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Thomas, Jürgen und Senior Reinhold Pfeifle werden nun mit modernster Bandsägetechnik verstärkt Qualitäts-ware erzeugen © Ebner

Eine für alles

Ein Artikel von Administrator | 28.12.2001 - 00:00
Der Bauholz-Absatz ist rückläufig, der Massenwaren-Markt von den Groß-Sägern besetzt, Rundholz mittlerer Durchmesser-Klassen heiß begehrt und selbst sitzt man in einer der besten deutschen Wuchsregionen - das ist die Ausgangssituation im Familiensägewerk Pfeifle im Schwarzwälder Nagold-Tal.
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Thomas, Jürgen und Senior Reinhold Pfeifle werden nun mit modernster Bandsägetechnik verstärkt Qualitäts-ware erzeugen © Ebner

Bandsäge ersetzt Gatter. Obwohl man ein relativ neues, 6 Jahres altes Gatter besaß, entschlossen sich die Geschäftsführer Thomas und Jürgen Pfeifle zum Neustart mit einer Bandsäge - „und nicht irgendeine, sondern diese zählt zu den modernsten, die wir gebaut haben”, betont Verkaufsleiter Peter Hiller von EWD, Rottenburg/D.
Installiert ist eine Tandem-Bandsäge mit 1800-er-Rollen, die im Vor- und Rückschnitt arbeiten kann, samt vorgeschaltenem Spaner sowie integrierten Kapp- und Aufteilsägen.
Dabei hat sich Pfeifle eine Vielzahl an individuellen Adaptierungen gewünscht, die sich von den gängigen Tandem-Bandsägen, wie sie in Österreich etwa bei Hasslacher Drauland, Sachsenburg (sh. Holzkurier Heft 36/99, S. 12), oder Mayr-Melnhof, Göss (sh. Holzkurier Heft 35/2000, S. 16), installiert sind, unterscheidet.
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Thomas Pfeifle bedient die mit vielen Hightech-Detaillösungen gespíckte Tandem-Bandsäge © Ebner

Qualität am wichtigsten. „Unser Anspruch ist es, qualitäts- und wertmäßig wirklich das Bestmögliche aus unserem Holz herauszuholen”, argumentiert Thomas Pfeifle. „Die Technik muss uns alle Routinearbeiten abnehmen, damit sich der Bediener voll auf den Einschnitt konzentrieren kann.”
In Seewald werden die bis zu 13 m langen Stämme am Standort des Gatters aufgetrennt. Die Halle wurde nicht adaptiert und auch der nachgeschaltene Arbeitsablauf entspricht mit einem EWD-Combimes-Besäumer der bisherigen Praxis.Einschnitt an Bandsäge fertig. Ohne Nachschnittsäge muss - oder besser kann - die Ware zu etwa 90% an der Bandsäge fertig geschnitten werden. Eine 4-fache Wendung am 9,7 m langen Spannwagen mit seinen 5 Böcken ist Usus.Etwas mehr schneiden. Von EWD wurde die Zubringung zur Säge erneuert. Am Rundholzplatz selbst arbeitet weiterhin ein Baljer & Zembrod-Sortierkran, dessen Leistungsvermögen auf Grund der nun stärkeren Stammdurchmesser dem Einschnittsprung von 15.000 fm/J auf nunmehr 25.000 fm/J standhält.
Es wird also auch weiterhin vorsortiertes Holz verarbeitet. „Unser Mann legt die Stämme auftragsbezogen zusammen”, erläutert Thomas Pfeifle.
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Eine Tandem-Bandsäge mit Spaner, die im Vor- und Rückschnitt Wertholz filetieren kann, ersetzte in Seewald ein 6 Jahre altes Gatter © Ebner

Optimierungsvorschlag. In der Warteposition vor dem Sägeeinwurf wird jeder Stamm vermessen, die Microtec-Optimierung unterbreitet einen Einschnittvorschlag. Wird dieser angenommen, verstellen sich die Böcke mit dem nun eingelegten Stamm automatisch. Änderungen sind dem Bediener noch möglich, der die Lage des Blochs und die daraus erzeugbaren Sortimente in einer Overlay-Projektion vor sich am Bildschirm sieht.
Bis zu 1,3 m starke Baum-Giganten - zu einem Gutteil Tanne - haben die Pfeifles bereits auf der Tandem-Bandsäge eingeschnitten. Die dabei zwangsweise vorkommenden Wurzelanläufe entfernt der Spaner, der nach getaner Bearbeitung automatisch nach hinten weggefahren wird. Dort befindet sich dann während der weiteren Bearbeitung eine einschwenkbare Walze am Rollengang.Finessen auch im Detail. Die Böcke verfügen über Servozylinder - sie lassen sich also genau und schnell verfahren. Der Anpressdruck der Zangen wiederum ist so ausgeführt, dass Holzbeschädigungen auf Grund zu starken Einsatzes ausgeschlossen werden. Kleines aber feines Detail der EWD-Lösung: die abgetrennte Ware wird von automatisch herausfahrbaren Stammauflagen gehalten, die nach dem Durchschneiden die Produkte sanft umlegen.
Pfeifle-Facts
Einschnitt: 25.000 fm (2002)
Mitarbeiter: 10
Holzarten: Fichte (60%), Tanne (40%)
Rundholz: bis 13 m
Hauptmaschine: Tandem-Bandsäge mit Spaner für Vor- und Rückschnitt
Produkte: Blockware, astreine Seiten,
Bauholz, Gerüstbohlen, Rahmenhölzer,
Latten, besonders starke, lange
Bohlen
Die Mechanisierungslösung ist anspruchsvoll, „ohne diese ist ein Vor- und Rückschnitt an einer Zweifach-Bandsäge nicht möglich”, vermeint Hiller Vorteile des eigenen Systems zu orten.
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Rollengang ist FU-gesteuert – Geschwindigkeit passt sich Einschnitt-vorschub und Brettanfall an © Ebner

