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Je kleiner der Durchmesser, umso höher der prozentuale Rindenabzug © DI Günter rössler

Wie viel Rindenabzug?

Ein Artikel von DI Günter Rössler | 05.03.2008 - 15:28
Für die Abschätzung des Rindenanteiles gibt es einerseits traditionelle Tabellen und andererseits in die Rundholzvermessung integrierte Funktionen. Diese statistischen Beziehungen zwischen Stammdurchmesser und Rindenanteil werden in der Praxis als Tabellen des Rindenabzugs oder bei der elektronischen Rundholzvermessung im Sägewerk angewendet. In jüngster Zeit wurden vermehrt Anfragen an das Institut für Waldwachstum und Waldbau des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) herangetragen.

Freiburg statt Schönbrunn

Altherr, Unfried, J. Hradetzky und V. Hradetzky von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg/DE haben für viele Baumarten Koeffizienten zur Schätzung von Rindenstärke und Rindenanteilsprozenten am Volumen berechnet.

Bereits vor mehr als 20 Jahren wurde die Verwendung dieser Koeffizienten von HR Univ.-Prof. Dr. Josef Pollanschütz empfohlen. Deswegen haben sich in Österreich auch die Bezeichnungen „Schönbrunner Rindenabzugstabellen”, „Schönbrunner Tabellen” oder „Mariabrunner Tabellen" durchgesetzt, obwohl die Rindenabzugstabellen eigentlich aus Baden-Württemberg stammen.

Berechnung der Tabellenwerte

Der prozentuale Rindenanteil am Stammvolumen berechnet sich nach der Formel: Siehe Abbildung
Die Funktion für die doppelte Rinde (in mm) ist: Ri = A + B * DM + C * DM2
Dabei muss für DM der Durchmesser in cm eingegeben werden. Demnach ergeben sich für einen 50 cm dicken Fichtenstamm ein Volumenanteil der Rinde von 5 % und eine einfache Rindenstärke von 3 mm. Bei einer Traubeneiche auf Muschelkalk erhält man dagegen fast 20 % Rindenanteil und eine Rindendicke von 25 mm.
Von der FVA wurden die Koeffizienten getrennt für untere, mittlere und obere Stammbereiche sowie auch als Durchschnittswerte ohne Trennung nach Stammkategorien berechnet.

Diese durchschnittlichen Koeffizienten bilden die Basis für die Tabellen der Rindenstärke und des Rindenanteils. Schließlich ist im Sägewerk nicht ersichtlich, ob ein Bloch aus dem unteren, mittleren oder oberen Stammbereich entnommen wurde. Die Ergebnisse wurden in fünf Mitteilungsbänden unter dem Titel „Statistische Rindenbeziehungen als Hilfsmittel zur Ausformung und Aufmessung unentrindeten Stammholzes" von der FVA Freiburg veröffentlicht und können dort erworben werden.

Lokal gültige Tabellen

In manchen Gebieten Österreichs werden andere, lokale Rindenabzugstabellen verwendet. So hat etwa Kirschner 1976 Tabellen für die Rindenstärken der Hauptbaumarten Tirols erstellt. Ein weiteres Beispiel sind die von Güde und Hudeczek erstellten und von Peintinger 1973 für Fichte veröffentlichten Kubierungstabellen der Mayr-Melnhof’schen Forstdirektion Frohnleiten, die von Güde 1988 in der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Graz neu aufgelegt wurden.

Bei Vergleichen von Rindenabzugstabellen ist zu berücksichtigen, aus welchen Gebieten das Probematerial stammt, ob an stehenden oder liegenden Stämmen gemessen wurde und wo die Rindenmessungen (Waldort oder Sägewerk) durchgeführt wurden. Im Sägewerk fällt die Rindenstärke oft geringer aus als im Wald.

Unterschiedlicher Verlauf

Ein Vergleich der Rindenstärke von Fichte bei Güde mit den Berechnungen in Baden-Württemberg ergibt, dass sich bei 10 und 80 cm Durchmesser die Funktionskurven schneiden. Bei einem Durchmesser um 50 cm wird jedoch eine maximale Differenz von über 3 cm erreicht, wobei die Rindenstärke nach Güde niedriger ist als die in Baden-Württemberg berechnete.

Die Höhe des Rindenabzuges ist zwischen Holzverkäufer und -käufer in beiderseitigem Übereinkommen festzulegen. Deshalb ist es hilfreich, wenn die Ermittlungsmethoden des Rindenanteiles für beide Seiten eindeutig nachvollziehbar sind. Neben fixen Abzügen bei bestimmten Durchmesserbereichen sind Rindenabzugs-Funktionen geeignet, für beide Seiten zufriedenstellende Ergebnisse zu liefern.

Berechnung Rindenanteil Stand 2008
Durchschnittliche Koeffizienten aus Baden-Württemberg   
BaumartABC
Fichte0,850,61-0,00228
Tanne1,770,590,00000
Weißkiefer1,590,50 
Schwarzkiefer5,271,13 
Lärche3,581,03 
Douglasie-2,140,92-0,00375
Rotbuche2,610,29 
Traubeneiche (Lehm)9,890,57 
Traubeneiche (Muschelkalk)14,320,73 
Bergahorn-0,620,73-0,00482
Esche-7,981,40-0,01011