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Der Betriebsleiter macht’s persönlich... - Robert Roffeis am Volvo-Radlader © R. Spannlang

Gatterkraftstrom

Ein Artikel von Administrator | 20.08.2002 - 00:00
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Der Betriebsleiter macht’s persönlich... – Robert Roffeis am Volvo-Radlader © R. Spannlang


Die Piesting ist der energetische Lebensnerv des Sägewerks Karl Hollinger, Pernitz. Schon seit jeher machte man sich die Wasserkraft an den Flusswehren zu nutze. 2 Turbinen liefern heute bis zu 120 kWh Strom - genug, um den Eigenbedarf für den Betrieb der Gatterlinie, eines Trommelhackers, einer Hobelmaschine und einer Warmlufttrocknung nebst aller Nebenaggregate zu decken.
„Allein die Anschlusskosten an das Netz der EVN würden 37.000 2 betragen”, meint Ing. Robert Roffeis, Betriebsleiter der 5000 fm-Säge, der auch keinen Grund sieht, die Energieversorgung umzustellen.Segen und Fluch. Der Sägebetrieb an der Piesting birgt aber auch Gefahren: Erst Ende März stand der Sägekeller unter Wasser, nachdem Treibholz die Wehren verstopft und das Wasser zum Überlaufen gebracht hatte.
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Sorgfältige Rundholzsortierung – für hohe Qualitätsausbeute unerlässlich © R. Spannlang

Hohe Qualitätsausbeute. Durch den Einschnitt von 70% Kiefer sowie 30% Fichte und Lärche produziert man neben Bauholz immerhin einen ebenso hohen Anteil an Tischlerware. Verantwortlich dafür ist laut Roffeis nicht allein die feinwüchsige Kiefer aus der Umgebung, sondern auch die Kombination von Sorgfalt bei der Rundholzauswahl und einem erfahrenen Gatteristen. Und den habe er, zollt der Betriebsleiter seinem Mitarbeiter Lob.
Die Bauware wird im Inland verkauft, die Tischlerware geht fast ausschließlich in die deutsche Möbelindustrie. Italienmarkt: sinkende Bedeutung. Morali und Palettenware für den italienischen Markt machen heute bereits weniger als 5% der Gesamtproduktion bei Hollinger aus. Als Grund dafür nennt Roffeis hauptsächlich die hohen geforderten Zahlungsziele und die oft schwierige Zahlungseinbringung.
Hohe Wertschöpfung erzielt Roffeis auch mit der Produktion von kompletten Dachstühlen bei eigener Trocknung und Hobelung. Maximale Balkenlänge: 10 m. Derzeit seien es zirka 12 Aufträge im Jahr aus der Region. Ein weiteres Fertigprodukt aus dem Pernitzer Sägewerk ist die Lärchendiele für den Schiffboden.
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In seiner Sägekategorie sieht Roffeis keine Alternative zum Gatter © R. Spannlang

Gatter pur. Die Maschine für den Model- und Nachschnitt ist ein 1979 installiertes Gatter Optimat CT 7 von EWD, Rottenburg/DE, mit einer Hubhöhe von 72 cm. Die Bohlen werden optisch vorsortiert, laufen über eine Mechanisierung durch eine Besäumstation, beides EWD-Installationen, weiter in eine Lindner-Sortieranlage, Wattwil/CH, wo sie mechanisch sortiert und abgelegt werden.
Stückiges Restholz wird von einem Trommelhacker zu Hackgut mit Rinde verarbeitet, das über ein 150 m³-Siloterminal direkt in Lkw zum Abtransport verladen werden kann. Langjähriger Abnehmer dafür ist die Neudörfler Möbelfabrik, Neudörfl.
Ein überdachtes Schnittholzlager von 300 m² und ein 1,5 ha-Schnittholzplatz bieten Möglichkeit zur Freilufttrocknung. Bei Bedarf steht auch eine Warmlufttrocknung zur Verfügung, die die Abwärme des Stromgenerators nutzt.

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Behutsame Freilufttrocknung unter Dach für Schnittholz hoher Qualität © R. Spannlang

Gatter ohne Alternative. Gerade bei kleineren Sägen wie diesem sei eine Investition in eine alternative Einschnitt-Technologie derzeit nicht möglich, meint Betriebsleiter Roffeis. Man müsse eben mit den gegebenen Mitteln die Wettbewerbsfähigkeit gegen nordische und östliche Konkurrenz erhalten, die Chancen dafür stünden aber nicht schlecht.Familienbetrieb. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges ist die Säge im Besitz der Familie Hollinger. Fotos aus jenen Tagen belegen, wie man bereits damals alles daran setzte, die Schleusen an der Piesting vom Treibholz frei zu halten. Gewisse Dinge ändern sich eben nicht ...
Hollinger-Facts

Einschnitt: 5000 fm/J
Technologie: Gatter
Produkte: Tischlerware, Bauholz in Kiefer und Fichte;
Dachstühle, Palettenelemente, Schiffboden-Dielen in Lärche
Betriebsareal: 5 ha
Umsatz: 510.000 € (2001)
Mitarbeiter: 5
Fuhrpark: 1 Lkw, 2 Seitenstapler, 1 Radlader