In Deutschland fehlt Laubholz

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 30.04.2018 - 08:23
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Versorgungslage Laubholz bis 1. Quartal 2018 © DeSH

„Die Versorgung unserer Sägewerke mit Buchen- und Eichenstämmen ist seit 2017 rückläufig“, bestätigt Lars Schmidt, Geschäftsführer des Budnesverbandes der Deutsche Säge- und Holzindustrie (DeSH). Die Laubholzvorräte in den Wäldern seien groß und nehmen weiterhin zu. Die deutsche Sägeindustrie, die von der Politik und Forstwirtschaft aufgefordert wird, mehr stoffliche Laubholzprodukte zu entwickeln, darf das Holz aber nur bedingt wertschöpfen: Einerseits werden die Wälder für vermeintlichen Natur- und Artenschutz stillgelegt, andererseits wandern Buchen und Eichen – wie viele andere Rohstoffe – unverarbeitet nach China. 2017 waren es ingesamt 45 Mio. t, Tendenz steigend, informiert der DeSH. Der Anteil deutschen Buchen- und Eichenrundholzes an den chinesischen Importen lag laut Statistischem Bundesamt bei 488.347 t (405.057 t Buche, 83.290 t Eiche). Während es den deutschen Sägern im Januar und Februar an Buchenrundholz mangelte, stieg die Ausfuhr nach China im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um weitere 20% auf 95.000 m³. Noch dramatischer ist die Situation bei Eichenrundholz: Dort hat sich die Exportquote zwischen Januar/Februar 2017 und Januar/Februar 2018 um 173% (von 6800 auf 18.500 m³) fast verdreifacht.

„Die Forderung nach stofflicher Laubholznutzung bei gleichzeitigem Rohstoffentzug passt nicht zusammen. Unseren heimischen Betrieben gegenüber wurde die Versorgungslage mit schlechten Witterungsverhältnissen und daraus resultierenden Problemen in der Holzernte begründet. Die Exportstatistik zeigt jedoch, dass dies nur bedingt gelten kann“, sagt Schmidt. Der Branchenvertreter kritisiert: Die Verkaufsstrategie geht auf Kosten von Nachhaltigkeit und Umwelt. Zudem wird ohne eine ausreichende Rohstoffversorgung die Weiterentwicklung der stofflichen Laubholznutzung im Inland erschwert. „Das Regionalprinzip sollte Vorrang haben. Darin stimmen wir mit den Waldeigentümern in gemeinsamen Treffen grundsätzlich überein. Entsprechend unverständlich finden wir die Entwicklung auf dem Rundholzmarkt“, so Schmidt. 

Die Auswirkungen des Fernost-Exports sind insbesondere in Belgien, Deutschland und Frankreich zu spüren. Im vergangenen Jahrzehnt mussten bereits 350 Laubholzsägewerke (90 davon in Deutschland) schließen, informiert der DeSH. Das finnische Forschungsinstitut Indufor macht den Rundholzexport nach Übersee überwiegend dafür verantwortlich. Inzwischen ist auch die EU-Kommission alarmiert. Die European Organisation of the Sawmill Industry (EOS) wies Ende 2017 in einem Schreiben auf die im EU-Gesetz verankerten Prinzipien der Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft hin. Unterstützung kam von Patrizio Pesci, Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses. Er bemängelt die unterschiedlichen Zoll- und Steuerbestimmungen für Rund- und Schnittholz. Verarbeitetes Holz, und damit die heimische Wertschöpfung, werde hierdurch benachteiligt. Konkrete Maßnahmen blieben bislang aus. Schmidt hofft auf eine baldige Lösung: „Wir steuern auf eine folgenschwere Fehlentwicklung in der heimischen Forst- und Holzwirtschaft hin. Es ist ökologisch und ökonomisch bedenklich, wenn wir die Möglichkeit vertun, unsere Rohstoffe im eigenen Land zu verarbeiten.“