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DI (FH) Rainer Handl präsentiert die neuen Österreichischen Holzhandelsusancen (ÖHU) und die Önorm L1021 © DI Martin Heidelbauer

Vertrauen verbindet

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 06.02.2007 - 00:00
Die aktuellen Regelungen in der elektronischen Rundholzvermessung, das geplante einheitliche Datenaustauschformat zwischen Forst und Säge sowie Scanner- und Sensorentwicklungen zur Holzqualitäts-Erkennung wurden während eines von Forst Holz Papier (FHP) und Holzforschung Austria (HFA) organisierten Seminars am 1. Februar in Salzburg erörtert. Mit den Österreichischen Holzhandelsusancen (ÖHU, Anfang 2007) und der Önorm L1021 (Dezember 2006) will man das Vertrauen zwischen den Holzlieferanten und -kunden verstärken. Neben den rechtlichen Bestimmungen wird durch die Eichung die technische Umsetzung bei den Messanlagen garantiert. „Die Genauigkeit der Messanlagen ist wichtig, da beispielsweise die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) Holzwerte von 100 Mio. €/Jahr mittels elektronischer Vermessung abrechnen”, so Vorstand Dr. Georg Erlacher. Ungenauigkeiten von 1% würden 1 Mio. € Differenz bedeuten. Derzeit gibt es in 200 Betrieben eine Werksvermessung, womit 99% des eingeschnittenen Rundholzes betroffen sind.
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DI (FH) Rainer Handl präsentiert die neuen Österreichischen Holzhandelsusancen (ÖHU) und die Önorm L1021 © DI Martin Heidelbauer

Neue Bestimmungen für die Werksvermessung. Über die ÖHU und die rechtliche Einbindung der Önorm L1021 informierte DI (FH) Rainer Handl, Fachverband der Holzindustrie Österreichs. Eine Besonderheit der Holzübernahme ist, dass man die Qualität und Menge nicht weiß. Als gesetzliche Grundlage für die elektronische Werksvermessung gilt die Önorm L1021 sowie das Maß- und Eichgesetz. „Der Käufer trägt laut ÖHU (§ 19 b) immer die Vermessungkosten”, so Handl. Die Holzübernahme hat innerhalb von drei Werktagen ab Anlieferung zu erfolgen. Abweichungen von mehr als 14 Tagen erfordern das Einverständnis des Verkäufers. Abmaßlisten, Einzel- und Summenprotokolle müssen binnen zwei Wochen nach Übernahme zugestellt werden. Wenn die Fakturierung innerhalb von sechs Wochen nicht möglich ist, kann der Verkäufer auf Basis des Lieferscheines eine vorläufige Rechnung legen, wobei sich die vereinbarte Zahlungsfrist nicht verlängert. Die Rundholzabfuhr hat gemäß ÖHU (§ 19 c) innerhalb von sieben Werktagen nach der Bereitstellungsmeldung zu erfolgen, außer diese wird durch höhere Gewalt verhindert. Weiters ist bei offensichtlicher Falschlieferung, der Verkäufer (Forstbetrieb) sofort zu verständigen. Ohne Vereinbarung gelten ÖHU. Wenn nichts vereinbart wurde, gelten die ÖHU. Sägewerksbesitzer müssen ihre Vermessungsanlagen alle zwei Jahre eichen. „Die ÖHU-Grenzwerte für Abholzigkeit und Krümmung gelten bei der elektronischen Vermessung nur, wenn die Mess-Parameter der neuen Önorm L1021 eingestellt sind. Andernfalls ist eine optische Ansprache vorzuziehen”, so Handl.
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Forst- und holzwirtschaftliche Podiumsdiskussion (Golser, Riegler, Montecuccoli, Handl, Drack, Rothleitner v. li.) © DI Martin Heidelbauer