Filetieren mit Leistung. In 2-er-Scheiben wird bei der Tandem-Säge der Stamm filetiert. Die astfreien Außenzonen bringen den Sägern nun den nötigen Mehrerlös. „Aus Seitenware machen wir gut verwertbare Hauptware. Die 9-monatige Erfahrung hat gezeigt, dass es sinnvoll ist, bereits ab einer Auflagefläche von 22 cm mit der Dielenproduktion zu beginnen - das ziehen wir nun konsequent durch”, erläutert Thomas Pfeifle. Neue Produkte. Blockware, astreine Seiten, besonders starke und überlange Bohlen bilden nun zu gut 40% das Pfeifle-Schnittholzangebot. Passend zu den neuen Produkten musste man die Trocknungskapazität mittels einer 2. Mühlböck-Kammer verdoppelt.
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Vor- und Rückschnitt mit 2 Blättern – das bringt Leistung © Ebner

Wenn, dann ordentlich … Zu investieren war auch in den Schärfraum. Hier setzte man gleich auf die Highend-Lösung: das automatische Richt- und Schärfzentrum RC 100 von Vollmer, Biberach/D. „Ohne diese Maschine wäre unser Einstieg nicht so unkompliziert von statten gegangen”, ist Jürgen Pfeifle überzeugt. Er sorgt unter anderem für die Instandhaltung der Blätter - das kostet ihn lediglich 1,5 Stunden pro Tag (Anmerkung: stellitiert wird außer Haus). Vergleichbare Betriebe stellen zumindest einen Vollzeit-Schärfer für diese Arbeit ab, der noch dazu über Jahre sein Handwerk lernen muss.Mehrausbeute wahrscheinlich. Hinsichtlich der nun erzielbaren Ausbeute wollen die Brüder die Inventur zu Jahresende abwarten. Erhofft werden um die 73% - fast noch wichtiger ist freilich die erwähnte, höhere Hauptwarenausbeute.
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Draufsicht: Spaner lässt sich aus-rücken, dann wird eine Rolle hochge-klappt, computergesteuerte Kappsäge längt Seitenware ab © Ebner

Noch war mit dem hohen Sturmholzanteil und mit vielfach schwächerem Holz allerdings ein atypisches Jahr. Künftig könnten die Einkaufsorder lauten: ab Stärkeklasse 4 bei Mittensortierung aufwärts oder ab 30 cm Zopf wird eingekauft, schwächere Wipfelstücke sind nicht willkommen.
Masse und Wert. Auch soll sich die Produktion stark nach der Jahreszeit orientieren. Ruht der Bau im Winter, will man sich noch stärker auf Wertholz konzentrieren. Im Sommer, mit dem „Holz des 2. Saftes”, schneidet man Massenware und verstärkt auch wie bisher Bauholz. „Es war uns eben sehr wichtig, dass wir für unsere Kunden wirklich alles schneiden können.”
Um mit der Massenware konkurrenzfähig zu sein, zählt auch bei den Schwarzwälder Sägern natürlich die Leistung. Bisher hat man bereits Vorschubgeschwindigkeiten von 28 bis zu 100 m/min realisieren können. Jürgen Pfeifle: „Wichtig wäre es etwa, über längere Zeit gleichmäßig zwischen 60 und 100 m/min schneiden zu können.”
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Mitten im Wald – im gut bestockten Tal der Nagold be-findet sich das Sägewerk Pfeifle © Ebner

Weiter optimieren. Mit konstanter Blattbehandlung und weiter verringerten Maßtoleranzen bei der Instandhaltung will man hier noch etwas die Leistung optimieren.
Das gilt auch bei der Wahl der Bandsägeblätter. Gute Praxis-Erfahrungen hat man mit dem französichen Hersteller M.F.L.S., Feurs/F, gemacht. Derzeit probieren die Schwarzwälder auch mit Sandvik-Blättern.