Wähler, vergib ihnen nicht, denn sie müssten wissen, was sie tun” - so lautete die Antwort eines Sägewerkers auf die forstliche Verwaltungsreform der baden-württembergischen Landesväter, beschlossen bereits am 26. März 2003.
Während sich das Freiburger Winterkolloquium am ersten Tag der von über 400 Teilnehmern besuchten Veranstaltung mit Status quo und Inhalten der Reform befasste, drehte sich am 30. Jänner alles um die Folgen für privaten Waldbesitz und Holzindustrie.
So zeigten sich viele Stimmen überrascht von der enormen Geschwindigkeit, mit der diese Reform „durchgepeitscht” werde sowie über die große Anzahl offener Fragen bei deren Umsetzung.
Während sich das Freiburger Winterkolloquium am ersten Tag der von über 400 Teilnehmern besuchten Veranstaltung mit Status quo und Inhalten der Reform befasste, drehte sich am 30. Jänner alles um die Folgen für privaten Waldbesitz und Holzindustrie.
So zeigten sich viele Stimmen überrascht von der enormen Geschwindigkeit, mit der diese Reform „durchgepeitscht” werde sowie über die große Anzahl offener Fragen bei deren Umsetzung.
Auch die Tatsache, dass das diesjährige Winterkolloquium laut Veranstalter Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Gero Becker vom Institut für Forstbenutzung und Forstliche Arbeitswissenschaft als „erstes, neutrales Podium” fungiert, lässt aufhorchen.Städtische Waldbesitzer. Dr. Ulrich Schraml, Assistent am Institut für Forst- und Umweltpolitik der Universität Freiburg, sieht deutliche Veränderungen bei den Adressaten forstlicher Beratung. Er unterschied den traditionellen, den urban beeinflussten, den klassisch urbanen und den neu urbanen Waldbesitzer. Wie nah ist der waldbesitzende Städter seinem Eigentum und wie offen für Beratung? Welche Konsequenzen dies speziell für Baden-Württemberg haben wird, konnte Schraml nicht voraussagen, wartete aber mit neuseeländischem Beispiel auf. Dort löste sich der State Forest Service im Zuge öffentlicher Verwaltungsreformen während der 1990er-Jahre auf - die staatliche Beratung entfiel. Regional unterschiedliche Bewirtschaftungsstandards je nach Einfluss lobbyistischer Gruppen führten hier - aus Sicht der Waldbesitzer - zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen.
Dies wollte Schraml ausdrücklich nicht auf Baden-Württemberg übertragen wissen. Hier gelte es, die neuen Waldbesitzer vorrangig über die Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) zu erreichen.Regulierung nach Privatisierung? So geht der bayerische Landesrechnungshof davon aus, das staatliche Konkurrenz bisher das Wachstum der FBG begrenzte. Nach einer Phase der Privatisierung befürchtet Schraml allerdings - analog zu Vorgängen etwa bei der deutschen Telekommunikation - eine Phase der Regulierung zur Sicherung staatlichen Einflusses.
Dies wollte Schraml ausdrücklich nicht auf Baden-Württemberg übertragen wissen. Hier gelte es, die neuen Waldbesitzer vorrangig über die Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) zu erreichen.Regulierung nach Privatisierung? So geht der bayerische Landesrechnungshof davon aus, das staatliche Konkurrenz bisher das Wachstum der FBG begrenzte. Nach einer Phase der Privatisierung befürchtet Schraml allerdings - analog zu Vorgängen etwa bei der deutschen Telekommunikation - eine Phase der Regulierung zur Sicherung staatlichen Einflusses.
Förderung gegen Sozialpflichtigkeit. Im Gegenzug zur wachsenden Anzahl per Gesetz abgeforderter Leistungen hält Eckhard Schmieder, bäuerlicher Waldbesitzer aus Fischerbach/ DE, die weitere Förderung privaten Waldbesitzes für angemessen. Eine Vollkostenrechnung könne der private Wald - nicht zuletzt aufgrund rückläufiger Erlöse und steigender Personalkosten - nicht leisten: Konnte sein Betrieb während der 1950er-Jahre für 2 fm Holz noch 1 Knecht für einen Monat beschäftigen, reicht 1 fm Holz heute für 1 Arbeitsstunde.
