Männer kaufen Wald und schnelle Autos, weil sie damit ihren Ur-Instinkten folgen”, so beantwortete am ersten Tag des 27. Freiburger Winterkolloquiums Dr. Hans-Martin Oettinger, Forstbetrieb Blauwald, Blaustein/DE, schmunzelnd die Frage nach den eigentlichen Gründen eines Waldkaufs.
Das 27. Winterkolloquium fand am 25. und 26. Jänner unter dem Titel „Wald als Vermögensobjekt und Kapitalanlage” an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg/DE statt. Alte und neue Motive für Kauf und Verkauf von Wald sollten beleuchtet werden. Abgesehen von diesem eher humoristischen Zugang, lieferte Oettinger auch eine Vielzahl von Vor- aber auch Nachteilen für Holz als Anlagevermögen. So nannte er einerseits eine hohe Umsatzrendite, Produktionsautomation, Möglichkeit zur aussetzenden Bewirtschaftung und positive globale Trends. Andererseits gab er aber auch die geringe Verzinsung, Beeinträchtigung des Eigentums durch Rechte Dritter, Risiken durch Schadereignisse sowie den Klimawandel zu bedenken.
Affinität zu schönen Dingen. Dr. Andre Blum, Universität Wageningen/NL, verwies im Referat über „Vermögensanlage Wald aus internationaler Sicht”, auf die „Liebe zum Wald oder die Affinität zum Anlagevermögen” als letztlich ausschlaggebenden Faktor für die Kauf-Entscheidung. Zwischen 1985 und 2005 wechselten in den USA 15 Mio. ha den Eigentümer - dies entspricht annähernd der Gesamtwaldfläche Deutschlands und Österreichs. Das Waldvermögen institutioneller Investoren belaufe sich auf 25 Mrd. US-$ (19,5 Mrd. €). Weiters wies er auf die zunehmende Bedeutung von Timberland Investment and Management Organisations (TIMO) und Timber Real Estate Investment Trusts (TREIT) hin.
Von Finnland über China und Brasilien. Die Notwendigkeit zu Waldbesitz und -kauf für die internationale Holzindustrie, beleuchtete Timo Heikka, Direktor Forschung und Entwicklung bei Stora Enso Wood Supply Europe/FI. Bezüglich der Notwendigkeit von Kauf und Besitz sei vorrangig die Sicherung der Biomasse- und Faserversorgung nötig. In gut entwickelten Forstwirtschaften wäre Eigenbesitz der Holzindustrie überflüssig, da die Waldeigentümer ohnehin Spezialisten in Erzeugung und Ernte seien. Differenzierter sah Heikka die Lage in sich erst entwickelnden Forstwirtschaften wie Russland und dem Baltikum. Den Stellenwert der Plantagenwirtschaft zeigte er mittels der Stora Enso-Besitzungen in der chinesischen Provinz Guangxi und in Lateinamerika auf. Gleichzeitig betonte Heikka die Bedeutung der Rohstoffmobilisierung durch die kleineren Privatwälder auch in Mitteleuropa.
DI Günther Lettau, Stabsstelle Immobilien-Wasser-Energie der ÖBf AG, Purkersdorf, referierte über die strategische Bedeutung des Erwerbs von Wald und Nutzungsrechten aus Sicht der Bundesforste und der Republik Österreich als deren Eigentümer.
Für die Republik sei einzig die Ablöse von für sie belastenden Nutzungsrechten von Interesse. Durch die ÖBf AG würde der Erwerb von Nutzungsrechten im In- und Ausland hingegen sehr wohl angestrebt, wenn auch das Beispiel Russland zeige, dass solche Projekte nicht immer den gewünschten Erfolg brächten, fasste Lettau zusammen (sh. Holzkurier Heft 49/06, S. 3).
Träger Waldgrundstücksmarkt. Die Trägheit des deutschen Grundstücksmarktes, mit traditionell geringen Transaktionen im Bereich Waldvermögen, thematisierte Dr. Ulrich Schraml, Privatdozent an der Universität Freiburg.
