Holzwerke Ladenburger

Effiziente Holzannahme

Ein Artikel von Philipp Matzku | 22.09.2020 - 15:36

„Wir waren mit unserem bisherigen Einkaufsprogramm nicht zufrieden“, erklärt Florian Dietze, Leiter Büro und Restholzverkauf am Ladenburger-Standort in Kerkingen/DE. „Es war schwierig, Auswertungen zu fahren, und wir konnten nur mithilfe von selbst gestalteten Excel-Tabellen unsere Waldlager-Disponierung gewährleisten“. Das alte Programm hatte ferner keine vernünftige Archivierung. So konnten Dokumente zu Fuhraufträgen nicht hinterlegt werden.

„Wir waren auf der Suche nach einer Softwarelösung mit einer papierlosen, personalfreien Holzübernahme und einer automatisierten, digitalen und zeitsparenden Darstellung unserer Geschäftsprozesse im Bereich Rundholz- und Restholzverwaltung, Logistik und Fakturierung“, erläutert Dietze. Die Herausforderung für die Software ist groß. 150 Rundholz-Lkw kommen am Tag im Werk an und 45 Lkw-Ladungen Hackschnitzel, 22 Lkw Sägespäne und 8 Lkw Rinde verlassen dieses täglich.

Ladenburger Forstservice als Vorreiter

Steffen Häußlein, seit August 2017 in der Ladenburger-Geschäftsführung und dort für den Bereich Rundholzeinkauf zuständig, hatte im Mai 2018 die Ladenburger Forstservice gegründet und ist damit in die Rundholz-Selbstwerbung eingestiegen. Häußlein hatte bereits bei seinem früheren Arbeitgeber, Klenk Holz, Oberrot/DE, Erfahrungen mit CFBusiness – Zenith, dem Rohholz-Warenwirtschaftssystem von Trimble, gemacht und dieses beim hauseigenen Forstservice eingeführt. Ende 2018 kam es zur Ausschreibung am Standort Kerkingen. Im Mai 2019 erhielt Trimble Forestry, Wolfegg/DE, den Zuschlag. „Wir haben uns mehrere Anbieter angeschaut. Die Kollegen vom Forstservice hatten einen sehr positiven Eindruck“, so Dietze. Im Sommer wurde mit der Implementierung begonnen und pünktlich zum 1. Januar dieses Jahres war das neue Trim-ble-System startklar.

Geschäftsdokumente in Echtzeit

„Wir sind Experten beim Rundholzeinkauf“, erklärt Hamish Bruce, Bereichsleiter DACH-Region bei Trimble Forestry. CFBusiness ist ein geschlossenes Warenwirtschaftssystem, welches für die gesamte Rundholz-Wertschöpfungskette entwickelt wurde.

„CFBusiness eignet sich für alle Unternehmensgrößen und -arten, die mit Rohholz arbeiten“, betont Bruce. Geschäftsdokumente, wie Holzlisten, Frachtaufträge, Lieferscheine und Rechnungen, werden dabei in Echtzeit bereitgestellt. Über CFXchange können beteiligte Unternehmen ihre Informationen unmittelbar nach der Generierung einsehen. Lieferscheine, Vermessungsdaten und Rechnungen inklusive der zugehörigen PDF- und ELDAT-Daten stehen zum Abruf bereit. Eine E-Mail informiert mittels einer Linkverknüpfung über Neues. „Wir benötigen fast kein Papier mehr und sparen bei der Holzübernahme eine Arbeitskraft“, verweist Dietze auf die höhere Effizienz.

In CFBusiness werden anfangs alle Rahmen- und Einzelverträge mit den Aushaltungsbedingungen sowie Zu- und Abschlagsvereinbarungen eingepflegt. Die Ladenburger Forstservice, die Staatsforsten sowie besser organisierte Lieferanten liefern ihre Polter mit Menge und Stückzahl sowie GPS-Koordinaten im ELDAT-Format, welche importiert werden. Ladenburger vergibt auf Basis der Bereitstellungsmeldungen Abfuhraufträge für die Polter samt GPS-Koordinaten an die Fuhrunternehmen. „Frei Werk“-Lieferanten erhalten eine Abrufliste, welche die Anlieferung kontrolliert.

An den Lkw-Terminals geben die Fahrer neben ihrer Kennung nur noch Namen, Lkw-Kennzeichen, Menge, Stückzahl und „letzte Ladung der Partie“ in die Lieferschein-Maske auf einem Touchscreen ein. Barcode- oder QR-Code-Scannen sind ebenfalls möglich.