Echte Beratung statt reiner Verwaltung müsse auch künftig durch forstliche Kompetenz erfolgen, so Schmieder. In diesem Zusammenhang bezeichnete er die baden-württembergischen Revierleiter als „das beste, was wir hatten.” Für die Holzvermarktung empfindet er die Forstwirtschaftliche Vereinigung Mittlerer Schwarzwald (FMS) als vorbildliches Modell - diese Vereinigung wird derzeit von der Landesforstverwaltung unterstützt.
Echte Beratung statt reiner Verwaltung müsse auch künftig durch forstliche Kompetenz erfolgen, so Schmieder. In diesem Zusammenhang bezeichnete er die baden-württembergischen Revierleiter als „das beste, was wir hatten.” Für die Holzvermarktung empfindet er die Forstwirtschaftliche Vereinigung Mittlerer Schwarzwald (FMS) als vorbildliches Modell - diese Vereinigung wird derzeit von der Landesforstverwaltung unterstützt.
Wieviel Staat ist überhaupt notiwendig? Aus Sicht des großen Privatwaldes empfiehlt Max Erbgraf zu Königsegg-Aulendorf, vor der eigentlichen Verwaltungsreform zunächst die grundsätzlichen Aufgaben dieser Landesforstverwaltung zu definieren - ist die wirtschaftliche Tätigkeit des Staates nicht erst dann erforderlich, wenn private Unternehmen diese Leistungen nicht erbringen können? Erst danach gelte es, deren grundsätzlichen Aufgaben sowie organisatorische Fragen zu klären. Dabei müssten EU-Wettbewerbsregelungen und kartellrechtliche Bestimmungen berücksichtigt werden - eine inhaltliche Änderung auch des Landeswaldgesetzes bezeichnte Graf Königsegg als „zwingend erforderlich”.Hoheit und Betrieb trennen. Für „unabdingbar notwendig” hielt er die Trennung von Hoheit und Betrieb sowie die Beschränkung des Berufsbeamtentums auf die hoheitliche Verwaltung - die Landesforstverwaltung solle sich auf die Bewirtschaftung des staatlichen Waldes konzentrieren. Für alle forstlichen Dienstleistungen forderte er eine Preisbildung „am Markt”.Förderung zu Marktpreisen. Die Förderung solle nicht abgeschafft, sondern auf Dienstleistungen zu Marktpreisen umgestellt werden. Graf Königsegg sah neue Chancen einer Zusammenarbeit aller Besitzarten - nach der Auswahl eines Dienstleisters am freien Markt.
Frische Kleinstaaterei? Der geschäftsführende Gesellschafter beim Sägewerk Karl Streit, Hausach/DE, Klaus Henne, hält die Reform für einen gewaltigen Schritt in Richtung deutscher Kleinstaaterei aus der Zeit vor Napoleon Bonaparte und hätte sich zur Sicherung des Holzabsatzes gewünscht, die Landesforstverwaltung zu reformieren statt sie zu zerschlagen. Viele Stimmen aus dem Podium zielten in eine ähnliche Richtung und forderten für den staatlichen Holzabsatz wenige statt künftig einer Vielzahl von Ansprechpartnern.Bleibt doch alles beim Alten? Beruhigend klang MR Martin Strittmatter, seit September 2003 Referatsleiter Holzmarkt im Ministerium für ländlichen Raum, Stuttgart/DE. Für Großkunden stellt er sich eine zentrale Lösung vor und plant neue Konzepte für die Vermarktung von Starkholz. Die Aufgaben der bisherigen Einheitsforstämter könnten Landratsämter, deren Außenstellen oder auch ein funktionalisierter Holzverkauf übernehmen.