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Mag. Karl Kurath © Dr. Johanna Kanzian

Richtig vermarkten

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian aus Ossiach | 03.04.2007 - 00:00
Und es ist doch vorhanden - Laubwertholz in Kärnten. Das Thema „Wie bewirtschaftet man Laub- und Laubmischwälder richtig?” stand am 22. April an der Forstlichen Ausbildungsstätte in Ossiach am Programm.

Hoher Brennholzanteil bei Laubholz. „Nadelholz stockt in Kärnten auf 363.000 ha, Laubholz auf 56.000 ha”, erläuterte Ing. August Vaboschek, Bezirksforstinspektion Wolfsberg. Am Gesamteinschlag von 2 Mio. fm nimmt Laubholz einen Anteil von 180.000 fm ein, jedoch seien 78% des Laubholzes Brennholz.
Vaboschek berichtete von Energieholzpreisen frei Forststraße von 33 €/fm (alle Baumarten auch Erle und Pappel, in 2 m Länge und ab 5 cm Zopf aufwärts). Buchen-Industriebrennholz ab 2 m Länge, 8 cm Zopf frei Forststraße erlöst 55 €/fm.

Gemeinsame Vermarktung. „2006 wurden vom Waldverband Kärnten 270.000 fm Sägeund 54.000 fm Industrierundholz sowie 12.600 fm Brennholz vermarktet. 4900 fm waren Laubholz”, erläuterte Mag. Karl Kurath, Waldverband Kärnten.
Folgende Durchschnittspreise konnte Laubholz erlösen: Ahorn 184 €/fm, Apfel 201 €/fm, Birne 174 €/fm, Buche 82 €/fm, Eiche 99 €/fm, Erle 63 €/fm, Esche 82 €/fm, Kirsche 193 €/fm, Nuss 177 €/fm, Ulme 120 €/fm, Zwetschke 262 €/fm.
Insgesamt wird heuer eine Gesamtmenge von 2000 fm Laubwertholz erwartet. Die Buche sei der Problembaum des heurigen Jahres, Erle ist gefragt und ebenfalls die Esche, sogar mit Braunkern.
„Bei Fichte, Kiefer, Lärche, Tanne kennen wir uns aus. Wir wissen wie die Ausformung ausschauen soll. Die Laubholzvermarktung ist  jedoch ein spezielles Thema. Einige Fehler wurden in den vergangenen 15 Jahren gemacht. Wir haben im kleinbäuerlichen Wald tolle Stämme stehen, die verschenkt oder verheizt wurden”, erläuterte Kurath.

Waldverbands-Entwicklung. Vom Waldverband Kärnten werden 41 Waldwirtschaftsgemeinschaften mit 90.000 ha betreut. Vor acht Jahren wurde auf regionale Vermarktung umgestellt. In sieben Regionen werden sieben hauptberufliche Förster beschäftigt. Die Entwicklung geht dahin, dass drei bis vier Großregionen gebildet werden sollen.
„80% der Mitglieder haben eine Waldfläche bis zu 50 ha. Das ist schon bei Fichte und Tanne ein Problem mit Kleinstmengen. Das ganze potenziert sich bei Einzelstücken von Laubholz und unterschiedlichen Baumarten”, berichtete Kurath.
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Mag. Karl Kurath © Dr. Johanna Kanzian

Nachdem man mit Frischeis Kontakt aufgenommen hat, wurde ein Lagerplatz in Griffen eingerichtet. Jeweils im Herbst wird die Einkaufsliste erstellt, mit allen Preisen, Holzarten und Qualitäten, damit sich der Waldbesitzer daran orientieren kann. „Wenn jemand schlägern möchte, führt der Gemeinschaftsbetreuer die Besichtigung durch. Unser Wunsch ist es, dass der Verkäufer nur Schlägerung und Rückung ohne Ausformung durchführt, weil das Fachwissen noch Großteils fehlt. Dadurch kann der Wertverlust ausgeschalten werden”, erklärte Kurath.
Die Übernahme erfolgt mit Händler und Gemeinschaftsförster. Der Standardpreis wird nicht unterschritten, wenn es gute Bloche sind, wird ein eigener Preis festgesetzt. Die Stämme werden am Lagerplatz in Griffen gesammelt und weiter zu den Verarbeitern abtransportiert.
Auf die Publikums-Frage, warum man nicht an Submissionen teilnehme, antwortete er: Der Aufwand wäre 10 mal so hoch, weil man die schönsten Stämme heraussuchen muss.

Positive Beispiele aus Unterkärnten. Vaboschek zeigte am Beispiel einer Durchforstung in einem Buchen-Fichten-Kiefern-Bestand den richtigen Bewirtschaftungs-Ansatz. Die Hangneigung liegt bei 50 bis 70%, das Alter des Bestandes liegt zwischen 70 bis 80 Jahre. Die Gesamtangriffsfläche betrug 13 ha, die wenig gepflegt waren. Als Nutzungsart wurde die Einzelstammentnahme mit Seilkran durchgeführt. Insgesamt wurden 1520 fm geerntet, davon 670 fm Buche, 794 fm Fichte und Kiefer 56 fm. „Wir haben den ersten Schritt in Richtung Naturverjüngung und junge Buchengeneration gesetzt. Der Deckungsbeitrag bei der Buche lag bei 32 €/fm, 45 €/fm bei der Fichte und 21 €/fm bei der Kiefer”, erläuterte Vaboschek.
Der Landesforstdienst Kärnten hat einen Mischwald-Arbeitskreis eingerichtet. Einige Beispielsflächen sollen dokumentiert und deren Entwicklung nachvollzogen werden. Ziel ist es, standortgemäße Mischwälder zu pflanzen und die Wertholzerzeugung zu forcieren. Die Wissensvermittlung bis zum Waldbesitzer wird über die Mischwaldbeauftragten der Bezirksforstinspektionen durchgeführt. Der Kärntner Waldpflegeverein soll ebenenfalls als Multiplikator eingebunden werden.
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Ing. Hannes Schönauer © Dr. Johanna Kanzian

Kostengünstige Produktion. „Die Hauptaufgabe bei der Laubholzproduktion liegt darin, dass in Zukunft durch richtige waldbauliche Behandlungen, größere Mengen von qualitativ gutem Holz kostengünstig produziert werden”, erklärte Ing. Hannes Schönauer, BFW, Wien. Während starkes, hochwertiges Laubholz vermarktungstechnisch kaum Probleme bereite, stehen schwache Laubholzsortimente unter Druck. „Das wichtigste Merkmal bei Wertholz ist die Astigkeit. Weiters muss sich in der forstlichen Praxis die Erkenntnis durchsetzen, dass bis zu 80% des Wertes eines Laubbaumes im Erdstammstück produziert wird”, so Schönauer.
Anzustrebende Stammqualitätseigenschaften:
•    unteres Stammstück mit einer Länge von 5 bis 10 m
•    BHD ab 60 cm
•    gerade und lotrechte Schaftachse
•    möglichst runder Stammquerschnitt
•    Astfreiheit ab der schwachen Stangenholzphase
•    möglichst keine Beeinträchtigung durch Risse, Faulstellen, Verletzungen