11054698588493.jpg

DI Franz Zaunbauer © Archiv

Neue Waldschutzberater

Ein Artikel von Karin Strauss-Stolz | 28.06.2004 - 00:00
Selten treffen 3-fache Borkenkäfer-Invasionen in ihrer Wirkung zusammen:
-die Importkäfer aus Bayern
-die Wärmekäfer vom Sommer 2003
-die Windwurfkäfer von 2002
Diese Gradationen überlagern sich zeitlich und arbeitsmäßig. Aber Salzburgs Landesforstdirektor DI Franz Zaunbauer hat mit allen forstlichen Organisationen die Lösung dieser Probleme eingeleitet und sieht Impulse für die Zukunft, auch Antworten zu anderen offenen forstlichen Fragen zu erarbeiten. Zuerst muss in diesem Jahr die Käferkalamität bewältigt werden, unterstrich Zaunbauer im Gespräch mit dem Holzkurier.
11054698588493.jpg

DI Franz Zaunbauer © Archiv

Käfernester bekämpfen. Dazu hat der von Rudolf Rosenstatter geführte Bäuerliche Waldbesitzerverband als Fachverband der Landwirtschaftskammer mit Forstdirektor DI Franz Grill die Trägerschaft für das Projekt „Waldschutzberater” übernommen. Ähnlich wie in der Steiermark sollen vorwiegend junge, ausgebildete Waldbauern aber auch einige verfügbare Förster als Ortskundige zur Erfassung und Bekämpfung der Käfernester eingesetzt werden. Die EU fördert diese Initiative im Programm „Ländlicher Raum”.
Nach gemeinsamer Einschulung von 40 Teilnehmern durch Fachleute des Bundesamtes und Forschungszentrums für Wald (BFW) und des Landesforstdienstes erfüllen jeweils bis zu 3 Waldschutzberater pro Forstaufsichtsstation folgende Aufgaben:
1. Feststellung von Befallsherden
2. Beratung der Waldeigentümer
3. Kontrolle der Fangbäume Schadholz retten. Zum Jahreseinschlag von 1 Mio. fm wird ein Schadholzanfall bis zu einer weiteren Mio. fm erwartet. Ziel dieses Projektes, das vorerst auf 3 Jahre angelegt ist und etwa 250.000 €/Jahr kosten wird, ist es, einige hunderttausend fm Schadholz zu retten und damit 10 Mio. € Schaden pro Jahr zu verhindern. Die bis Ende Mai auch in tieferen Lagen durchaus kühle und niederschlagsreiche Witterung könnte zu geringeren Käfer-Populationen führen und so beitragen, das Ziel zu erreichen.
Im Nebeneffekt erwarten sich die Initiatoren, dass die Waldschutzberater nicht isolierte Einzelkämpfer für 2 bis 3 Gemeinden sind, sondern forstliche Netzwerke bilden, um etwa die Fichtenblattwespe zu bekämpfen oder mit Jagdausübenden Schadensprobleme zu erörtern.
Zaunbauer sieht schon jetzt einen Abbau des „traditionellen” Spannungsfeldes Kammer - Behörde. Er ist dem Obmann des Bäuerlichen Waldbesitzerverbandes sehr dankbar, dass er aktiv diese Zusammenarbeit gesucht hat.
Auch mit der ÖBf AG, mit DI Hannes Üblagger, St. Johann/ Pongau, als Leiter für das Land Salzburg, und DI Dr. Peter Weinfurter, Purkersdorf, sieht Zaunbauer über die koordinierte Lösung der Käfer-Probleme hinaus eine hervorragende Gesprächsbasis. Zaunbauer unterstreicht die volle Übereinstimmung, dass man chemische Methoden nur in äußersten Grenzfällen und nur dann anwenden wird, wenn eine ständige fachliche Überwachung möglich ist.
Qualitätsniveau halten. Der Salzburger Landesforstdirektor arbeitet seit Jahrzehnten in Förderungsprojekten erfolgreich mit forstlichen Ziviltechnikern zusammen. Bei umfangreicheren, mehrjährigen Projekten zeige sich jedoch in vergangener Zeit mitunter, dass als Einzelkämpfer agierende Ziviltechniker das heute erforderliche Leistungs- und Qualitätsniveau nicht erbringen können. Man hat daher in diesen Fällen auf das Consulting der Bundesforste zurückgegriffen, das umfassende Qualitätsleistung bietet.
Mit der Jägerschaft sieht Zaunbauer kooperative Arbeit in der Frage der ungünstigen Entwicklung der Schälschäden durch Schalenwild:
-Heuer wurden in Problemgebieten die Schusszeiten für Kahl- und Jungwild nach § 90 des Jagdgesetzes vorverlegt.
-Sanktionen bei starker Unterschreitung des (meist zu niedrig angesetzten) Mindestabschusses werden ernsthaft überlegt.
-das Wildeinfluss-Monitoring (WEM) ist zwar ein Wortungeheuer, hat aber auf Landesebene das Ziel, mit der Erhebung der Schäden zeitlich nicht so weit hinterher zu hinken, wie das bei diesen Daten aus der Forstinventur der Fall ist. Die Feststellung der Forstschäden durch Wild ist Pflicht der Forstbehörde. In der von der Jägerschaft beeinflussten Formulierung soll das WEM nun 2004 beginnend umgesetzt werden. HR Zaunbauer ist zuversichtlich, dass im Sinne der guten Kooperation mit der Jägerschaft das Ausmaß eines Schadens durch Wildeinfluss bei Verbiss, Verfegen und Schälen aktuell erhoben werden kann.Forstservice von Profis. Nicht bäuerliche Kleinwaldbesitzer verursachen in manchen Gegenden ein Problem, das erst kürzlich der Forstverein für Oberösterreich und Salzburg in einem Seminar erörtert hat. Aktueller Anlass ist mitunter ein Elementarschaden, der rasche Maßnahmen erfordert, wozu der Eigentümer oder seine Vertrauensperson erreichbar sein sollte.
In den Fremdenverkehrsgebieten Salzburgs sieht man darin kein aktuelles Problem, weil es waldfern lebende Kleinwaldbesitzer seit langem gibt. Die Forstbehörde sieht zumeist auch keinen grundsätzlichen Unterschied zum örtlichen bäuerlichen Waldbesitzer. Bei beiden Gruppen gibt es „Waldfans”, die gerne selbst gestaltend tätig sind, und andere, die den „Besitzerstolz” still genießen. Der eingangs erwähnte Waldschutzberater wird auch in diesem Fall den gewünschten Kontakt pflegen und auf Wunsch Forstservice von Profis anbieten.