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Schadholz Symbolbild © Wieser

Zentraleuropa

Regional Entspannung bei Schadholz

Ein Artikel von Gerd Ebner | 20.01.2021 - 16:33

Ernte bis zu Drittel höher als normal

Insbesondere der Verlauf der Käferkatastrophe in Deutschland ist dafür verantwortlich, dass die durchschnittliche Jahresernte in Zentraleuropa in den Vorjahren beständig zunahm. Wurden vor Beginn der Kalamität, also 2010 bis 2014, im Schnitt 88 Mio. fm/J geerntet, so waren es in den Jahren 2015-2020 bereits 101 Mio. fm. Dabei kam es 2019 mit 120 Mio. fm und im vergangenen Jahr mit 111 Mio. fm zu einer deutlichen Verschärfung der Forstschutzsituation.

Der Holzkurier erwartet für die Jahre 2021 bis 2025 bei einem normalen Witterungsverlauf eine sukzessive Verbesserung der Situation. Das wären aber immer noch rund 100 Mio. fm/J in Zentraleuropa, also deutlich mehr als vor der Kalamität. Anders ausgedrückt: 369 Mio. fm fielen von 2015 bis zum Vorjahr an. Weitere 366 Mio. fm könnten bis 2025 folgen. Der Schadholzanteil wird sich aber langsam von derzeit 80 % in Richtung 60 % (2024, 2025) verringern.

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© Holzkurier

177 Mio. fm Schadholz in drei Jahren

Das deutsche Landwirtschaftsministerium rechnet mit 73 Mio. fm Schadholz im Jahr 2020 (s. Holzkurier Heft 51/2020, S. 53). 2019 lag die Schadholzmenge bei 69 Mio. fm (+5 %), 2018 waren es 36 Mio. fm. Damit kam es seit 2018 zu einem Schadholzfall bis Ende 2020 von 177 Mio. fm. Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg waren 2020 am stärksten betroffen. Die Schadholzmengen sind in Nordrhein-Westfalen mit 19 Mio. fm (2019: 16 Mio. fm), in Hessen mit 10 Mio. fm (8 Mio. fm), in Baden-Württemberg mit 10 Mio. fm (7 Mio. fm), in Rheinland-Pfalz mit 6 Mio. fm (4 Mio. fm) sowie in Thüringen mit 5,7 Mio. fm (4,7 Mio. fm) im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

In Bayern mit 9 Mio. fm (11 Mio. fm), in Sachsen mit 2,8 Mio. fm (3,4 Mio. fm) sowie in Sachsen-Anhalt mit 3,7 Mio. fm (7,8 Mio. fm) waren die Schadholzzahlen 2020 rückläufig.

Der Schadholzanfall in Deutschland war 2020, wie bereits 2019, höher als der Einschlag. Im Vorjahr dürften rund 70 Mio. fm geerntet worden sein, bei 72,5 Mio. fm Schadholzanfall. 2019 wies das BMEL 68,7 Mio. fm Schadholz aus, bei 68,2 Mio. fm Ernte (Destatis-Angabe).

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Tschechien: Schadholzanfall stabil hoch

Der tschechische Landwirtschaftsminister, Miroslav Toman, quantifizierte das Schadausmaß und die Rundholzernte gegenüber der Nachrichtenagentur CTK, wie folgt: Die Schadholzmenge summierte sich auf 25 bis 30 Mio. fm, geerntet wurden 22 bis 25 Mio. fm. Damit liegt die Schadholzmenge exakt auf dem 2019er-Niveau, welches das tschechische Statistikamt (Czech Statistical Office (CZSO)) offiziell für 2019 meldete. Es wurden allerdings um 5 Mio. fm weniger geerntet als im Jahr davor. Das heißt im Umkehrschluss, dass mehr befallenes Holz im Wald stehen gelassen wurde.

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© Holzkurier

Prognostizierte Mengen zu hoch

Aufgrund der bisherigen Zahlen ist zu hoffen, dass es – bei einer ähnlichen Witterung wie 2020 – auch heuer in Tschechien zu keiner weiteren Schadholzzunahme kommen wird. In den Vorjahren wurde von tschechischen Waldexperten und Thinktanks ein Schadholzanfall von bis zu 60 Mio. fm/J vorhergesagt, also doppelt so viel wie zuletzt. Eine solche Schadholzexplosion scheint derzeit nicht mehr bevorzustehen.

Vielmehr darf man nun davon ausgehen, dass die Jahre 2019 bis 2021 den Höhepunkt der Kalamität darstellen. So oder so: Für den tschechischen Umweltminister, Richard Brabec (ANO), ist die Käferkalamität „das größte Unglück für den Wald seit den Zeiten Maria Theresias“. Immerhin summierte sich das Schadholz laut Holzkurier-Recherche von 2014 bis 2020 auf 113 Mio. fm.

Die kühle, feuchte Witterung 2020 ab Mai führte in Tschechien dazu, dass die Borkenkäferkalamität nicht weiter zunahm. Es gab allerdings keinerlei substanzielle Entspannung in den Wäldern. Es kam vielmehr zu einer geografischen Verlagerung der Problematik: In den Regionen Mähren und Vysocina hat sich die Schadholzsituation im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. In der Region Liberec stieg die Schadholzmenge an. Lesy CR plante etwa, bis Ende Februar mit zusätzlichem Personal das gesamte Käferholz an der Grenze zum Nationalpark Böhmische Schweiz aufzuarbeiten. 

Österreich: halb so viel Schadholz

Nach Schätzungen der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) war das Schadholzaufkommen 2020 in Österreich mit rund 5,8 Mio. fm um die Hälfte geringer als 2019. Der Normaleinschlag sollte laut Kooperationsplattform FHP über dem Vorjahreswert zu liegen kommen.

2020 summierte sich die Schadholzmenge also auf rund 5,8 Mio. fm. Im Jahr davor waren es noch 11,7 Mio. fm gewesen. Das geht aus der Holzeinschlagsmeldung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMLRT) hervor.

Die Menge an Käferholz hat sich laut Schätzungen der LKÖ von 4,3 Mio. fm auf 2,4 Mio. fm im Jahr 2020 reduziert (–1,9 Mio. fm). Sturm- und Schneeschäden im Wald sanken 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund die Hälfte auf 3,4 Mio. fm. Der deutlichste Rückgang beim Schadholz gegenüber 2019 wurde aus Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten gemeldet, analysiert Martin Höbarth, Abteilungsleiter Forst und Holz in der Landwirtschaftskammer Österreich.

Der Gesamteinschlag lag im vergangenen Jahr laut FHP-Schätzung bei 16,4 Mio. fm (2019: 18,9 Mio. fm). Zieht man die Schadholzmenge ab, kommt man auf einen Normaleinschlag von 10,6 Mio. fm (2019: 7,8 Mio. fm).