Stabile Messverfahren wichtig. „Voraussetzungen für eine neue Vertrauensbasis bilden die neuen ÖHU, die stabilen Messverfahren und die Eichung”, so DI Felix Montecuccoli, Land & Forst Betriebe Österreich. Zudem meint er, die neuen Technologien (Scanning) dienen in erster Linie der Ausbeute-Verbesserung im Sägewerk. Daneben erhöht sich die Chancengleichheit für den Forst durch eine transparentere Übernahme-Beurteilung (Datenaustauschformat).
Eine zukünftig raschere Umsetzung der sich ändernden Handelsbräuche in den ÖHU wünscht sich Oberförster Johannes Riegler, Stora Enso Timber, Ybbs. Für ihn ist jene Messmethode (elektronisch, händisch) die richtige, die vereinbart wurde. Als interessante EDV-Scanninglösung bezeichnet er die Rundholzvermessung „unter der Rinde”, da dann die Rindenabzugs-Diskussionen wegfallen würden. „Weiters sollte der Holzpreis im Vertrag verankert sein und nicht auf der Rundholzsortierung (keine tendenzielle Sortierung) erfolgen”, meint Riegler.Messmethoden mit hoher Wiederholgenauigkeit. Welche neue Methoden für die elektronischen Krümmungs- und Abholzigkeitsvermessung verwendet werden, erläuterte Dr. Michael Golser, HFA. So erwies sich das neue Ausgleichsgerade-Verfahren im Vergleich zur klassischen Methode als geeigneter für die Abholzigkeits-Bestimmung. Insbesondere die hohe Wiederholgenauigkeit und die Umsetzbarkeit für alle vorhandenen Vermessungsanlagen gaben den Ausschlag. Bei der Krümmungs-Ermittlung zeigte die Mittellinien-Methode mehr Vorteile als das Oberflächen-Verfahren. „Es gibt keinen Einfluss eines einseitigen Wurzelanlaufes und außerdem ist die Realisierung auf Vollkontur- und Zwei-Ebenen-Messanlagen möglich”, so Golser.Empfehlung für einheitliche EDV-Standards. Von den Anforderungen und Umsetzungszielen der geplanten einheitlichen elektronischen Datenaustauschformate Säge, Industrieholz und Rechnungsinformation bei der Rundholzübernahme berichteten Mag. (FH) Iris Drack, Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP), und DI Gerald Rothleitner, Land & Forst Betriebe Österreich. FHP setzte einen eigenen Arbeitskreis für die Werksübernahme ein. „Die elektronischen Datenaustauschformate wurden von der Forstwirtschaft gemeinsam mit der Holzindustrie, den Messanlagen- und Softwareherstellern sowie der HFA entwickelt. Sie stellen eine Empfehlung dar und sind freiwillig zwischen den Marktpartner zu vereinbaren”, so Rothleitner. Erklärtes Ziel ist aber die Etablierung eines standardisierten und verbindlichen Datenaustauschformats Säge in Österreich. Außerdem wird eine Datenerweiterung aus der Gewichts- und Ladevolumenübernahme (Biomasse) angestrebt.Datenübermittlungs-Ablauf. Nach der Rundholzvermessung wird das Einzelstamm- oder Einzelfuhrprotokoll an die Werkssoftware übermittelt. Für die Lieferanten erfolgt nun die Erstellung eines FHP-Datensatzes, der per E-Mail, FTP-Server oder CD verfügbar ist. Forstbetriebe können nach Einlesen des Datensatzes eine Ausformungskontrolle durchführen und rasch auf Mängel reagieren. Im Protokoll ist die okulare, registrierte (Werksvermessung) und fakturierte Holzqualität ersichtlich. Abholzigkeit, Krümmung oder Übermaß lassen sich so nachprüfen und nachvollziehen.Rechtssicherheit gegen Datenmissbrauch. Beim elektronischen Datenaustausch ist das Datenschutzgesetz einzuhalten. Die Juristen der FHP-Partner haben die entsprechenden Richtlinien dafür ausgearbeitet und im FHP-Datenaustauschformat und im Musterschlussbrief verankert. Die notwendige Anmeldung des Datenaustauschformates beim Datenanwendungsregister im Bundeskanzleramt wird von FHP vorgenommen.Derzeit laufen noch Praxistests mit dem Datenaustauschformat Säge in mehreren Säge-werken, Forstbetrieben und Waldwirtschaftsgemeinschaften. In der Erprobungphase koordiniert der Holzcluster Steiermark unter der Leitung von Raimund Ziegler aktuelle Aktivitäten. Für Ende März ist die Endabstimmung im Arbeitskreis Werksübernahme geplant. Danach soll es die Freigabe für die praktische Umsetzung geben. Beim Datenaus-tauschformat Industrieholz sind für das heurige erste Halbjahr Tests und Überarbeitungen vorgesehen.Gläserner Stamm. „Zur frühestmöglichen Erkennung interner Qualitätsmerkmale wird die Rundholz-Tomografie verwendet”, so Golser. Hierfür setzt man Röntgen-, Infrarotstrahlen, Mikrowellen, Ultraschall oder Radar ein. Es werden 3D-Bilder erzeugt, die eine räumliche Struktur-Darstellung ohne Überlagerungen ermöglichen. Für das Holz ist die Röntgen-Computertomografie gut geeignet. Während die Volltomografie geringe Vorschubgeschwindigkeiten aufweist und teuer ist, zeichnet sich die Diskrete Tomografie durch vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und normale Fördergeschwindigkeit aus. Bei der Magnet Resonanz Tomografie kann gefrorenes Holz nicht gemessen werden.Maschinelle Festigkeitssortierung. Erkenntnisse aus der maschinellen Festigkeitssortierung von Rund- und Schnittholz erklärte Dr. Andreas Neumüller, HFA. So lassen sich Astigkeit und Rohdichte mittels Röntgenscanner gut erkennen. Der E-Modul kann durch Längsschwingungs- oder Ultraschallmessung bestimmt werden. In der Längsschwingungmessung wird die Eigenfrequenz des Holzkörper bestimmt, wobei sich die Laser-Vibrometrie-Methode durch eine hohe Wiederholgenauigkeit auszeichnet. Dieses Messverfahren könnte zukünftig zur Festigkeitsvorsortierung von frischen Schnittholz oder Rundholz eingesetzt werden. „Je mehr Sortierparameter man gemeinsam ver-wendet, desto genauer ist die Festigkeitsvorhersage. Die zuverlässigste Prognose liefert die Kombination von Astigkeit, Rohdichte und E-Modul”, so Neumüller.Dieses Wissen wurde bei der Sortiermaschinen-Entwicklung „GoldenEye 706” von Microtec, Brixen/IT, berücksichtigt. Dem Röngtenscanner ist eine Schwingungsmessung vor- oder nachgeschaltet, womit sich das Schnittholz in höhere Festigkeitsklassen im Vergleich zur visuellen Sortierung einordnen lässt.
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Rundholz-Scannerexperten von Sprecher Automation, Microtec und Jörg Electronic (Hotz, Giudiceandrea und Fehr v. li.) © DI Martin Heidelbauer

