Deutschland

Nur drei Bundesländer erreichen Waldschutzziele

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 04.09.2019 - 08:55

Bundesweit sind kurz vor dem Stichjahr 2,8% der Waldflächen aus der Waldbewirtschaftung genommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte laut der Onlineausgabe des ZDF bereits 2013 gefordert „dass wir 5% unserer Wälder bis 2020 sich völlig frei entwickeln lassen“. Das Regierungsziel soll vor allem in öffentlichen Wäldern umgesetzt werden, da aufgrund des Nutzungsverzichtes mit Einnahmeverlusten gerechnet wurde.

Bayern und Baden-Württemberg schneiden laut der Frontal21-Umfrage mit 1,3% beziehungsweise 2% bei der Umsetzung der Waldschutzziele besonders schlecht ab. Gegenüber Frontal21 kündigte der bayerische Ministerpräsident, Markus Söder, an, „einige alte Waldflächen, behutsamer zu behandeln. Wir verändern das Grundprinzip der Staatsforste. Das Ziel ist nicht, den Staatswald als Wirtschaftswald zu sehen, sondern als Klimawald“. Die Staatsregierung sieht ein Ziel von 10% für natürliche Entwicklung im Staatswald vor. Der Naturwaldanteil könnte sich im Falle der Umsetzung auf insgesamt 3% erhöhen.

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, erklärte gegenüber Frontal21, dass er „am Naturwaldziel festhält und insgesamt schon auf dem richtigen Weg ist“. Forstminister Peter Hauk lehnte im Interview mit Frontal21 das Fünf-Prozent-Ziel ab, „weil es davon ausgeht, dass wir flächenhaft Wälder stilllegen. Dies ist nicht notwendig, da sich die biologische Vielfalt auch im Wirtschaftswald erhalten lässt“. Hauk plädiert für schnelle Aufforstung sowohl mit Nadelbäumen als auch „neuen Baumarten, weil die heimischen nicht mehr mit dem Klima klarkommen".

Mecklenburg-Vorpommern (7%), Thüringen und Schleswig-Holstein mit jeweils 5% haben nach eigenen Angaben das selbst gesteckte Ziel erreicht. Alle anderen Flächenländer liegen darunter. Naturschützer kritisieren laut Frontal21 die Qualität der ausgewiesenen Flächen, da die Landesforstbetriebe anstatt „schützenswerter Altbestände vielfach unrentable Waldstücke in die Naturwaldkulisse geschoben haben“.