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Abbildung 1: Nachhaltig nutzbare Holzmengen in Ländern Europas (grau hinterlegt), Amerikas und Asien © JPMC

Rohstoff Holz

Ein Artikel von Administrator | 27.11.2002 - 15:04
Holz ist eine nachwachsende Ressource. Die Verfügbarkeit wird durch nationale bis regionale Waldbewirtschaftungskriterien, Besitzverteilungen und staatliche Preispolitik gesteuert. Innerhalb Europas differieren diese beträchtlich. So dominiert im Norden und Westen Privatwald, in Osteuropa Staatswald. Über die Mobilisierung des Rohstoffes Holz entscheiden einmal die vielfältigen Anreize, ein anderes Mal langfristige Planung.
Wandel Europas zur Exportregion. In ganz Europa liegt der Holzzuwachs über den Einschlagsmengen, besonders in Osteuropa (Abb. 1).
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Abbildung 2: Änderung der globalen Rundholzverfügbarkeit von 1990 bis 2010 © JPMC

Strukturen der Holzindustrie. Die Kapazitäten der Holzindustrie konzentrieren sich stark. Gleichzeitig steigen sie global an, wie auch die Nachfrage auf den Absatzmärkten (Abb. 3).
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Abbildung 1: Nachhaltig nutzbare Holzmengen in Ländern Europas (grau hinterlegt), Amerikas und Asien © JPMC

Aktuell findet in Mittel-, Osteuropa und Russland eine Mobilisierung der Holzvorräte statt (Abb. 2): Europa entwickelt sich damit von einer Holzimport- zu einer Exportregion für Schnittholz. Eine „Holzverknappung” findet nicht statt, sondern eine nachhaltige Nutzung vorhandener Potenziale.
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Abbildung 3: Entwicklung der globalen Rundholznachfrage © JPMC

Europäische Konzerne sind auf dem Weg zur weltweiten Führungsrolle.
Die Holzindustrie in Nordamerika kämpft dagegen mit steigenden Preisen für Rundholz aus der Plantagenwirtschaft, die eine bedeutende Rohstoffquelle darstellt. Europäische Konzerne konnten sich deshalb stärker in Richtung Export orientieren und im amerikanischen und asiatischen Markt Boden gewinnen. Die verstärkte Mobilisierung der Rundholzpotenziale hat mit dazu beigetragen.Der Preis für Rundholz. Die Erhöhung der Kapazitäten in Europa und die stärkere Exportorientierung führen zum Kostendruck auf europäische Holzprodukte. Das liegt an höheren Transportkosten im Export und wird durch eine geringe Nachfrage der Bauindustrie in vielen europäischen Ländern verstärkt.
Bei vergleichbaren Produktionsbedingungen sinken die Rohstoffkosten in Europa. Das wird auch weiterhin die Holzpreise bestimmen. Regional wird das jedoch differenzierte Auswirkungen haben. Das vermehrte Vorkommen von Sturmereignissen in den vergangenen Jahren hat lediglich dazu geführt, dass sich der Preisrückgang phasenweise vollzieht.Kostenfaktoren. Die Holzkosten frei Werk werden maßgeblich durch die Bereitstellungskosten verursacht, die regional stark variieren. Die Logistikkosten entstehen zum einen durch verschiedene Holzernteverfahren, Baumdimensionen, Arbeits- und Energiekosten und standörtliche Holzerntebedingungen.
Zum anderen sind sie ein Abbild des Kooperationsgrades zwischen regionaler Forstwirtschaft und der global orientierten Holzindustrie. In Ländern mit einer langen „Beziehungskultur” konnten die Beteiligten die Logistikkosten weitgehend optimieren. Zentral- und Osteuropa liegen hier deutlich zurück.
Die Stockpreise für Rundholz hängen von der Fähigkeit ab, die zwischen Forst- und Holzwirtschaft vorhandenen Rationalisierungspotenziale bei der Bereitstellung zu erschließen. Langfristig würde die Wertschöpfung auf der Fläche steigen und die europäische Holzindustrie gestärkt werden.Der Weg der Holzindustrie. Global steigt die Rundholznachfrage bis 2010 pro Jahr um 1,2%. Für die Holzwerkstoffindustrie werden die höchsten Zuwächse von 3,5% im Jahr erwartet. Das Wachstum der Papierindustrie wird durch den steigenden Einsatz von Altpapier schwächer ausfallen. Die geringsten Steigerungen sind für die Sägeindustrie zu erwarten (0,5%).
In Nordamerika und Asien steigen die Rundholzkosten durch eine verminderte Rohstoffverfügbarkeit. Die Standorte der Holzindustrie bewegen sich daher in Regionen mit gesicherter Rohstoffversorgung. Diese liegen zum einen bei Holzplantagen in Südamerika, Ozeanien, Südost-Asien und Afrika, zum anderen in Mittel-, Osteuropa und Russland. Neuinvestitionen erfolgen momentan fast ausschließlich in diesen Regionen.
Eine gesicherte Bereitstellung des Holzes, das erwartete regionale Marktwachstum, eine mögliche Kostenführerschaft und länderspezifische Risikofaktoren sind ebenso investitionsentscheidend. Für Europa bedeutet dies eine Entwicklung in Richtung Osteuropa und Russland, wo sich der Wettbewerb um den Rohstoff Holz verschärfen wird.Herausforderung Zentraleuropa. Die Rohstoffstrategien sollten sich auch an regionalen Besonderheiten orientieren. Aufgrund der traditionsreichen Forstwirtschaft in Zentraleuropa existieren auf großer Fläche Bestände mit hohen Vorräten und sehr hohem Starkholzanteil. Dies trifft insbesondere auf den Süden Deutschlands, die Schweiz und Österreich zu. Die Anforderungen der Industrie bewegen sich jedoch in Richtung schwächeres Rundholz. Ansätze zur Nutzung der stärkeren Sortimente existieren bereits und sollten konsequent zur Verjüngung dieser Bestände genutzt werden.Industrie-, Altholz und Sägenebenprodukte. Bei Industrieholz und hochwertigen Sägenebenprodukten entsteht durch den Bau des Zellstoffwerkes Stendal/DE ein Abnehmer für rund 3 Mio. fm. Das erhöht die Nachfrage der Papier- und Zellstoffindustrie in Deutschland um 50% und wird sich auch auf die Nachbarländer auswirken.
Eine flächige Verwertungsmöglichkeit für qualitativ minderwertige Sägenebenprodukte, Industrieholz und Altholz entsteht in Europa durch die gesetzliche Förderung der energetischen Verwertung von Biomasse.
Die genehmigten und in der Planung befindlichen Anlagen in Deutschland haben einen Bedarf, der das wirtschaftlich verfügbare Altholz-Aufkommen (3,5 Mio. t atro/Jahr) um 100% übersteigt. Die Versorgung der Biomasse-Heiz- und Kraftwerke aus dem näheren Umkreis ist möglich, scheitert jedoch noch an zu hohen Bereitstellungskosten.Die Entscheidung. Derzeit finden in der Holzindustrie Europas 2 Entwicklungen statt:
1. Eine Optimierung der Rohstoffstrategien und der Bereitstellungsprozesse, um die Rohstoffvorräte in Zentraleuropa zu mobilisieren.
2. Eine Erschließung von Wachstumsmärkten in Osteuropa und Russland. Europäische Konzerne entwickeln sich zu globalen Marktführern. Den Forstbetrieben bietet sich die Chance, durch gemeinsame Strategien mit der Holzindustrie als Partner an dieser Entwicklung teilzuhaben.