TS_Groß_V1.jpg

© Günther Jauk

Hasslacher Gruppe

Die perfekte Lücke

Ein Artikel von Günther Jauk | 20.02.2020 - 10:36

Mit 34 Jahren auf dem Buckel hat das Sägewerk der Hasslacher Preding Holzindustrie in Preding seine Schuldigkeit getan. Um den steirischen Standort auch weiterhin optimal nutzen zu können, nahm das Unternehmen 30 Mio. € in die Hand und startete bereits vor zwei Jahren eine Rundumerneuerung. 2018 investierte man in Trocknungskapazitäten, 2019 in einen Rundholzplatz und ein Heizwerk – aktuell installiert man in Preding eine neue Sägelinie samt Rundholzzubringung. Darauf folgen dann, ebenfalls noch heuer, eine neue Schnittholzsortierung sowie die Umsetzung eines komplett überarbeiteten Logistikkonzepts.

Neues gewagt

Während die Hasslacher Preding Holzindustrie in vielen Bereichen, wie etwa in der Sägehalle, auf bewährte Lieferanten setzt, beschritt man am Rundholzplatz einen neuen Weg. Zum ersten Mal in der Konzerngeschichte entschied sich das Unternehmen für eine Komplettlösung des deutschen Anlagenspezialisten Holtec, Hellenthal, mit 700.000 fm/J Durchsatzleistung im Zweischichtbetrieb. „Natürlich haben wir auch mit anderen Anbietern gesprochen, aber unterm Strich bot uns Holtec das beste Package“, begründet Manfred Steinwiedder, Geschäftsführer der Hasslacher Preding Holzindustrie, die Kaufentscheidung.

Als zentrale Punkte dieses passenden Gesamtkonzeptes nennt er etwa die „akribische Planung, die Vertrauen schuf, und die überzeugenden Detail- und Gesamtlösungen“.

Zwei Tage vor der Zeit

Nur acht Monate nach der Vertragsunterzeichnung startete Holtec in Preding mit der Installation des neuen Rundholzplatzes. Aus logistischen Gründen und um die Stillstandszeiten möglichst gering zu halten, entschied sich Hasslacher, die Aufgabestation gegenüber der bestehenden Anlage spiegelverkehrt anzuordnen. „Somit konnten wir noch bei voller Produktion mit der Installation des ersten Anlagenabschnitts beginnen“, erläutert der seitens der Hasslacher Preding Holzindustrie-Projektverantwortliche Thomas Bierbacher. Der tatsächliche Stillstand dauerte dann sechs Wochen und fünf Tage – „zwei Tage kürzer als der recht sportlich veranschlagte Zeitplan“.

Keine Ketten – keine Probleme

Die Holtec-Installation startet mit der Rundholzaufgabe. Hier entschied sich die Hasslacher Preding Holzindustrie für ein trennbares Aufgabedeck, womit zwei Fuhren zeitgleich separat aufgelegt werden können. Über Stufenschieber gelangen die Stämme dann zu einem Fräskopf, der verschmutzte oder stark verfärbte Stirnseiten um 1 bis 5 cm anfräst. Die Stufenschieber sind ein wesentlicher Teil des seit zehn Jahren von Holtec verfolgten Chainless-Prinzips. „Wo immer es möglich ist, vermeiden wir Verschleißteile, wie Ketten oder Hydraulik, und setzen stattdessen auf langlebige Systeme, wie Kurbeln“, berichtet Vertriebsingenieur Daniel Engel. Für den Fräskopf anstelle eines Kreissägenblattes entschied man sich am Standort Preding aufgrund der höheren Stabilität, der besseren Oberflächenqualität und der einfacheren Handhabung.

Im Anschluss passieren die Stämme das in Hasslacher-BSP mit Exzellentoberfläche realisierte Messhaus, von wo aus der Bediener die Hölzer begutachtet. Neben den live vorbeifahrenden Blochen hat der Mitarbeiter mithilfe von Kameras und Monitoren auch die gesamte Anlage im Blick und unter Kontrolle. „Anders als bisher fahren wir die Sortierlinie jetzt mit nur einem Mann“, informiert Rundholzplatz-Leiter Stefan Koch.

Optimale Lücke

Als Nächstes gelangen die Stämme in einen V-förmigen Rollengang, der sie, je nach Bedarf, beschleunigt. Holtec nennt das System „Gap-Control“ und beschreibt damit eine dynamische Lückensteuerung. Dabei werden jeweils drei Rollenpaare separat gesteuert und damit die Bloche unterschiedlich rasch weitertransportiert. „Die Ergebnisse sind exakt einstellbare Blochabstände und damit eine maximale Durchsatzleistung“, erläutert Engel den Hintergrund.

Über den Messblockzug geht es weiter durch die erste Microtec-Messstation in die sogenannte Mittelstation. Nicht sägefähiges Rundholz wird zuvor noch in drei Sonderboxen (Faserholz, Schleifholz, Starkholz) aussortiert. In der Mittelstation erfolgen bei Bedarf die Wurzelreduzierung und in weiterer Folge die Entrindung mithilfe von Baljer & Zembrod und Valon Kone-Anlagen. Auch hier verzichtet Holtec auf Ketten und Hy- draulik und bringt die zu reduzierenden Stämme stattdessen mithilfe von Kurbeln durch den Puffer und in den Wurzelreduzierer. Um die Stämme im Anschluss wieder exakt vor dem Entrinder einzutakten, realisierte Holtec hier abermals einen Rollengang mit Gap-Control für exakt 60 cm große Lücken. „Die Entrindungsmaschine ist der Engpass, weshalb exakte Blochabstände hier eine deutliche Outputsteigerung bringen“, so Engel. Nach der Entrindungsmaschine gelangen die Stämme durch das mit einem 60 mm dicken, robusten Kunststoffrohr versehene Metallsuchgerät und den zweiten Scanner auf den 200 m langen Sortierblockzug. Dieser befördert die Stämme zu einer der 72 Sortierboxen. Den Sortierblockzug betreibt Holtec anstelle eines ausgesprochen starken Motors mit vier 45 kW-Standardmotoren, was die Ersatzteilbeschaffung erheblich vereinfacht.

Leise und sauber

Auf Wunsch der Hasslacher Preding Holzindustrie hat Holtec die Seitenteile des Sortierblockzugs erstmals verblecht, wodurch Rinde und Schmutz nicht unter die Sortierung gelangen. „Durch diesen geschlossenen Sortierstrang haben wir eine sehr saubere Anlage und kaum Reinigungsaufwand“, bestätigt Bierbacher. Der gesamte Rindenaustrag war ebenfalls im Holtec-Lieferumfang enthalten. Neben Funktion und Sauberkeit legte man am Standort in Preding bei der Umsetzung auch großen Wert auf Lärmschutz. Dazu zählen etwa das Einhausen des Wurzelreduzierers und Entrinders – hier kam Hasslacher-BSH zum Einsatz – sowie spezielle Geometrien der Sortierboxen. Seitens Holtec tragen zur Lärmreduzierung zudem die auf Schwingmetallschiebern gelagerten Anlagenkomponenten sowie die an sich leisen Schwingschieber bei.

Ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme zieht Steinwiedder ein durchwegs positives Resümee: „Holtec hat sich vom ersten Tag an wirklich bemüht und alles umgesetzt, was versprochen wurde. Für uns war es ein ausgesprochen erfolgreiches Projekt.“