Befürchten schlimmes für Papierindustrie in Österreich: Pfarl, Wiersum, Heinzel, Oswald, Unterspergerie kann zweizeilig sein. Danach sollten jedoch eine Leerzeilen sein (v. li.) © Austropapier
Durch das geplante Biomasse-Kraftwerk Klagenfurt seien laut Austropapier konkrete Unternehmen in Gefahr. „Der Holzimport nach Kärnten beträgt schon jetzt 2,6 Mio. fm/J. Kärnten kann sich nicht annähernd selber versorgen. Fundermax könnte mit einem 600 mm-Rohr das Kraftwerk ersetzen. Dann würde das Holz kaskadisch genutzt und nicht mit wenig Wertschöpfung verbrannt“, argumentierte Heinzel. Die Fehlmenge könnte bis 2020 auf 3,2 Mio. fm steigen. „Wir prüfen derzeit die technische Machbarkeit, Klagenfurt mit Wärme zu beliefern“, äußerte sich spontan aus dem Publikum Dr. Erlfried Taurer, Constantia Industries AG. „Wir kaskadieren in St. Veit – unser Wirkungsgrad liegt daher bei über 90 %.“
Keine Investitionen wegen Versorgung
Eine unsichere Rohstoffversorgung würde mögliche Investitionen in der Papierindustrie verhindern, hieß es in Wien. Faktisch jeder der anwesenden Unternehmensverantwortlichen fand Beispiele:Mondi hätte in Frantschach um 50 % die Produktionskapazität erhöhen können. „Dann hätten wir 600.000 fm/J mehr benötigt. Das ging schon vor der Bedrohung Heizkraftwerk Klagenfurt nicht“, betonte Peter J. Oswald, CEO Mondi Europe, in Klagenfurt.
Gratkorn sei die Perle von Sappi in Europa, pries Berry Wiersum, CEO Sappi Europe, den steirischen Standort. Im schrumpfenden Markt der grafischen Papiere wäre es der wettbewerbsfähigste Standort in Europa. „Unter anderem, weil wir als vollintegrierter Standort Material- und Energie am effizientesten nützen“, schwärmte Wiersum. Schon jetzt versorge man 1000 Haushalte. Eine Erweiterung auf 20.000 Haushalte wurde nicht umgesetzt, da „uns ständig Holz entzogen wird“, argumentierte Wiersum. „Auch das 100 Mio. €-Invest für einen neuen Laugenkessel wurde deshalb gestoppt. Sollte Klagenfurt kommen, ist der gesamte Standort Gratkorn mittel-langfristig gefährdet.“
Meinung auf den Punkt gebracht
„Biomasse-Heizwerke sind durchwegs unrentabel – siehe Simmering. Und die Situation verschlimmert sich mit dem Auslaufen der Einspeisetariflaufzeiten."„Wäre unsere erneuerbare Energie anerkannt, hätte Frantschach 35 Mio. € erhalten.“
„Die Höhe der Biomasseförderung ist einzigartig. Österreich kann sich aber nicht gegen die gesamte EU stemmen – das schafft auch die Landwirtschaftskammer nicht.“
„Sollte Klagenfurt kommen, ist der Standort Gratkorn mittel- bis langfristig gefährdet.“
Die Papierindustriellen
„Papierindustrie fürchtet um Holzeinkaufsmonopol.“
Biomasseverband, Waldverband Österreich (gleichlautende Überschrift in Preissemitteilungen
Papiermaschine statt höherer Zellstoffproduktion
Ähnlich argumentiert Alfred Heinzel, Präsident der Heinzel-Gruppe: Zwar wird er in Pöls im Oktober eine neue Papiermaschine für 115 Mio. € in Betrieb nehmen. Hätte es genug Rundholz gegeben, wäre alternativ eine Zellstoffaufbereitung gekommen: „Das hätte unseren Ausstoß von 430.000 auf 600.000 t Zellstoff gehoben.“ Die entsprechenden Rohstoffquellen für einen solchen Ausbau gebe es aber nicht mehr.Einspeisetarif senken
Die drei Forderungen von Austropapier-Präsidenten Wolfgang Pfarl:Stopp der Planungen für ein Kraftwerk Klagenfurt – es gibt Alternativen
Stopp der Holzverschwendung – stoffliche Verwertung ist immer vorzuziehen
Überarbeitung des Ökostromgesetzes
Insbesondere letzterer Wunsch soll auch bei den drei zuständigen Ministern ankommen. „Im Ökostromgesetz steht zu lesen, dass ,der Einspeisetarif gesenkt werden muss, sobald der stofflichen Verwertung der Rohstoff entzogen wird‘“, das sei jetzt absolut der Fall meint Pfarl.
Rohstoff teuer, weil von weit her
„Als ich Pöls 2000 erwarb, zahlten wir im Schnitt 37 € für den Festmeter am Unternehmensgelände. Derzeit sind es 62 €“, erläuterte Heinzel. Anmerkung: 62 €/fm bekommennicht die heimischen Waldbesitzer – sondern im Betrag sind auch die Transportkosten inkludiert. Letztere sind so hoch, „weil wir immer weiter entfernt einkaufen und auch dort immer mehr bezahlen müssen“, hieß es unisono am Podium. Der Holzbezug wäre preislich seit 2006 um 58 % gestiegen.Beklagt wurde eine Holzimportquote von heuer 37 %. 2005 wäre sie noch bei 15 % gelegen (Ein längerfristiger Vergleich wurde nicht gezogen). Der Hinweis des Autors, dass die Importe Anfang der 1990iger Jahre ähnlich hoch gelegen sind, konnte während der Veranstaltung nicht verifiziert werden.
178 Mio. € für 0,7 %?
Generell wäre die Biomasse mit 178 Mio. € pro Jahr übersubventioniert, hieß es. Zum energetischen Gesamtverbrauch (Anmerkung: also inklusive Verkehr) von 1.983 GWh trägt die Biomasse nur 0,7 % bei. „Wäre unsere erneuerbare Energie anerkannt, hätten wir 35 Mio. € erhalten“, stellt Oswald für sein Unternehmen fest. Und auch: „Ich würde mich aber genieren, diese zu nehmen.“Biomasse-Kraftwerk Klagenfurt
Aufgabe: mit Schweröl befeuertes Heizkraftwerk soll bis 2015 ersetzt werdenGeplante Leistung: 70 MWth soll 23.000 Anschlüsse mit Fernwärme versorgen; 250.000 und 300.000 MWh
Teilgesellschafter: RZ-Gruppe