Waldlager live abgetragen

„Bei den Anfuhren wird das Waldlager bei Trimble in Echtzeit abgetragen“, informiert Trimble-Projektmanagerin Carla Köhler. Eine Klassifizierungsübersicht stellt nach der Werkseingangsvermessung dar, ob die Angaben im Lieferschein im Rahmen sind (grün) oder etwas mit Stückzahl oder Menge nicht stimmt (rot)“, erklärt Dietze. Statusmeldungen geben an, welches Holz und wie viele fm noch im Wald, auf Lager vor der Vermessung oder bereits vermessen sind. „Die Lieferanten erhalten mit Trimble Forestry CFXchange in Echtzeit eine Dokumentation ihrer Anfuhren und die Vermessungsprotokolle am Ende der Schicht“, informiert Köhler. „Das wird von den Lieferanten geschätzt, da sie schnell erkennen, wenn Überstärken oder -längen geliefert wurden“, führt Köhler aus. „Die Abrechnungen erfolgen zur Monatsmitte und am Monatsende“, fügt Dietze an. Die Lose können getrennt oder auf einer Rechnung abgerechnet werden. Eine Finanzbuchhaltungs-Schnittstelle gibt diese Daten weiter.

Papierlose, schnelle Werksvermessung

Die Springer-Kurzholzsortierung hat eine Microtec-Auflagensteuerung. Diese erhält die CFBusiness-Lieferscheine per XML-Schnittstelle. Nach der Vermessung übernimmt CFBusiness die XML-Vermessungsdaten und PDF-Protokolle in die Werksvermessungsdatenbank (WEV) von CFBusiness. Mit der Jörg-Vermessung in Kombination mit der Holtec-Kappanlage werden täglich 1400 fm Langholz verarbeitet. Die Anlagenführung übernimmt CFBusiness. Das Jebe-System wandelt die Vermessungsdaten von TXT-Dateien um und schreibt die Daten in die WEV-Datenbank.

Die Lieferscheine sind sowohl beim Kurzholz- als auch Langholz-Terminal in wenigen Minuten manuell im CFBusiness eingegeben.

Der Bediener der Rundholzaufgabe kann die Daten sofort einsehen. Früher dauerte die Holzübernahme 15 Minuten, da der Fahrer in die Kabine gehen musste sowie Papiere ausgetauscht und archiviert wurden. „Die Anlage läuft schnell. Oftmals ist das Holz bereits gesägt und vermessen, bevor der Lkw das Werksgelände wieder verlässt“, informiert der Bediener, Josef Bosch. „Trimble hat schon einige Projekte mit Jörg Elektronik umgesetzt. Nun kommt die Microtec-Schnittstelle dazu“, erläutert Bruce.

Trimble liefert die Daten bis zum Boxeneingang mit Rundholzwerten in Euro und Festmetern. Sowohl die Arbeitsvorbereitung als auch das Boxenlager werden über eine Schnittstelle von der Software im Sägewerk übernommen.

Restholz-Abwicklung

„Im Restholz-Vertragsmodul sind die Kundenverträge hinterlegt, sodass sofort ersichtlich ist, wie viele Abholungen freigegeben sind. Die Vertragsmenge und die Kontingente werden automatisch berechnet, das läuft richtig gut“, erläutert Dietze. „Schön ist auch die Möglichkeit, Mitschriften und Gesprächsnotizen zu scannen. Das wollten wir schon immer, um die interne Koordination im Holzeinkauf und Restholzverkauf zu verbessern“, betont Dietze.

Schnittholz für die gesamte Gruppe

Mit ihrem Sägewerk in Kerkingen versorgen die Holzwerke Ladenburger ihre gesamte Gruppe mit Schnittholz. 1 Mio. fm Fichtenkurz- und -langholz wurden 2019 durch Veredelung zu BSH, KVH und Hobelware verarbeitet. In diesem Jahr sind noch eine Kapazitätserhöhung von 150.000 fm und eine 3. Schicht geplant. In der Nachtschicht soll vermehrt Schwachholz eingeschnitten werden. Die Rinde wird im 10 MW-Kraftwerk verbrannt und zum Heizen der 26 Trockenkammern am Standort verwendet. Im Oktober soll am Standort in Bopfingen die erste eigene Pelletsanlage (30.000 t/J) mit Trimble-Software in Betrieb gehen.