Der Auftrag an Holtec resultierte aus positiven Erfahrungen der Holzindustrie Rettenmeier am Standort Ramstein. Dort war die Beschickung des Rundholzplatzes modernisiert worden. „Das Projekt überzeugte durch reibungslose Abläufe, intensive Betreuung in der Angebotsphase und ein durchdachtes Konzept. Diese Faktoren gaben den Ausschlag für die erneute Zusammenarbeit“, meint Holtec-Geschäftsführer Alexander Gebele bei der Betriebsbesichtigung vor Ort.
Vereinzelung und Qualitätsbewertung
Rettenmeier Baltic Timber verarbeitet Kiefer und Fichte. Das Rundholz gelangt vom Aufgabedeck über Stufenschieber und -zutakter in den Quertransport zu zwei Sortierdecks. Die Entscheidung für zwei Linien hat mehrere Vorteile. Die Anfuhrlogistik für Lkw wird entlastet, da die Rundholzannahme aufgeteilt ist. Dadurch steigt die Holzverfügbarkeit deutlich. Zudem können die beiden Linien unabhängig voneinander arbeiten.
Höchste Verfügbarkeit
Über den Bediendecks hat Holtec Highend-Sensoren installiert. Dort sind sie vor Verschmutzung geschützt. „Jeder Sensor ersetzt elf der üblichen Lichtsensoren“, erläutert Gebele. „Sie tragen dazu bei, die Verfügbarkeit der Anlage zu erhöhen.“ Die Hochleistungsortierung wird kontinuierlich beschickt, was eine hohe Stückzahl bei maximaler Anlagenverfügbarkeit gewährleistet.
An den beiden Sortierdecks richten zuerst Ausrollrollen die Stämme aus. Jeder Stamm wird einmal komplett gedreht, um die gesamte Mantelfläche zu prüfen und die Qualität beurteilen zu können. Automatisch erfolgt die Dimensionserfassung und Holzartenerkennung.
Die visuelle Beurteilung wird, wie im Baltikum üblich, von zwei Mitarbeitern des Sortiervereins VMF übernommen. Deren ergonomische Bedienersitze sind so angeordnet, dass beide Blickkontakt haben.
Haus für Rundholzteam
Die Rundholzübernahme in Inčukalns ist keine „Kabine“, wie man sie bisher auf mitteleuropäischen Rundholzplätzen kennt. In Inčukalns ist es faktisch ein Haus, in dem jeder Mitarbeiter der Rundholzmannschaft seinen Arbeitsplatz hat – bis hin zu Sozialräumen, Küche und einem Besprechungsraum.
An alles gedacht – jetzt oder nie
Auch die Prämisse, alle Anlagen automatisch zu reinigen, wurde hier in Stahl gegossen. So fördert ein Kratzförderer unter den Sortierdecks Rinde und sonstige Holzstücke zentral weg. „All das muss von Anfang an berücksichtigt werden – später geht es nicht mehr“, erläutert Rettenmeier-Technikchef Paul Schmid.
Je nach Stammanlauf erfolgt eine Wurzelreduzierung per Baljer & Zembrod-Maschine. Anschließend führen Sternzuteiler und Zutakter die Hölzer der Entrindungslinie zu. Ein Logrunner beschleunigt die Stämme, welche mittels Röntgentechnik vermessen werden. Nicht sägefähige Hölzer werden bereits vor dem Entrinder ausgeschieden.
Integration vorhandener Technik
Beide Linien sind je mit einem einrotorigen Entrinder von Valon Kone ausgerüstet. Holtec integrierte eine vorhandene Maschine in die neue Anlage. Dadurch wurde die Gesamtleistung nicht beeinträchtigt, gleichzeitig entfiel die Neuanschaffung eines weiteren Entrinders. Das senkte die Investitionskosten erheblich.
Nach dem Entrinden wechseln die Stämme abwechselnd von beiden Linien über Quertransport, Staustufen und Zutakter auf die Sortierstrecke. Diese Entkopplung verhindert Leerfelder und erhöht die Auslastung, ist man bei Holtec überzeugt.
Sortierstrecke und Boxenzuteilung
Ein weiterer Logrunner beschleunigt die Stämme auf den 350 m langen Kettentransport. Die integrierte Gap Control sorgt hier für definierte Lücken zwischen den Hölzern. Rundausstoßer übernehmen anschließend die präzise Einteilung in eine von 108 Boxen.
Montage und Abnahme
Die Anlagenteile wurden von Holtec geliefert und vor Ort zwischengelagert. Die Montage begann im Juli 2023 und verlief planmäßig. Kurz darauf ging das erste Holz über die Anlage, die Abnahme folgte ohne Verzögerung.
„Das Ergebnis ist überzeugend. Die Anlage kombiniert alle typischen Holtec-Maschinen zu einem schlüssigen Gesamtkonzept. Das zeigt sich in Leistung, Flexibilität und Anlagenverfügbarkeit. Auch die auf die Maschinen abgestimmten Gebäude tragen zu einem beeindruckenden Gesamteindruck bei“, betont Projektleiter Thomas Schick.
Rettenmeier Baltic Timber
Verarbeitungskapazität: 1 Mio. fm/J
Holzarten: Fichte (65 %), Kiefer (35 %)
Stammlängen: 2,4 bis 6,1 m
Media-Rundholz: 19,5 cm
Rundholzplatz: 134 Boxen (ink. Überrollboxen)
