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Abb. 1: Rekordmengen von Schadholz durch Sturm, Schneedruck und Borkenkäferbefall brachten die Jahre 2007 und 2008 © BFW

Rigorose Bekämpfung nötig

Ein Artikel von DI Gottfried Steyrer, Dr. Thomas L. Cech, DI Bernhard Perny und DI Hannes Krehan | 06.04.2009 - 17:57
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Abb. 1: Rekordmengen von Schadholz durch Sturm, Schneedruck und Borkenkäferbefall brachten die Jahre 2007 und 2008 © BFW

Wie 2007 mit Windwurfholz in Höhe von 8,8 Mio. fm, begann auch das Jahr 2008 stürmisch: Die Orkane Paula und Emma hinterließen Ende Jänner und Anfang März eine weitere Rekordschadensmenge von 9,8 Mio. fm (Abb. 1). Alleine in der Steiermark fielen 5 Mio. fm an, damit rund die Hälfte des Gesamtschadens. Kärnten war mit 1,8 Mio. fm am zweitschwersten betroffen. Ober- und Niederösterreich verzeichneten 2007 bereits sehr hohe Schadholzmengen und blieben mit 1,2 Mio. fm beziehungsweise 1 Mio. fm auch 2008 nicht verschont. Die Schneebruchschäden waren 2008 zwar geringer als im Vorjahr, aber mit 0,5 Mio. fm dennoch beträchtlich.

Warmer Winter begünstigte Schädlinge

Die Temperaturen lagen 2008 in Österreich über dem Durchschnitt. Insbesondere die warmen Wintermonate Jänner und Februar brachten für viele Schädlinge, vor allem Pflanzenläuse, gute Entwicklungsbedingungen. In den darauf folgenden kalten Tagen waren die Bäume dem Frosteinfluss ausgesetzt.

In Summe wurden etwa 2000 ha Schäden durch Spätfrost und Frosttrocknis - regional recht unterschiedlich verteilt - gemeldet. Auch Mai, Juni und Oktober fielen wärmer aus, als in den Vorjahren. Da die Niederschlagsmengen in den meisten Gebieten normal waren, wurden nur wenige Dürreschäden gemeldet.

Knapp 2 Mio. fm Käferholz

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Abb. 2: Entwicklung der Borkenkäfer-Schadholzmengen in den vergangenen 20 Jahren nach Bundesländern © BFW

Die Schäden durch Borkenkäfer lagen 2008 um 200.000 fm niedriger als 2007, erreichten aber immer noch beinahe 2 Mio. fm. Für viele Forstleute war dieses Ergebnis überraschend, wurde doch aufgrund der verheerenden Stürme im Jänner und März 2008 eine weitere Eskalation erwartet.

Wie vorangegangene Kalamitäten gezeigt haben, entstehen die größten Borkenkäferprobleme jedoch erst zwei bis drei Jahre nach den Sturmschäden. So ist eine Trendumkehr bei den Borkenkäferschäden für 2009 und 2010 zu befürchten, sofern nicht rigorose Bekämpfungsmaßnahmen getroffen werden.

Große Mengen Brutmaterial

2008 zeigten die Ergebnisse der Bundesländer nur in Niederösterreich einen deutlichen Anstieg der Borkenkäfer-Schadholzmenge (Abb. 2). Dort waren im Winter 2007 mit 4 Mio. fm die höchsten Sturmschäden aller Bundesländer registriert worden - eine vergleichbare Situation wie 2008 in der Steiermark. Alle anderen Bundesländer meldeten im Vorjahr geringere Käferholzmengen als 2007.

Nur durch den Großen Lärchenborkenkäfer und den Riesenbastkäfer wurden höhere Schäden verursacht. Für alle anderen erfassten Rindenbrüter wurde eine geringfügige bis mittelstarke Reduktion der Schadholzmengen beobachtet. Die Pheromonfallenfänge im Rahmen des Österreichischen Borkenkäfer-Monitorings ergeben beim Buchdrucker einen wesentlich späteren Flugbeginn als 2007 und ein erstes Schwärmmaximum Mitte Mai. In den Hochlagen wurde der Hauptflug erst Anfang Juni registriert. In den Lagen bis 800 m konnten sich zwei Generationen fertig entwicklen, in der höchsten Höhenstufe nur eine. In den dazwischen liegenden Seehöhen (800 bis 1400 m) dürfte teilweise eine zweite Generation geflogen sein. Die Stürme und Schneebrüche führten dazu, dass in Österreichs Nadelwäldern große Mengen an bruttauglichem Holz bereitliegen. Zusätzlich können warme und trockene Witterungsperioden die Borkenkäferentwicklung beschleunigen. Ob in tiefen und mittleren Lagen im Frühherbst 2008 noch Bäume befallen wurden, wird sich demnächst herausstellen. Von diesen Käferbäumen geht eine zusätzliche Gefahr aus, weil sie häufig aufgrund der Schneelage nicht rechtzeitig aus dem Wald abtransportiert werden können.

Von den Schmetterlingsraupen fielen im vergangenen Jahr nur die Lärchenminiermotte und im Bezirk Leibnitz der Schwammspinner auf. Die auf Eiche auftretenden Eichenprozessionsspinner, Eichenwickler und Frostspannerarten blieben weiterhin unbedeutend, eine große Gefährdung ist auch heuer nicht zu erwarten. Die hohen Temperaturen in den Spätwintermonaten boten Pflanzenläusen günstige Entwicklungsbedingungen. Zahlreiche Läusearten kamen daher 2008 wieder verstärkt vor.

Komplexkrankheiten bei Erle und Esche

Das Absterben der Grauerlen, von dem viele flussbegleitende Wälder der Ostalpen betroffen sind, war 2008 lokal besonders in Kärnten bestandesbedrohend. Das Eschentriebsterben ist 2008 in Österreich häufiger geworden. Der Anteil an abgestorbenen Bäumen stieg an. Untersuchungen der Universität für Bodenkultur Wien bestätigten, dass der Mikropilz Chalara fraxinea praktisch überall das entscheidende Pathogen bei der Krankheit ist.

Rostpilze in Energieholzplantagen

Regional waren auch 2008 in Kurzumtriebsplantagen wieder Schäden durch Wühlmäuse, Hasen und Biber auffallend. Witterungsbedingt kam es zu einem massiven Auftreten von Rostpilzen an Pappeln und Weiden. Die Befallsintensität bei verschiedenen Klonen war außerordentlich unterschiedlich und reichte von keinem Befall bis zu totalem Blattverlust bereits Ende August.