Privatisierung neu. DI Herbert Wötzel, Geschäftsführer der TGG in Berlin/DE, sprach über Waldverkäufe im Zuge der Privatisierung in den neuen deutschen Bundesländern. Dort wurden von 600.000 ha Wald, die durch Verkauf zu privatisieren seien, bisher 510.000 ha privatisiert. Als Kaufmotive nannte Wötzel unter anderem jagdliche Interessen, die Arrondierung bestehender Betriebe, Besitzerstolz sowie Erbfolgeregelungen, vor allem aber auch die günstigen Kaufpreise und das große Angebot. „Die Entscheidung zur Waldprivatisierung war richtig. Sie konnte erfolgreich umgesetzt werden. Die Pflicht zur Vorlage und Einhaltung forstwirtschaftlicher Betriebskonzepte sichert - bei entsprechender Kontrolle - eine ordnungsgemäße Forstwirtschaft”, meinte Wötzel.
Umweltverbände als Waldeigentümer thematisierte der Eröffnungsredner des zweiten Tages, DI (FH) Gregor Beyer vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Der NABU betreue bundesweit mehr als 5000 so genannter „Naturparadiese” mit über 110.000 ha Grundfläche. Davon befänden sich 15.000 ha im Eigentum des NABU, womit dieser der wichtigste private Akteur im Flächennaturschutz Deutschlands sei. „Neben der Sicherung wertvoller Naturräume ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Naturschutzakteure die Tragbarkeit von primär politischen Zielen auch in der Position des Eigentümers dokumentieren”, stellte Beyer seinen Standpunkt klar. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass sich der Staat aus seiner Verantwortung für das nationale Naturerbe zurückziehe.
Ein jährlicher Zuschussbedarf von 9 Mio. €, die prekäre Haushaltssituation des Landes sowie die politische Ausrichtung seien als Gründe für die Privatisierungs-Bestrebungen des Landes Schleswig-Holstein zu nennen. Dies erläuterte Margret Brahms, Leiterin der Abteilung Naturschutz, Forstwirtschaft und Jagd des Landeslandwirtschaftsministeriums Schleswig-Holstein. Besondere Anforderungen wären dabei ökologische und soziale Gemeinwohlleistungen. Bei der Suche nach alternativen Organisationsmodellen, welche die Verantwortung der Zivilgesellschaft stärken und den Staat entlasten könnten, seien auch die Universitäten zukünftig stärker in die Pflicht zu nehmen, meinte Brahms.
Uwe Schelleter, Director, und Dr. Christoph Harff, Vice President Financial Engineering Group, Private Wealth Management, Deutsche Bank AG, Hamburg/DE, zeigten zum Einen die geringe Risikoeinstufung und den langfristigen Anlagehorizont, aber andererseits auch die niedrige Liquidität für Waldvermögen aus Sicht des Bankwesens auf.
Das 27. Winterkolloquium fand am 25. und 26. Jänner unter dem Titel „Wald als Vermögensobjekt und Kapitalanlage” an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg/DE statt. Alte und neue Motive für Kauf und Verkauf von Wald sollten beleuchtet werden. Abgesehen von diesem eher humoristischen Zugang, lieferte Oettinger auch eine Vielzahl von Vor- aber auch Nachteilen für Holz als Anlagevermögen. So nannte er einerseits eine hohe Umsatzrendite, Produktionsautomation, Möglichkeit zur aussetzenden Bewirtschaftung und positive globale Trends. Andererseits gab er aber auch die geringe Verzinsung, Beeinträchtigung des Eigentums durch Rechte Dritter, Risiken durch Schadereignisse sowie den Klimawandel zu bedenken.
Affinität zu schönen Dingen. Dr. Andre Blum, Universität Wageningen/NL, verwies im Referat über „Vermögensanlage Wald aus internationaler Sicht”, auf die „Liebe zum Wald oder die Affinität zum Anlagevermögen” als letztlich ausschlaggebenden Faktor für die Kauf-Entscheidung. Zwischen 1985 und 2005 wechselten in den USA 15 Mio. ha den Eigentümer - dies entspricht annähernd der Gesamtwaldfläche Deutschlands und Österreichs. Das Waldvermögen institutioneller Investoren belaufe sich auf 25 Mrd. US-$ (19,5 Mrd. €). Weiters wies er auf die zunehmende Bedeutung von Timberland Investment and Management Organisations (TIMO) und Timber Real Estate Investment Trusts (TREIT) hin.
