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"Italien entwickelt sichzu einem 2-Klassen-Markt: Einschnitt- und Anfallware",Bruno Ruhdorfer © Ebner

2-Klassenmarkt

Ein Artikel von Dipl.-Ing. Gerd Ebner | 17.05.2004 - 08:49
Unser Hauptexportmarkt Italien ist nach wie vor der beständigste Nadelschnittholz-Abnehmer - auch was das Wachstum betrifft. 2003 hat Österreich wieder einen Exportzuwachs von 5% nach Italien verzeichnen können. Diese auf den ersten Anschein so glückliche Lage hat aber auch ihre Schattenseiten. Der Markt entwickelt sich zu einem 2 Klassen- beziehungsweise 2 Qualitäten-Markt mit den Sparten Einschnitt- und Anfallware. Diese entwickeln sich gegensätzlich in punkto Preisentwicklung und Nachfrage.Qualität hat Nachfrage. Gute Bauqualitäten, Leimbinderlamellen, Rohhobler und auch die daraus erzeugten Fertigprodukte wie KVH, Leimbinder, Hobelware sind gut nachgefragt. Hier konnten leichte Preiserhöhungen durchgesetzt werden. Dies obwohl schlechtes Wetter die Nachfrage gebremste. Erkennbar ist der Trend vom rauen Schnittholz hin zum weiterverarbeiteten Produkt wie KVH, BSH und ein- und mehrschichtige Platten.
Bei Anfallware wie Zerspanerseitenware für Verlustpaletten und Ausschusssortimente, die einer weiteren Verarbeitung zugeführt werden, herrscht sehr starker Verkaufsdruck und dadurch bedingter Preisverfall. Auf Grund der Vollauslastung der österreichischen Sägeindustrie durch die gute Auftragslage für Hauptware im Inland und guten Absatz in Japan und USA, fällt Ausschuss und Seiteware in entsprechend großen Mengen an.Explosiver Zustand. Gepaart mit den bekannten Schwierigkeiten wie Parmalat-Skandal, Exportprobleme der italienischen Industrie durch einen starken Euro und risikoscheue Banken ergibt das einen explosiven Zustand, der für den Exportholzhandel sehr gefährlich werden kann.
Eine große österreichische Sägeindustrie hat Seitenware-„Listenpreise” mit 1. Mai abgesenkt, wobei sie bei Direktkunden schon lange unter diesen nur für den inländischen Schnittholz-Handel gültigen Listenpreisen verkaufte.
Da alle österreichischen Großsägewerke von einem Rekordeinschnitt zum nächsten jagen, wird der Druck auf die Seitenware weiter anhalten.Skandinavier aktiv. Für gute Schnittholz-Sortimente wie Rohhobler kommen seit 2 bis 3 Wochen verstärkt Angebote aus Skandinavien auf unsere italienischen Abnehmer zu.
Skandinavien hat offensichtlich auf Grund von vollen Schnittholzlagern die Preise für Weiß- und Rotholz stark abgesenkt.
Die gestiegenen US-Schnittholzpreise und die geänderte Währungssituation haben den amerikanischen Markt für uns wieder interessant werden lassen. Einige große Sägeindustrien liefern ebensolche Mengen.
Belebte Levante. Der Levante-Markt beginnt sich etwas zu beleben und die übervollen Lager in den Verschiffungshäfen werden langsam abgebaut. Das Geschäft erschweren aber der knapp verfügbare Schiffsraum und die gestiegenen Frachtraten.
Gewisse Preiserhöhungen werden dadurch aber relativiert. Im Großen und Ganzen kann man mit etwas Zuversicht der Entwicklung der Levantemärkte entgegensehen.Synchrone Preissenkung. Die Sägerestholzpreise wurden von den italienischen Zellstoff- Papier- und Plattenindustrien mit 1. April teilweise sehr stark nach unten angepasst. Das erfolgte auffallend konform mit den Bestrebungen österreichischer Abnehmer.Dauerthema Zahlung. Des Weiteren möchte ich zum wiederholten Male auf die unbefriedigende Zahlungsmodalitäten in Italien hinweisen, die wir jedoch nur kollektiv mit der Sägeindustrie lösen beziehungsweise zum Positiven verändern können. Wenn man aber die momentane Situation der Zahlungseingänge betrachtet, dann wird das eine schwierige Aufgabe.
Von einer überraschenden Rückflussquote an verrechneten promo_legno-Beiträgen kann ich leider nicht berichten. Sondern nur von einer totalen Ablehnung seitens der Verpackungsbranche, wobei die Androhung des Stornos aller offenen Verträge der Gipfel war. Offensichtlich war die Informationskampagne seitens Österreichs doch nicht weitreichend genug.Kleine Bestellung, die aber sofort. Der Rundholzexporthandel ist zum Just-in-time-Lieferanten für italienische Spezialitäten-Sägewerke geworden. Verträge werden nur in 1 Lkw- oder Waggoneinheiten abgeschlossen, mit Lieferzeiten von maximal 2 bis 3 Tagen. Die Kunden erwarten ein gut sortiertes Lager ihrer Lieferanten.
Buchen-Rundholz ist fast nur in mittleren Qualitäten gefragt - wie gute C-Qualität mit Kern von 40 cm aufwärts. Buchen-Faserholz von norditalienischer Plattenindustrie gut nachgefragt.
Der Buchen-Brennholzmarkt ist 2004 nicht wie erwartet angelaufen. Brennholz notierte auf Blochholz-C/Cx-Niveau und wird in Zukunft wohl nach unten korrigiert werden.
Fichten- und Lärchen-Langholz nur in besten Qualitäten nachgefragt, da auch die Bauholzsägen in Italien mit der Verlagerung vom massiven Bauholz hin zu Leimbindern, KVH und Duolam konfrontiert sind.Getrübte Aussichten. Im Großen und Ganzen sind die Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung der italienischen Wirtschaft nicht die besten. Vielleicht hilft der erwartete Aufschwung in Deutschland und Österreich auch über die schwächelnde italienische Wirtschaft hinweg.
All diese Faktoren lassen uns etwas sorgenvoll in die Zukunft blicken, besonders was unseren Heimmarkt Italien betrifft. Wie in allen Sparten ist Europas Holzwirtschaft etwas abgekoppelt von der im Allgemeinen mit guten Zuwächsen laufenden Weltwirtschaft.
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"Italien entwickelt sichzu einem 2-Klassen-Markt: Einschnitt- und Anfallware",Bruno Ruhdorfer © Ebner