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Vor drei Jahren hat Adolf Sandbichler Führungsverantwortung seiner Tochter Andrea übertragen © Spannlang

Umtriebs-Zeiten

Ein Artikel von Dipl.-Ing. Robert Spannlang | 07.12.2004 - 00:00
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Vor drei Jahren hat Adolf Sandbichler Führungsverantwortung seiner Tochter Andrea übertragen © Spannlang

Sie sei zweifellos in eine der letzten Männerdomänen eingedrungen, lächelt Tirols einzige Rundholz-Händlerin Andrea Sandbichler, nunmehr Chefin eines seit 1895 bestehenden Kundler Familienunternehmens: Der heute unter WTA (Wood Trading Agency) firmierende Rundholzhandel nahm seinen Ursprung in einer Säge in der Wildschönau. Dort betrieb der Ur-Großvater das erste Vollgatter des Landes - mit Wasserantrieb. Von Manhattan nach Kundl. Vor vier Jahren kehrte Sandbichler von einem langen USA-Aufenthalt als Kongress-Managerin zurück und übernahm die Geschäftsführung von Vater Adolf Sandbichler, der sich seit den 1960er-Jahren auf den Rundholz-Handel spezialisiert.200.000 Festmeter. „Auch heuer werden wir wieder auf ein Handelsvolumen von über 200.000 fm kommen”, erklärt die Chefin, die sich inzwischen durch Manager-Qualitäten und Courage bei männlichen Kollegen Respekt erworben hat. Ihr Rundholz - hauptsächlich Fichte und Tanne - kauft Sandbichler bei Tiroler Bauern, Agrargemeinschaften, Gemeinden aber auch in Deutschland ein und beliefert Sägewerke bis nach Niederösterreich.
Die zahlreichen Kunden in der Levante und Fernost, die ihr Vater für die Holzindustrie Schweighofer mit prismiertem Rundholz aus Deutschland und Skandinavien über 20 Jahre lang erfolgreich bedient hatte, müssen vorerst auf Holz aus Kundl verzichten. „Ich brauche etwas mehr Zeit”, sieht die Neo-Geschäftsführerin die Dinge realistisch.
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Mischsortimente einkaufen, vertragsgemäße Sortimente zeitgerecht ausliefern – eine Kunst der Logistik © Spannlang

Ernte-Vollservice. Dabei bietet die weltgewandte Tirolerin ihren Holzlieferanten die Ernte mit Harvester und Forwardern durch Kooperation mit Schlägerungsunternehmen. „Wir haben uns verpflichtet, Liefer-Kontingente bei unseren Säger-Kunden zu erfüllen. Die Kunst besteht darin, aus den Mischpartien vieler, oft kleiner Lieferanten die Ansprüche der Sägewerke hinsichtlich Ausformung und Lieferzeitpunkt genau zu erfüllen.Hecht im Karpfenteich. Dass sich die ÖBf seit etwa zwei Jahren massiv auch im Holzhandel betätigen, beobachtet man bei Sandbichlers mit einigem Unbehagen. „Sicher können die ÖBf als Holzproduzent viel flexibler disponieren und damit den Großabnehmern noch höhere Liefersicherheit bieten. Dennoch schadet es den gewachsenen Verteiler-Strukturen im Land - und das könnten auch bald die Säger spüren”, meint Adolf Sandbichler stirnrunzelnd.Geschäft erweitern. Derzeit können nicht alle Geschäfte wahrgenommen werden, die sich dem Tiroler Familienbetrieb mit seiner mehrere Baumalter währenden Marktpräsenz bieten. Deshalb ist Andrea Sandbichler gerade dabei, ihren Einkäufer-Stab zu erweitern. Spursäge und Kettenwender. Dass der Senior-Chef und ehemalige Besitzer eines 50.000 fm-Sägewerks in Kundl ein innovativer Geist ist, wissen Holzmaschinen-Insider: Auf Adolf Sandbichler gehen Erfindungen wie die Bandsägen-schonende Spur-Kreissäge und das weltweit verwendete Blochwende-System für Blockbandsägen zurück. Für beide Erfindungen wurden internationale Patente erteilt.
Der findige Tiroler hat aber noch mehr im Tallon: Sein Programm zur rationellen Starkholz-Verwertung soll ebenfalls bald patentiert werden.
Sandbichler-Facts
Gegründet: 1895
Firmensitz: Kundl
Geschäftsführung: Andrea Sandbichler
Handelsvolumen: 200.000 fm/J (2004), davon 60% aus Deutschland
Handelsware: Fichten-, Tannen-, Lärchen-, Zirben-Rundholz, auch Ab-Stock-Einkauf