Schwarzböck Henckel-Donnersmarck, Ottrubay, SWH-Vertreter, Weiss, Erlacher, Ertl, Köck und Binder Vertrag über 100.000 t Waldhackgut pro Jahr für dienächsten 13 Jahre (v. li. und v. vorn nach hinten) © Dipl.-Ing. Anton Sprenger
Eine neue Allianz zwischen den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) und mehreren großen Forstbetrieben soll die Versorgung des Biomasse-Kraftwerks Simmering langfristig sicherstellen. Ein Vertrag wurde am 2. März von den ÖBf und den Forst-Großbetrieben Stift Heiligenkreuz (OFM DI Manfred Ertl) Stiftung Fürst Liechtenstein (FM DI Hans Jörg Damm) und Esterhazy Betriebe (FM DI Hans Peter Weiss) sowie dem Waldverband Niederösterreich Obmann DI Josef Binder, unterzeichnet. Schulterschluss der Forstbetriebe. Hauptlieferant des Energieträgers Wald-Biomasse sind die ÖBf. Die im Beisein von Landwirtschaftskammer-Präsident NR ÖR Rudolf Schwarzböck mit den Forst-Großbetrieben und Waldverband gegründete ARGE Biomasse wird ab 2006 13 Jahre lang je 55.000 fm Wald-Biomasse (davon 50% allein vom Waldverband) an die ÖBf liefern. Das entspricht knapp einem Viertel des Jahresbedarfs zum Vollbetrieb des Kraftwerks.
„Mit dieser Kooperation können wir das Biomasse-Kraftwerks langfristig versorgen“, so Bundesforste-Vorstand DI Dr. Georg Erlacher. Die ÖBf tragen die Gesamtverantwortung für die Brennstoff-Versorgung und werden 50% des Wald-Hackgutes aus den eigenen Wäldern beisteuern. Die restlichen 25% sollen von kleineren Lieferanten (kleinere Forstbetriebe, Holzhändler) zugekauft werden. Pionier-Projekt. Träger dieses weltweit größten, rein mit Wald-Biomasse betriebenen Kraftwerk-Vorzeigeprojekts sind zu je einem Drittel die ÖBf, die Wienstrom GmbH und die Fernwärme Wien GmbH. Ab dem Start 2006 werden rund 48.000 Wiener Haushalte mit „grünem“ Strom und rund 12.000 Haushalte mit Öko-Wärme versorgt. Das Kraftwerk mit einer thermischen Brennstoffwärmeleistung bis 65,7 MW und einem Biomassebedarf von 600.000 srm/J (245.000 fm) wird 7,6% zur Erreichung des heimischen Öko-Strom-Ziels beitragen. 50 Mio. € werden in das Kraftwerk investiert, wobei 30 Dauer-Arbeitsplätze geschaffen werden. Grüne Energie vor der Haustür. Über 80% der Biomasse, die im Kraftwerk Simmering verwertet wird, stammt aus einer Entfernung von weniger als 100 Kilometer rund um Wien. Unter 20% der Biomasse werden per Bahn, Schiff (theoretisch) oder Lkw über größere Distanzen antransportiert.
„Diese Nahversorgung für das Kraftwerk ist ein enormer Vorteil, weil damit Transportkosten gespart und Umweltbelastungen vermieden werden“, erläutert Erlacher. Kalkulationen. Sollte ein Lieferant-Partner ausfallen, so könnten die Bundesforste temporär den Rohstoff bereitstellen. Als Kraftwerk-Teilhaber rechnen die ÖBf trotz interessantem Einspeisetarif mit einer bescheidenen Rendite. „Wir bewegen uns nach wie vor in einem knapp kalkulierten Energie-Markt“ ergänzte Schwarzböck. Erfahrungen mit der Erzeugung von Biomasse in diesem Umfang gibt es noch keine, die Unsicherheiten seien entsprechend groß.
Die Bindung bei den Erzeugerpreisen für Waldhackgut reicht über die Vertragslaufzeit von 13 Jahren, wobei die Abnahme-Preiskurve nach oben zeigt, erläutert Erlacher. Generell sei man auf dem aktuellen Erlös-Niveau für vergleichbare Industrieholz-Sortimente. Eine Preistangente bei steigender Transportentfernung sei im Vertrag inkludiert. Für das Kraftwerk selbst gibt es keine EU-Förderungen, jedoch können Waldwirtschaftsgemeinschaften geförderte Maschinenkäufe tätigen. Einzel-Verträge. Der Waldverband muss mit den, im Osten (Wienerwald, Weinviertel) angesiedelten, der insgesamt 69 Waldwirtschaftsgemeinschaften Einzel-Verträge über die Lieferung von Waldhackgut unterzeichnen. Dafür werde noch im März eine Obmänner-Konferenz angesetzt, informiert Binder. Die Herausforderung zur vermehrten Nutzung im Kleinwald sei groß, besonders auch weil sich der Waldverband im Jänner dazu verpflichtet hat, dem Papierproduzent Smurfit Nettingsdorfer jährlich gesichert 250.000 fm Industrieholz zu liefern.
„Esterhazy war mit den ÖBf seit zwei Jahren im Gespräch für die Nutzung von Waldhackgut in großen Dimensionen und freut sich, jetzt auf 22.500 ha (vorwiegend im Leitha-Gebirge) wirtschaftliche Einsätze vornehmen zu können, so Generaldirektor Dr. Stefan Ottrubay.
„Es geht vor allem um Durchforstungen und Umwandlungsflächen von Nieder- zum Hochwald. Dafür wurden detaillierte, flächengenaue Kartierungen vorgenommen, die auch ökologische Auswirkungen auf Nährstoffentzüge umfassen“, ergänzte Weiss. Öko-Bilanz. Die Öko-Bilanz des künftigen Biomasse-Kraftwerks Simmering ist beeindruckend: Durch den Einsatz von rund 245.000 fm Holz werden rund 72.000 t Steinkohle oder 47.000 t Heizöl schwer bzw. 40.000 t Erdgas eingespart. Wien bleibt so jedes Jahr gleich 144.000 t klimarelevanter CO2-Emmissionen erspart.