Von Finnland über China und Brasilien. Die Notwendigkeit zu Waldbesitz und -kauf für die internationale Holzindustrie, beleuchtete Timo Heikka, Direktor Forschung und Entwicklung bei Stora Enso Wood Supply Europe/FI. Bezüglich der Notwendigkeit von Kauf und Besitz sei vorrangig die Sicherung der Biomasse- und Faserversorgung nötig. In gut entwickelten Forstwirtschaften wäre Eigenbesitz der Holzindustrie überflüssig, da die Waldeigentümer ohnehin Spezialisten in Erzeugung und Ernte seien. Differenzierter sah Heikka die Lage in sich erst entwickelnden Forstwirtschaften wie Russland und dem Baltikum. Den Stellenwert der Plantagenwirtschaft zeigte er mittels der Stora Enso-Besitzungen in der chinesischen Provinz Guangxi und in Lateinamerika auf. Gleichzeitig betonte Heikka die Bedeutung der Rohstoffmobilisierung durch die kleineren Privatwälder auch in Mitteleuropa.
DI Günther Lettau, Stabsstelle Immobilien-Wasser-Energie der ÖBf AG, Purkersdorf, referierte über die strategische Bedeutung des Erwerbs von Wald und Nutzungsrechten aus Sicht der Bundesforste und der Republik Österreich als deren Eigentümer.
Für die Republik sei einzig die Ablöse von für sie belastenden Nutzungsrechten von Interesse. Durch die ÖBf AG würde der Erwerb von Nutzungsrechten im In- und Ausland hingegen sehr wohl angestrebt, wenn auch das Beispiel Russland zeige, dass solche Projekte nicht immer den gewünschten Erfolg brächten, fasste Lettau zusammen (sh. Holzkurier Heft 49/06, S. 3).
Träger Waldgrundstücksmarkt. Die Trägheit des deutschen Grundstücksmarktes, mit traditionell geringen Transaktionen im Bereich Waldvermögen, thematisierte Dr. Ulrich Schraml, Privatdozent an der Universität Freiburg.
Privatisierung neu. DI Herbert Wötzel, Geschäftsführer der TGG in Berlin/DE, sprach über Waldverkäufe im Zuge der Privatisierung in den neuen deutschen Bundesländern. Dort wurden von 600.000 ha Wald, die durch Verkauf zu privatisieren seien, bisher 510.000 ha privatisiert. Als Kaufmotive nannte Wötzel unter anderem jagdliche Interessen, die Arrondierung bestehender Betriebe, Besitzerstolz sowie Erbfolgeregelungen, vor allem aber auch die günstigen Kaufpreise und das große Angebot. „Die Entscheidung zur Waldprivatisierung war richtig. Sie konnte erfolgreich umgesetzt werden. Die Pflicht zur Vorlage und Einhaltung forstwirtschaftlicher Betriebskonzepte sichert - bei entsprechender Kontrolle - eine ordnungsgemäße Forstwirtschaft”, meinte Wötzel.
Umweltverbände als Waldeigentümer thematisierte der Eröffnungsredner des zweiten Tages, DI (FH) Gregor Beyer vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Der NABU betreue bundesweit mehr als 5000 so genannter „Naturparadiese” mit über 110.000 ha Grundfläche. Davon befänden sich 15.000 ha im Eigentum des NABU, womit dieser der wichtigste private Akteur im Flächennaturschutz Deutschlands sei. „Neben der Sicherung wertvoller Naturräume ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Naturschutzakteure die Tragbarkeit von primär politischen Zielen auch in der Position des Eigentümers dokumentieren”, stellte Beyer seinen Standpunkt klar. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass sich der Staat aus seiner Verantwortung für das nationale Naturerbe zurückziehe.
Ein jährlicher Zuschussbedarf von 9 Mio. €, die prekäre Haushaltssituation des Landes sowie die politische Ausrichtung seien als Gründe für die Privatisierungs-Bestrebungen des Landes Schleswig-Holstein zu nennen. Dies erläuterte Margret Brahms, Leiterin der Abteilung Naturschutz, Forstwirtschaft und Jagd des Landeslandwirtschaftsministeriums Schleswig-Holstein. Besondere Anforderungen wären dabei ökologische und soziale Gemeinwohlleistungen. Bei der Suche nach alternativen Organisationsmodellen, welche die Verantwortung der Zivilgesellschaft stärken und den Staat entlasten könnten, seien auch die Universitäten zukünftig stärker in die Pflicht zu nehmen, meinte Brahms.
Uwe Schelleter, Director, und Dr. Christoph Harff, Vice President Financial Engineering Group, Private Wealth Management, Deutsche Bank AG, Hamburg/DE, zeigten zum Einen die geringe Risikoeinstufung und den langfristigen Anlagehorizont, aber andererseits auch die niedrige Liquidität für Waldvermögen aus Sicht des Bankwesens auf.