertreter Gert Lejeune aus Belgien sehr behutsam mit den afrikanischen Gefühlen umzugehen, haben doch die meisten Länder eine koloniale Vergangenheit und reagieren deshalb auf Druck und weiße Besserwisserei äußerst allergisch. Das Verhältnis zwischen PEFC und WWF/FSC war daher in Libreville vom gemeinsamen Ziel der Nachhaltigkeit getragen und so wesentlich entspannter als in Europa.
Österreicher vertritt PEFC in Afrika. PEFC Europa-Direktor Dr. Christian Brawenz präsentierte PEFC als ein europäisches Modell, das den nationalen Besonderheiten Rechnung trägt und ein Maximum an Freiraum unter einem gemeinsamen Dach garantiert. Die afrikanischen Gastgeber begrüßten die ausführliche Darstellung von PEFC und meinten, etliche Anregungen erhalten zu haben.
Gleichzeitig reklamierte die ATO vehement, eine Pan-Afrikanische Forstzertifizierung (PAFC) in den internationalen Prozess der gegenseitigen Anerkennung von Zertifizierungssystemen aufzunehmen. Die Arbeiten an PAFC sind weit fortgeschritten. Auf Initiative der ATO entstanden in Gabun, Kamerun und Ghana nationale Arbeitsgruppen, die - ähnlich wie bei PEFC - allgemeine PCI auf die Anwendbarkeit in den jeweiligen Ländern prüft, um eigene Bestimmungen anreichert und dann vor Ort testet.Interesse am Europa-Prozess. Große Beachtung fand in Libreville die Arbeit der Pan-Europäischen Forstministerkonferenz zum Schutz der Wälder, die von Dr. Ewald Rametsteiner, Universität für Bodenkultur, präsentiert wurde. Die hohe Wertschätzung der afrikanischen Gastgeber drückte sich darin aus, dass Rametsteiner als Vorsitzender einer der beiden Kommissionen der Konferenz gewählt wurde. Seine Aufgabe war es, die Anwendbarkeit der PCI auf nationaler Ebene zu überprüfen und mit den Bestimmungen der ITTO zu vergleichen.
In seinen Schlussfolgerungen zeigte sich ATO-Generalsekretär Paul Ngatse-Obala sehr zufrieden mit den Ergebnissen und hielt als nächste Schritte fest, dass weitere nationale Arbeitsgruppen für PCI zu bilden sind, aktiv in die Diskussion um die gegenseitige Anerkennung internationaler Zertifizierungssysteme eingestiegen und die Pan Afrikanische Forstzertifizierung so bald wie möglich fertiggestellt wird. So sollen Vertreter einer künftigen PAFC beim großen Seminar zur gegenseitigen Anerkennung im Februar in Rom mit PEFC und FSC weitere Gespräche führen.
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PEFC Europa-Direktor Brawenz (Mitte) am schwarzafrikanischen Kontinent in Sachen Zertifizierung unterwegs © HVFL