Die prognostizierten Exporte von 27 Mio. fm für 2009 kann ich nicht nachvollziehen”, erklärt kopfschüttelnd Andrei Benin, bis vor zwei Monaten Vorstandsmitglied bei den russischen Staatsforsten (Rosleskhoz) und Nationalratsabgeordneter der Putin-Partei Vereinigtes Russland, im Timber-online-Interview anlässlich der Pulp & Paper Konferenz in Wien am 30. Oktober. „Es ist schwer zu prognostizieren, wie viel exportiert wird, doch 27 Mio. fm sind übertrieben. Bezüglich des Einschlags erwarte ich einen Rückgang um mindestens 30 % für das kommende Jahr.” Dies entspricht etwa den russischen Gesamtexporten. Benin verwies auch darauf, dass diese Einschätzung nur bei vollem Inkrafttreten der Rundholz-Exportzölle gilt. Über diese wird auch innerhalb Russlands zurzeit heftig diskutiert. Genaue Lösungsvorschläge nannte er keine, doch bestätigte er, dass ein Spielraum über Änderungen der Exportzölle bestehe. Was endgültig passiert, werde man in den kommenden Monaten erfahren.
Investition gekoppelt mit Zollreduktion
Eine plausible Möglichkeit, aus der Krise zu gelangen, kursierte bei den anwesenden renommierten Beratungsunternehmen: Wenn ein Betrieb oder ein Staat außerhalb Russlands in die russische Holz verarbeitende Industrie investiert, bekommen die Investoren adäquate (noch ausverhandelbare) Rundholzexportzoll-Reduktionen für ihre Stammwerke im jeweiligen Heimatland. Die Investitionen müssten aber konkret dargelegt werden und einen kurzfristigen Charakter haben. „Derzeit ist die Diskussionslage das reine Pokerspiel. Niemand lässt sich in die Karten schauen”, erklärt ein Unternehmensberater.Karten werden schlechter
Zwischen 50 und 70 US-$/t koste Faserholz bereits, hört man von einem russischen Papierproduzenten - Tendenz weiter steigend. Damit könne man schwer konkurrenzfähig für den russischen Papier-Markt produzieren. Die billigeren Reserven liegen im wenig erschlossenen uralnahen Gebiet, 2000 km weit entfernt. „Sie müssen Russland hinsichtlich des Holzmarkts in zwei Teile teilen. Westlich vom Ural dominieren andere Holzarten und jüngere Bestandstrukturen. Außerdem ist der Markt eng mit Europa verknüpft. Im Osten konzentriert sich die Geschäftstätigkeit in Richtung China, mit primär Lärchen-Altbeständen und günstigerem Rundholz”, analysiert Rinat Starkov, Geschäftsführer Mondi Syktyvkar/RU.
Kanadisches Holz nach China?
Die chinesischen Hersteller haben sich nach alternativen Quellen umgesehen und werden den russischen Zoll voraussichtlich zum großen Teil unterwandern. „China hat allein mit Kanada Lieferverträge für 2009 in der Höhe von 12 Mio. fm abschlossen”, informiert Benin. Dies entspricht 45% der Importe des vergangenen Jahres aus Russland. Dass die Chinesen auf illegale Importe setzen, ist laut Benin ein Gerücht, denn diese würden sie gar nicht benötigen. Überhaupt gehe es speziell um Großindustrien, die auf kontinuierliche Versorgung angewiesen sind. Diese seien nicht durch illegale Flusstransporte zu versorgen. Dass es illegales Rundholz geben könnte, stellt Benin nicht in Frage. Dieses werde aber nur über mehrere Zwischenfirmen „legalisiert” und dann weißgewaschen über die Grenze gebracht. Das Problem sei bekannt, und man arbeite an einer Lösung.Erntezeit immer kürzer
Die russischen Holzindustrien bemühen sich um mehr Einschlagslizenzen, um die kontinuierliche Versorgung sowie die Rundholzpreise konstant zu halten. Hierzu bedarf es aber gleichzeitig Investitionen in die Infrastruktur. 250 km Forststraßen und zahlreiche Brücken baut Mondi jährlich.
Bezugnehmend auf das neue Forstgesetz erklärt Benin, dass dieses in Kraft sei und nur kleine Änderungen bei Naturschutz- und stadtnahen Gebieten vollzogen würden. Das Gesetz werde in den kommenden zwei bis drei Jahren nicht geändert.