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600 bayerische Waldbesitzer und geladene Gäste verfolgten gespannt die Rede von Ministerpräsident Horst Seehofer im Münchener Hofbräuhaus © Forstassessor Peter Liptay

Kein Käseglockenwaldbau

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 23.03.2009 - 10:52
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600 bayerische Waldbesitzer und geladene Gäste verfolgten gespannt die Rede von Ministerpräsident Horst Seehofer im Münchener Hofbräuhaus © Forstassessor Peter Liptay

Die heutigen Wälder inklusive Naturschutzgebieten oder FFH-Flächen sind das Ergebnis menschlicher Bewirtschaftung”, sagte der Ministerpräsident den 600 Besuchern auf der 90-Jahrfeier und Mitgliederversammlung der bayerischen Waldbesitzer. „Wir müssen den Wald vor paragrafenwütigen Bürokraten schützen und nicht vor den Waldeigentümern. Eigentum verpflichtet nicht nur, sondern berechtigt auch zur Nutzung.”

Mit einem Anrühren des deutschen Bundeswaldgesetzes (BWaldG) sei er nicht einverstanden, erklärte Seehofer ausdrücklich: „Ich bin gegen das Einbringen eines Entwurfes für ein neues BWaldG in den Bundestag.” Es gelte, ein bürokratisches Ungeheuer zu verhindern. Dem Bundesumweltministerium warf Seehofer vor, mit einem neuen Gesetz und der neuen Definition einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft Zuständigkeiten an sich ziehen zu wollen.

Bayern statt Bali

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Zwei Türme aus Ulmenholz erhielt Horst Seehofer (2. v. re.) von Josef Spann, Waldkönigin Veronika Weinberger und Waldprinzessin Maria Stuffer (v. li.) © Forstassessor Peter Liptay

Weiters forderte Seehofer, dass die Erlöse aus dem deutschen Emissionshandel in Höhe von 1 Mrd. €/J, die an Bundesumweltminister Sigmar Gabriel fließen, auch den Waldbesitzer zugutekommen. „Nicht nur in Bali, sondern auch in Bayern müssen diese Gelder verwendet werden.”

„Wir wollen Eigenverantwortung und Handlungsfreiheit der Waldbesitzer stärken. Die bayerische Landesregierung bleibt dabei ein verlässlicher Partner”, versprach der Ministerpräsident. 41 Mio. € stellt Bayern 2009 für forstliche Maßnahmen zur Verfügung. Mit 3 Mio. €/J sollen die 139 forstlichen Zusammenschlüsse unterstützt werden. Zudem unterstütze Seehofer den Grundsatz Wald vor Wild, sagte er mit dem Hinweis auf die derzeit laufenden Vegetationsgutachten in den bayerischen Wäldern. Für seine Rede erntete Seehofer großen Applaus von den Waldbesitzern.

Als Dankeschön für den Beistand überreichte Josef Spann, der 1. Vorsitzende des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, mithilfe der neuen bayerischen Waldkönigin Veronika Weinberger und der neuen bayerischen Waldprinzessin Maria Stuffer Seehofer zwei Türme aus Ulmenholz. Spann dankte der bayerischen Regierung für das liberale Bayerische Waldgesetz ohne Vorgaben zu Kahlschlägen oder Baumartenwahl, was das Vertrauen in die 700.000 Waldbesitzer zum Ausdruck bringe.

Nicht Täter, sondern Opfer

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Georg Schirmbeck zeigte sich erfreut über die Ablehnung des BWaldG durch Seehofer © Forstassessor Peter Liptay

Der Präsident des deutschen Forstwirtschaftsrates, MdB Georg Schirmbeck, zeigte sich von den Worten Seehofers begeistert. Er freute sich, dass es gelungen sei, alle deutschen Waldverbände zu vereinigen und eine gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf des neuen BWaldG abzugeben. „Diese Stimme wird entsprechend gehört werden”, sagte er zuversichtlich. Die Waldbesitzer seien nicht Täter, sondern Opfer von Umweltverschmutzungen, erklärte er mit Hinweis auf Nitratbelastungen aus Belgien und dem Ruhrgebiet in seinem eigenen Waldbesitz im Teutoburger Wald. Auch Schirmbeck sprach sich daher für eine Beteiligung an den Erlösen aus dem Emissionshandel der Bundesregierung aus. „Die Umsetzung der Novelle des BWaldG hätte Auswirkungen auf die nächsten Generationen. Die Verordnung eines Käseglockenwaldbaus wäre der Tod für die nachhaltige deutsche Forstwirtschaft”, unterstrich Schirmbeck.

Auch Hans Baur, Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbandes zeigte sich gegenüber dem Holzkurier sehr zufrieden über die Betonung der eigenverantwortlichen Bewirtschaftung und den versprochenen Bürokratieabbau vom waldfreundlichen, ehemaligen Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer.

50 % weniger Einschlag

Im bayerischen Kleinprivatwald erwartet Baur heuer aufgrund der gesunkenen Rundholzpreise einen Rückgang des Holzeinschlags um 50 %. „Für ganz Bayern wären das 3 Mio. fm weniger als 2008”, informierte Baur. Damals wurden 21 Mio. fm eingeschlagen. In den vergangenen Wochen sind die Rundholzpreise in Bayern jedoch wieder gestiegen - für Fi 2b B/C auf 70 bis 72 €/fm. „Die Säger haben gemerkt, dass sie für 60 oder 64 €/fm kein Holz mehr bekommen”, begründete Baur. Den Mitgliedern empfiehlt man, die Waldpflege nicht zu vernachlässigen und zu durchforsten. „Wir müssen den Sägewerken liefern, was sie unbedingt brauchen”, meinte Baur.