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Meldeten im Geschäftsjahr 2020 erstmals Verluste: BaySF-Vorstände Kröninger und Neft, Staatsministerin Kaniber und BaySF-Vorstandsvorsitzender Neumeyer (v. li. n. r) © Robert Kittel

Bayern

Bayerische Staatsforsten erstmals mit Verlust

Ein Artikel von Robert Kittel | 16.10.2020 - 15:58

Ministerin Kaniber lobte das effiziente Käfermonitoring der Bayerischen Staatsforsten: „Rund 200.000 Arbeitsstunden wurden dafür aufgebracht.“ Der Lohn der Mühen seien „weniger Schadholzanfall und das niedrigste Käferniveau seit 2017“. Bayern sei damit beispielgebend für andere Bundesländer. Man halte sich beim regulären Einschlag zurück, aber der Markt sei unbestritten durch den Schadholzanfall „sehr belastet“.

Wenig erfreulich fiel daher das diesjährige Betriebsergebnis aus: „Erstmals im 15-jährigen Bestehen des Unternehmens musste ein Verlust von 36 Mio. € verzeichnet werden.“ Daneben bekräftigte Kaniber das Festhalten an der Aufforstungsstrategie, man wolle bis 2024 etwa 30 Millionen Bäume pflanzen. Kaniber erklärte, man wolle darüber hinaus rund 10% des bayerischen Staatswaldes zum Naturwald erklären.

BaySF-Vorstandsvorsitzender Martin Neumeyer meinte, der Betrieb sei in der „schwierigsten Phase seit seiner Gründung. In Absprache mit dem Eigentümer, dem Freistaat Bayern, und dem Aufsichtsrat haben wir die notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen ergriffen, u.a. ein Aufwandsmanagement und eine begrenzte Kreditaufnahme im laufenden Geschäftsjahr.“ Der Einschlag betrug im Geschäftsjahr 2020 5,12 Mio. fm inklusive Schadholz (4,34 Mio. fm 2019). „Das ist nach wie vor weniger als der jährliche Zuwachs. Wir unternutzen also.“ Verkauft konnten davon lediglich 4,1 Mio. fm werden, berichtete Neumeyer.

„Wir geben aber deshalb keinen Quadratmeter Staatswald auf“, betonte Neumeyer, „wenn sich der Markt beruhigt hat, wollen wir auf jeden Fall wieder die Nummer eins bei Nadelholz werden.“ Immerhin konnte ein Rückgang des Schadholzanfalles verzeichnet werden: „Die Borkenkäfersituation hat sich etwas entspannt, wir hatten heuer rund 30% weniger Schadholzanfall.“ Neumeyer sieht daher eine Besserung: „Die Nachfrage nach frischem Nadelholz beginnt wieder zu steigen, die Preise ziehen aber noch nicht an.“ Einflüsse der Coronapandemie würden in diesem Ergebnis nicht so sehr sichtbar, wie auch die aktuellen Entwicklungen bestätigten, meinte er: „Die Sägeindustrie kommt besser durch Corona als ursprünglich befürchtet.“

Der neue BaySF-Finanzvorstand, Manfred Kröninger, fasste die Folgen zusammen: „Beim aktuellen Preis ist die Lage finanziell kritisch. Ohne mittelfristige und nachhaltige Sicherungs- und Stützungsmaßnahmen kann sich die Krise zu einer sehr ernsten wirtschaftlichen Gefahr für das Unternehmen entwickeln.“ Die Bayerischen Staatsforsten seien unter diesen Rahmenbedingungen nicht in der Lage, „ihren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen“. Um die Handlungsfähigkeit und Liquidität des Unternehmens zu sichern, werde man langfristige Kredite am Kapitalmarkt über 100 Mio. € aufnehmen. Die Genehmigung durch die bayerische Staatsregierung sei bereits erfolgt. „Die Genehmigung durch das Landwirtschaftsministerium steht noch aus, es dürfte sich aber um eine reine Formsache handeln.“ Darüber hinaus sei noch zur Finanzierung kurzfristiger Spitzen ein Kontokorrent von rund 30 Mio. € erforderlich, man spreche also über 130 Mio. €.

Neben den bereits laufenden Restrukturierungsmaßnahmen werde man „bei den Investitionen sehr zurückhaltend sein. Wir erwarten 2021 ein noch schlechteres Ergebnis als heuer.“ Die Frage, ob es zu einem Personalabbau kommen werde, beantwortete Kröninger mit: „Angesichts der finanziellen Lage liegt der Fokus auf dem Wald.“ Ministerin Kaniber ergänzte: „Wir reden hier nicht von einem normalen Staatsbetrieb, sondern vom größten Wald Deutschlands. Ein Personalabbau steht aus heutiger Sicht nicht zur Debatte.“ Es sei jetzt wichtig, die Liquidität zu sichern: „Die Staatsforste waren bisher mehr als erfolgreich. In den vergangenen 15 Jahren wurden mehr als 850 Mio. € an den Freistaat abgeliefert.“ Aber das Unternehmen hätte wenig Möglichkeiten bekommen, zu reinvestieren: „Darüber muss man jetzt nachdenken. Die Gewinne von früher werden nicht mehr möglich sein“, sagte Kaniber.

BaySF-Vorstand Reinhard Neft beschäftigte sich mit den Zukunftsperspektiven, insbesondere dem viel zitierten „Waldumbau“: „Die Bayerischen Staatsforsten sind der leistungsfähigste Forstbetrieb Deutschlands. Trotz der angespannten Lage haben wir in einigen Gebieten als einziger Betrieb Deutschlands sogar Waldzuwachs.“ Man bemühe sich schon seit 30 Jahren in Bayern um eine Umstellung auf widerstandsfähigere Sorten: „Wir setzen auf gängige Sorten, wie Tanne, Eiche, Douglasie, Buche, wollen aber auch alte Sorten, wie Elsbeere, Flatterulme, Kirsche oder Kastanie, forcieren.“

Im Waldzustand ortet er ein Nord-Süd-Gefälle: „Wir haben beispielsweise im Frankenwald immer noch Borkenkäfer, aber in geringerem Umfang. Im Südbayerischen Wald konnte der Hotspot gebrochen werden.“ Wichtig sei auch die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte, die BaySF würden daher künftig ein duales Forststudium anbieten.

Angesprochen auf die „Holzbauinitiative“ des Freistaates, meinte Staatsministerin Kaniber: „Wir sind noch nicht wirklich Spitzenreiter im Holzbau.“ Es brauche Gesetzesänderungen und ein professionelleres Vorgehen, da seien die Nachbarn schon weiter.