Multisensor-Technologie. „Mit dem Einsatz der Multisensor-Technologie soll die Genauigkeit der Holzqualität-Erkennung weiter gesteigert werden”, so Dr. Federico Giudiceandrea, Microtec. Man verwendet Röntgen-, Laser- und Farb-Scanner. „Bei der Schätzung des E-Moduls des resultierenden Brettes ist mittels Multisensor-Ansatz bereits 63% der Festigkeit erklärbar”, freut sich Giudiceandrea. Momentan wird mit einem deutsche Partner an der Weiterentwicklung eines Rundholz-Scanners gearbeitet.Hohe Auflösung mit über 2000 Messpunkten. „Mit dem Rundholz-Lasermesssystem Sprescan 3D von Sprecher Automation, Linz, können bis zu 400 Messungen/sec erfolgen”, so Softwareentwickler Ing. Franz Hotz. Durch die hohe Auflösung (bis zu 2048 Messpunkte pro Einsatz) ergibt sich ein genaues dreidimensionales Stammabbild. Hiefür sind 7 Laserelemente und 4 Matrixkameras installiert. Auf Wunsch sind Stammfotos mit Datenbankanbindung möglich.Scanner für jede Betriebsgröße. „Rundholzscanning für jede Betriebsgröße entwickelt Jörg Elektronik, Oberstaufen/DE”, so Geschäftsführer DI (FH) Thomas Fehr. Man setzt auf Infrarot-Ultraschall-Technik, die leicht in unterschiedlichste Mechanik integrierbar ist. Es konnten bereits 150 Installationen unter anderem im Laubholzsektor realisiert werden. Außer-dem kommt ein Vollkonturscanner mit Laserkamera zum Einsatz. Seine Fördergeschwindigkeit beträgt 240 m/min. Weiters ist eine Bildarchivierung möglich, wobei Fotos mit schlechten Holzqualitäten automatisch versendet werden.