„Onlinesägewerk“ ist das Schlagwort, mit dem man das beeindruckende Greenfield-Projekt von best wood Schneider am besten beschreiben kann. Im März des Vorjahres konnte in Meßkirch, rund eine Autostunde vom best wood Schneider-Stammwerk in Eberhardzell/DE entfernt, der erste Bloch eingeschnitten werden. Nun, knapp ein Jahr später, ist die volle Leistungsfähigkeit des Sägewerks beinahe erreicht: „Unsere Tagesdurchschnittsleistung liegt bereits bei über 1000 fm. Bis zu 1500 fm pro Tag sollten maximal möglich sein“, erklärt Projekt- und Standortleiter Andreas Schilling.
Onlinesägewerk bedeutet jedoch auch, dass man, wie eingangs bereits erwähnt, beim Projekt Sägewerksneubau gänzlich auf einen Rundholzplatz verzichtete. „Effizienz, Fläche und Personal“ sind die drei Schlagworte, mit denen Schilling die Beweggründe hinter dem Sägewerkskonzept der etwas anderen Art beschreibt. Kein Rundholzplatz bedeutet deutlich weniger Flächenbedarf und geringere Personalnot auf der einen Seite, hat jedoch auch einen unsortierten Einschnitt auf der anderen Seite zur Folge. Bei best wood Schneider hat man gelernt, damit optimal umzugehen.
Der Wald gibt den Takt vor
Das Unternehmen avanciert aufgrund raffinierter Rundholzlogistik und kombinierter Einschnitttechnik zum Vollabnehmer für den Forst. Beginnend bei Zopf 13 cm bis hin zu im Durchmesser 90 cm messenden Starkholzblochen, kauft Schneider jegliche Rundholzdimensionen. „Somit können wir auch langfristig sicherstellen, dass wir unseren Standort mit ausreichend Rundholz versorgen können. Im Wesentlichen bestimmt der Wald, welche Rundholzdurchmesser-Verteilung vorliegt. Wir können die gesamte Bandbreite verarbeiten“, erklärt Schilling. Im Einschnitt gewährleistet die hohe Flexibilität eine Kombination aus zwei EWD-Bandsägen und einer Hewsaw-Spanerlinie. Alles über Zopf 30 cm wird mithilfe der beiden Blockbandsägen aufgetrennt. Diese arbeiten bei best wood Schneider beinahe vollständig autonom – der Bediener überblickt, lediglich kontrollierend von einem Leitstand aus, den Einschnitt. Für alle Stämme unter einem Zopfdurchmesser von 30 cm ist die Spanerlinie die wirtschaftlichere Sägetechnik der Wahl.
Rundholzaufgabe markiert Prozessstart
Eine erste grobe Vorsortierung (Schwach- und Starkholz) der ins Werk eingehenden Rundholzstämme passiert bereits im Forst. Typischerweise würde anschließend jeder aus dem Wald kommende Rundholz-Lkw zur Qualitätsbestimmung und Sortierung am Rundholzplatz landen. Nicht aber bei best wood Schneider. In Meßkirch ist die Rundholzaufgabe vor der Sägehalle die erste Station im Produktionsprozess. Diese stammt inklusive der anschließenden Fördertechnik von Holtec, Hellenthal/DE. Die ins Werk transportierten Bloche werden in einem ersten Schritt von einem Liebherr-Bagger direkt von den einzelnen Lkw auf die Sägezubringung gelegt. Je nach Klassifizierung in Stark- oder Schwachholz legt der Bagger die Stämme auf eine der beiden nebeneinanderliegenden Rundholzaufgabestationen von Holtec. Im Schwachholzbereich werden die Stämme in weiterer Folge direkt über einen Stufenschieber in die Sägehalle transportiert, wo sie eingangs zunächst einen Valon Kone-Entrinder durchlaufen. Bei Blochen, die für die Bandsäge vorgesehen sind, kann im Zuge der Rundholzaufgabe noch der Wurzelanlauf reduziert werden, bevor es ebenfalls durch einen zweiten ValonKone-Entrinder zur Werkseingangsvermessung geht.
Entrindet und vermessen, gibt es auf der Schwachholzlinie vor der Weitergabe noch einen entsprechenden Bypass, der Stämme, welche das 30 cm Zopf-Limit überschreiten, entsprechend auf die Bandsägenlinie führt.
Leistung optimieren
Grundsätzlich erfolgt der gesamte Einschnitt bei best wood Schneider unsortiert. Um die volle Leistungsfähigkeit der Sägelinie zu gewährleisten, braucht es jedoch zumindest eine grobe Vorsortierung der Bloche: „Die Vorschubgeschwindigkeiten der Spanerlinie sind direkt vom Blochdurchmesser abhängig. Würden die Durchmesser zu stark streuen, müsste sich die gesamte Linie immer am größten Durchmesser orientieren – dies hätte einen großen Leistungsverlust zur Folge“, erklärt Schilling.
Holtec hatte auch dafür eine passende und platztechnisch effiziente Lösung parat. Fünf der Säge direkt vorgelagerte Pufferdecks sorgen für einen gruppierten Einschnitt. „Die Bloche werden in 5 cm-Abstufungen den Decks zugeteilt. Erreicht ein Deck die entsprechende Füllmenge, geht es direkt weiter auf die Säge“, beschreibt Holtec-Projektleiter Fabian Bannert die Vorsortierung und fährt weiter fort: „Der Charakter unseres Projekts bei best wood Schneider folgt dem innovativen Charakter des gesamten Sägewerks. Wir sind stolz, ein Teil davon zu sein, und freuen uns, auch etablierte Konzepte neu zu denken und entsprechend umzusetzen.“
„Bei Projekten und Konzepten fernab der Normalität beziehungsweise des Gewohnten braucht es Partner, die mehr als das Gewöhnliche liefern können. Für uns hat sich dabei Holtec relativ schnell als Ausrüster herauskristallisiert. Einerseits konnte unser genauer Bedarfsfall passend projektiert werden und andererseits ist das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Holtec einfach stimmig“, zeigt sich Schilling sichtlich mit der Ausrüsterwahl zufrieden.
best wood Schneider Meßkirch
Standortleiter: Andreas Schilling
Geschäftsführer: Ferdinand, Robert und Hans-Peter Schneider
Inbetriebnahme: März 2022 (Sägewerk)
Mitarbeiter: 50 (erste Phase), 150 bis 200 (volle Ausbaustufe)
Einschnitt: bis zu 350.000 fm/J
Produkte: Schnittholz (100 % Eigenbedarf), Pellets (40.000 t/J), BSP (Plan: 120.000 m³/J; Inbetriebnahme Sommer 2023)