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DI Josef Kothbauer, Mayr-Melnhof Holz, Leoben, analysierte die möglichen Konsequenzen in der Holzindustrie. © DI Andreas Fischer

Schwieriges Jahr 2009

Ein Artikel von DI Andreas Fischer | 02.12.2008 - 11:27
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DI Josef Kothbauer, Mayr-Melnhof Holz, Leoben, analysierte die möglichen Konsequenzen in der Holzindustrie. © DI Andreas Fischer

„Blickt man auf die Schnittholzmärkte, sind zuletzt die europäischen Hoffnungsblasen in Spanien, Irland und Griechenland zerplatzt”, analysierte DI Josef Kothbauer, Mayr-Melnhof Holz, Leoben. In den vergangenen Monaten konnten selbst in den noch gut gehenden Levante-Märkten nur mehr minimale Mengen abgesetzt werden. Nach seiner persönlichen Einschätzung wird sich die heimische Schnittholzproduktion zumindest bis zum I.Quartal 2009 um 20 bis 30% „im Vergleich zu Normaljahren” reduzieren.
„Es wird etwas passieren, was in diesem Umfang in Österreich noch nie stattgefunden hat. Viele namhafte Großsägewerke werden Personal freisetzen müssen, wenn sie nicht schon dabei sind, das zu tun”, ist sich Kothbauer sicher. Die Rundholz-Nachfrage wird sich in Grenzen halten - die Rundholzpreise werden sinken. „Der größte Fehler der österreichischen Sägeindustrie in den vergangenen Jahren war, dass keine nachfrageorientierte Produktion stattgefunden hat. Wenn die österreichische Sägeindustrie nicht von ihrer sehr produktionsorientierten Verhaltensweise am Markt abrückt, wird man dieses Problem auch in Zukunft nicht lösen können”, lautete die Schlussfolgerung Kothbauers.

Industrieholzmarkt

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DI Norbert Straubinger, Thosca Holz Hallein, kündigte Preiseinbrüche beim Schleifholz an. © DI Andreas Fischer

„Uns erwartet ein schwieriges Jahr. Am Industrieholzsektor haben wir mindestens so große Unsicherheiten wie in der Säge”, fasste DI Norbert Straubinger, Thosca Holz Hallein, Hallein, seine Prognose zusammen. In den meisten Werken sind die Maschinen für einen Tag bis zu einer halben Woche abgestellt. Die Reduktion der Säge-Einschnitte sei für die Papierindustrie eigentlich erst im November spürbar geworden. Man müsse aber damit rechnen, dass es in den nächsten beiden Monaten (Werksstillstände) zu weiteren massiven Versorgungseinbrüchen kommen wird.Aufgrund der übervollen Lager komme es mittlerweile auch wieder zu Kontingentierungen bei der Abnahme. Jetzt stehe das Thema Working Capital im Vordergrund der Überlegungen: „Wir müssen die Lager absenken und den Eingang streng auf vereinbartem Niveau halten. Die Schleifholz-Preise bewegen sich (noch) stabil bei 36 bis 38 €/fm ab Straße. Es zeichnet sich aber eine Preisreduktion ab, die in Deutschland mit bekanntlich höherem Preisniveau noch drastischer ausfallen wird”, ist Straubinger überzeugt.Bei der Biomasse seien die Lager wie im Vorjahr gut gefüllt. „Aus meiner Sicht wird es allenfalls gegen Ende des Winters einen Nachfrageüberhang geben. Die Preise liegen zwischen 70 und 80 €/tatro frei Werk, bei einzelnen kleineren Werken noch darüber”, bezifferte Straubinger.

Negative Betriebsergebnisse greifbar

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FD DI Franz Himmelstoss, Dreher`s Forstamt, Weyer brachte auch die steigenden Holzerntekosten ins Gespräch © DI Andreas Fischer

„Der Preisverfall beim Sägerundholz sowie der Anteil an Käferholz bringe auch heuer wieder viele Forstbetriebe an den Rand negativer Betriebsergebnisse”, setzte FD DI Franz Himmelstoss, Dreher`s Forstamt, Weyer, fort. Stürme und Kalamitäten führten dazu, dass die Hiebsätze um ein Mehrfaches überzogen wurden. Die Holzerntekosten lagen im Vorjahr im alpinen Bereich bei 25 bis 26 €/fm. 2008 sei eine weitere Erhöhung um 1 bis 2 €/fm zu erwarten. „Die gestiegenen Treibstoffkosten schlagen hier besonders durch.” Im Flachland beziffert Himmelstoss die Holzerntekosten, bis zu 10 €/fm geringer.
„Derzeit steigt nur der Energieholzpreis. Die Heizbetreiber sorgen sich, ihre Werke über den Winter zu bringen. Sie wissen, dass weniger Industriehackgut zugeliefert werden wird, es gibt mittlerweile Frei-Werk-Preise von 16 €/srm”, weiß Himmelstoss.

