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Archiv: Schadfläche © BDF

Sachsen-Anhalt

Trockensommer 

Ein Artikel von Gerd Ebner | 18.09.2018 - 13:30
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Bernd Dost, Direktor Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt © Landesforstbetrieb Sachsen Anhalt

Für Bernd Dost ist die jetzige Situation ungleich komplexer und folgenschwerer als bei Kyrill. Heuer seien die Schwierigkeiten nicht monokausal (= Käfer oder Sturm), vielmehr gebe es eine Mischung aus vielen Faktoren. „Die Fichte leidet bundesweit unter den Trockenschäden und dem Borkenkäferbefall. Dass der Waldboden bis 1,5 m Tiefe komplett durchtrocknen kann, ist eine neue Schadensqualität. Solcherart kam es auch zu diesem schlagartigen Auftreten der Schäden.“ 

Das Schadbild ändert sich: Nicht die Borke fällt nach dem Käferbefall runter und danach wird die Krone braun. Heuer ist es vielfach aufgrund der Trockenheit genau umgekehrt. 

Folgejahre meistens noch schlimmer

Auf die Frage wie es weitergehe, verweist Dost auf das Trockenjahr 2003. Damals waren die Käferprobleme in den zwei, drei Folgejahren noch schlimmer. Heuer gibt es definitiv eine dritte Generation – entsprechend hoch ist der Käferbestand, der überwintern wird. Daher gilt es aufzuräumen, so gut es geht. „Unsere Sanierungsmaßnahmen zielen darauf ab, jetzt den Großteil der Population zu fassen.“

Dost sieht die phytosanitären Maßnahmen bei den Landesforsten auch am Weg. Bei faktisch allen Kollegen wird derzeit kein Frischholz mehr geschnitten. Sein Betrieb geht nun daran, in großem Umfang B/C-Qualitäten ins Nasslager zu legen. An die 200.000 fm beabsichtigt Dost so zwischenzulagern, um diese Menge in ein bis zwei Jahren zu besseren Preisen zu vermarkten.

Unter 500 m bald fichtenfrei?

Je weiter die Fichte von ihrem angestammten Wuchsgebiet weg ist, desto größer sind die Probleme. „In Brandburg ist es so schlimm, dass dieses Bundesland schon heuer weitgehend fichtenfrei sein könnte.“ Dost geht davon aus, dass sich die Fichte in den kommenden Jahrzehnten nur noch in ihrem optimalen Wuchsgebiet ab einer gewissen Seehöhe wird halten können. „Mittelfristig wird es für die Fichte in Sachsen-Anhalt unter 500 m eng“, sagt Dost voraus. „Wir sehen schon jetzt: Unabhängig davon, ob die Fichte in Rein- oder Mischbeständen vorkommt – sie wird braun.“ Aus seiner Sicht gibt es in Deutschland keine Region, wo das anders sei.

Auf den Schadflächen wird Dost eine Übergangsmischung akzeptieren, die anschließend sukzessive umgebaut wird. „Jetzt schon eine Zielbestockung vorzugeben, ist Unsinn. Dafür sind sowohl die Flächen als auch die klimatische Ungewissheit zu groß. Was ist, wenn heuer kein Jahrtausendsommer war, sondern ein Jahrzehntesommer? Dann steht die nächste Trockenheit schon vor der Tür“, ist Dost nachdenklich.

Möglichst breit aufstellen – mit Tanne

Die neuen Bestände sollen im Idealfall fünf Baumarten haben. Reinbestände wird es im Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt kaum noch geben. Ein gewisser Hoffnungsträger ist die Tanne. „Selbst in der Kultur gibt es nicht so schlimme Ausfälle wie bei anderen Baumarten.“ Dost wird auch auf absehbare Zeit auf tiefgründigeren Standorten auf die Douglasie setzen. „Und bei Laubholz sowieso auf die ganze Palette zur Beimischung.“ 

Eine der großen Enttäuschungen der vergangenen Wochen ist für Dost die Lärche. Sie ist schwer vom Lärchen-Borkenkäfer betroffen. „Die Lärche taugt wohl als Mischung – aber nicht mehr.“ 

Auf den Friederike-Sturmflächen wird es in Sachsen-Anhalt auf 100 km echte Waldränder (30 bis 40 m hoch) geben. Diese sollen den Luftstrom über das Kronendach lenken und so zusätzlich das Waldinnenklima optimieren.