In Österreich gibt es ein theoretisches Potenzial von 6 Mio.fm/J Schlagabraum (Kronenderbholz, Reisigholz, Rinde, nicht ausformbare kurze Stammabschnitte). Aber davon ist nur 1Mio.fm/J ökologisch und ökonomisch nachhaltig nutzbar“, analysierte Dr. Michael Englisch, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) Wien. Je nach Eigentumsart und Hangneigung variiert die Rundholz-Nutzungsintensität. „Im Kleinwald werden nur zirka 50% des Zuwachses genutzt. Dagegen erntet man in den Forstbetrieben und bei den ÖBf etwas mehr als 100% des Zuwachses auf Flächen unter 30% Neigung. In steileren Lagen beträgt dieser Wert 70 bis 90%. Zur Erhaltung der Standortproduktivität ist vor allem der Nährstoffhaushalt zu berücksichtigen“, merkte Englisch an.
Problematische Vollbaumnutzung
Die Vollbaumnutzung bedeutet einen gravierenden Eingriff in die Nährstoffbilanz. Durch die zusätzliche Entnahme von Nadeln, Blättern, Ästen, Zweigen und Rinde wird eine fast neun Mal höhere Phosphormenge und sechs Mal höhere Stickstoffmenge aus dem Bestand entfernt im Vergleich zur Derbholzernte ohne Rinde. „Eine intensive Vollbaumnutzung hat ähnlich Auswirkungen wie eine extensive Streunutzung. Biomasseablagerungen (Äste, Zöpfe) am Straßenrand sorgen nur für eine kleinflächige Nährstoffkonzentration. Die Annahme, dass die Nährelemente durch Wasser und Wind wieder gleichmäßig auf der Bestandesfläche verteilt werden, ist falsch“, erläuterte Englisch. In der Literatur gibt es eine große Bandbreite für Zuwachsverluste durch Vollbaumnutzung. Diese reicht von 0 bis 20%, wobei Univ.-Prof. Hubert Sterba (1988) 12% in Durchforstungen anführte. Auch die zeitliche Andauer der Zuwachsverluste schwankt stark. Auf seichtgründigen Böden, nährstoffarmem Grundgestein (Granit, Gneis, Quarzit), Semipodsol, Podsol, Ranker, konvexem Relief sowie bei niederschlagsarmem oder kühlem Klima empfahl Englisch Nutzungseinschränkungen. Wenn Zweifel bestehen, ob eine Biomassenutzung möglich ist, sollten Nadeln, Blätter, Zöpfe im Bestand belassen werden. Auch eine flächenmäßig beschränkte Vollbaumnutzung wäre möglich. Inbesondere bei Durchforstungen sei ein Verzicht der Vollbaumernte vorteilhaft. „Auch sollte man hinterfragen, ob mögliche Mehrerlöse bei möglichen Zuwachsverlusten und geringerer Standortproduktivität sinnvoll sind“, sagte Englisch.Betriebliche Herausforderung Biomasse
Biomasse-Experten und Referenten: Dr. Michael Englisch, DI Matthias Grün und Dr. Horst Jauschnegg (v. li.) © DI Martin Heidelbauer
„Die Energieholzproduktion ermöglicht Nutzungen, die lange Zeit schwer bis gar nicht kostendeckend waren. Es bestehen gute Verdienstmöglichkeiten vor allem bei Kleinkunden und kurzen Transportdistanzen. Die Verkaufserlöse liegen zwischen 70 bis 100 €/AMM, wobei eine breite Steuung des Deckungsbeitrag je nach Kostenanfall vorliegt“, erklärte Grün. Zudem meinte er, dass die Biomasse das Niveau der stofflichen Verwertung sichert und Puffermöglichkeiten im Kalamitätsfall schafft. Zu den Risiken zählen Nährstoffentzug und Marktbeeinflussung (Sortimentsverlust: Brennholz).
Sektorale Energieverbrauchsziele
„Die österreichische sektorale Zielsetzung sieht einen Energieverbrauch von 1100 PJ bis 2020 vor. Dies entspricht den Stand 2005“, informierte Dr. Horst Jauschnegg, Landwirtschaftskammer Steiermark. Der Energieverbrauch soll bei Gebäuden um 10% und beim Verkehr um 5% reduziert werden. Für energieintensive Unternehmen ist eine beschränkte Erhöhung um 15% und für Haushalte, Gewerbe, Dienstleistung, Landwirtschaft, Kleinverbrauch um 10% erlaubt. „Gebäudesanierungen, energieeffizientes Bauen und die Forcierung aller alternativen Energien sind notwendige Maßnahmen“, appellierte Jauschnegg.Einen Aufwärtstrend zeigt der Energieholzeinsatz (Scheitholz, Hackgut, Pellets) in der Steiermark. Seit 1991 konnte ein Bedarfsanstieg um 2 Mio. fm bis 2009 verzeichnet werden.