Mehr als 90 % Schadholz

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Ein ehrgeiziges Erstdurchforstungsprogramm kündigte DI Friedrich Hochrainer, ÖBf-Forstbetrieb Flachgau – Tennengau, Abtenau, an. © DI Andreas Fischer

„Die Prognose für 2008 besagt, dass die Österreichischen Bundesforste über 2,3 Mio. fm nutzen”, erklärte DI Friedrich Hochrainer, ÖBf-Forstbetrieb Flachgau - Tennengau, Abtenau. Davon entfallen alleine auf das Land Salzburg 530.000 fm, >90% Schadholz. 2009 soll der Einschlag mit 1,6 Mio. fm (Salzburg: 400.000 fm) wieder auf den nachhaltigen Hiebsatz zurückgeführt werden. „Ende des Jahres werden in Summe nur mehr etwa 100.000 fm Sägerundholz in Nasslagern sein. Die Kosten der Forstschutzmaßnahmen schätzt Hochrainer in diesem Jahr auf 9 Mio. €, exklusive Hubschrauberbringung und eigens für den Forstschutz aufgestockter Personalkapazitäten. Für nächstes Jahr planen die ÖBf ein Erstdurchforstungsprogramm von 2700 ha. „Im Industrieholzbereich wollen die Preise jedenfalls halten. Erklärtes Ziel beim Sägerundholz ist, die Preise auf das Niveau vor dem Windwurf zurückzuführen”, signalisierte Hochrainer.

Schlaraffenland Oberbayern

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Josef Denk ist 1. Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberbayern, Attenkirchen/DE – die Organisation mit 23 Waldbesitzervereinigungen vermarktet zwischen 20.000 und 100.000 fm/J. © DI Andreas Fischer

„Unsere Organisation umfasst 23 Waldbesitzervereinigungen, die jährlich zwischen 20.000 und 100.000 fm vermarkten”, schilderte Josef Denk, 1. Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberbayern, Attenkirchen/DE. Holz gebe es im Überfluss. „Die Rundholzpreise stagnieren etwa bei 80 €/fm (Fichte, B, 2b+, ab Straße). Einige der WBV exportieren auch nach Österreich. Dabei erwartet man sich 3 bis 5 €/fm mehr. Denn wie Denk betont - weist Österreich ein Mindermaß zwischen 3 und 5% gegenüber Deutschland aus - das sei zu berücksichtigen. Zum bayerischen Industrieholzmarkt: „Es gibt noch Verträge mit 31,5 €/Ster (rm), diese werden aber im Dezember auslaufen. Im Gespräch hört man bereits von 25 €/Ster. Bei so niedrigen Preisen wird man stärker in die Brennholzerzeugung gehen.” Buchenbrennholz erlöse in München beispielsweise zwischen 90 und 95 €/Ster. „Da fließt das Geld auch ohne Quittung, und das ist eben auch ein Markt”, schmunzelte Denk.

Buche geht immer schlechter

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Immer weniger Sägewerke brauchen heimische Buche – FD DI Franz Grill, Forstabteilung, Landwirtschaftskammer Salzburg, verweist auf französische und deutsche Importware. © DI Andreas Fischer

„Sorge bereitet mir das Buchensägerundholz”, erläuterte FD DI Franz Grill, Forstabteilung, Landwirtschaftskammer Salzburg. Die Laubholz-Übernehmer werden jedes Jahr weniger - vor allem kleinere Sägewerke scheiden aus. Diejenigen, die noch Buche einschneiden, bekommen Angebote aus Frankreich und Deutschland. „Mit der spannungsfreien, sogenannten französischen 60/60/60-Buche, die in 60 Jahren etwa 60 cm Durchmesser misst und zu 60 Stück am Hektar stockt, kann unsere Waldbuche nicht mithalten. Die Preise für die Buchensortimente sind zwischenzeitlich um 5 bis 10 €/fm zurückgegangen”, erläuterte Grill. Es ist heute ein Problem geworden, Buche überhaupt zu verkaufen. „Ein Betrieb, der keine Fichte hat, ist eigentlich verurteilt, zukünftig rote Zahlen zu schreiben”, meinte der Forstdirektor.