China

Schiene im Chinaexport konkurrenzfähig

Ein Artikel von Philipp Matzku | 22.09.2020 - 07:35

Die Preiskalkulation für den Gütertransport auf der Schiene nach China hänge von mehreren Parametern ab, sind sich Logistikunternehmen einig. Neben der Ausgangs- und Zieldestination sind natürlich das zu transportierende Produkt und die Menge sowie die Häufigkeit des Transportes relevant. Preise hängen sehr stark davon ab, ob das Logistikunternehmen Verträge mit den Terminals abschließt oder zusätzlich Spezialausrüstung angemietet werden muss. Nicht alle Transportdienstleister haben außerdem Erfahrungen mit Forst- und Holzprodukten.

Ein 40-Fuß-Rundholz-Einzelcontainer (21 t) kostet von Terminal zu Terminal laut Brancheninformationen von Tschechien nach Xiang am Ende der Seidenstraße ungefähr 4750 US-$. Bei einem Ganzzug mit 41 Containern reduziert sich der Preis pro Container auf 1500 US-$. Eine zusätzliche Schwierigkeit bei Rundholz sind laut Branchenexperten die phytosanitären Bestimmungen in China, sodass das Holz entrindet oder begast transportiert werden muss. Im Moment werden in Österreich beim Rundholzexport nach China keine Pflanzenschutzzeugnisse ausgestellt. „Es dürfen nur schädlingsfreie Stämme mit Pflanzenschutzzeugnis exportiert werden", informiert Ludwig Köck, Holzmarktreferent bei der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer und Pflanzenschutzorgan.

Rückfahrten von Europa nach China sind deutlich preiswerter als jene nach Europa. Die Rail Cargo Austria (RCA) kann spezielle Raten anbieten, da Holztransporte normalerweise stabile und größere Rücklademöglichkeiten bieten und die Rückpositionierung von Wagen und Container nach Osten unterstützen. „Je größer und regelmäßiger die Fracht ist, desto günstiger wird es. Das bedeutet, dass die Preise durchaus mit Seefrachtraten wettbewerbsfähig sind“, informiert Bernhard Rieder, Pressesprecher bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).

Aufgrund der Wettbewerbsfähigkeit und Konkurrenzsituation geben die ÖBB aber keine genauen Angaben zur Preissituation. Zehn bis vierzehn Tage braucht ein Güterzug der RCA nach China. „Wenn die Transportzeit ein wichtiger Faktor bei der Kostenkalkulation ist oder es um höherwertige Produkte geht, wird die Bahn interessant“, erklärt Rieder.

Ein RCA-Referenzkunde ist die Lenzing AG, welche versucht, Zellstoff zusätzlich zur Verschiffung mithilfe der Containerverladung über den Landweg nach China zu transportieren. Dies ist deutlich schneller als auf dem Seeweg. „Die Zugverbindungen nach China sind bei uns noch in einer Pilotphase. Wir sehen in den nächsten Jahren aber durchaus Wachstumspotenzial im Schienengüterverkehr“, betont der ÖBB-Pressesprecher. „Die chinesische Industrie, auch die Holzindustrie, geht auch zunehmend von den Metropolregionen an der Küste in das Binnenland“, informiert Rieder.

Bestimmte Züge oder auch Produktgruppen werden vom chinesischen Staat immer wieder quartalsweise subventioniert und gefördert und können Transportkosten reduzieren. „Diese sind aktuell sehr stark zurückgegangen“, weiß Rieder.