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Aussteller aus 24 Nationen versuchten auf der Moskauer Messe, sich am russischen Hoffnungsmarkt zu positionieren © Spannlang

Ein Schiff wird kommen

Ein Artikel von Dipl.-Ing. Robert Spannlang | 11.09.2004 - 00:00
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Aussteller aus 24 Nationen versuchten auf der Moskauer Messe, sich am russischen Hoffnungsmarkt zu positionieren © Spannlang

„Nasdarovje - hoch das Glas.” Die Russen halten auf Geselligkeit. So stark die internationale Aussteller-Beteiligung an der heurigen Lesdrevmash vom 6. bis 9. September in Moskau/RU und so rege das Interesse der Besucher auch war, „die eigentlichen Geschäfte werden in den wenigsten Fällen am Messestand selbst fixiert”, verrät ein österreichischer Unternehmer. Ungeschriebene Gesetze gelten eben in Russland in noch viel stärkerem Maß.Nordeuropäer: Bisher die Nase vorn. Angesichts des unermesslichen russischen Waldreichtums wird ein Boom in der Holzwirtschaft allgemein erwartet. Die Skandinavier hatten im Kampf um gute Startpositionen dabei bisher die besten Karten: Historisch gewachsene Geschäftsbeziehungen zur damaligen Sowjetunion konnten die Finnen und Schweden seit der Perestrojka und bei dem sich bildenden russischen Unternehmertum geschickt in holzwirtschaftliche Großprojekte und Joint-Ventures ummünzen.
Jüngste Beispiele dafür sind Sägewerke von UPM Kymmene bei Pestovo/RU (250.000 fm/J, Heinola-Anlage) und von Stora Enso Timber in Impilahti/RU und Novgorod/RU.
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Weiterhin stark: Die Finnen in Russland © Spannlang

107 deutsche Aussteller. Die massive Präsenz der Deutschen auf der Messe - 107 Aussteller markiert die mit Abstand stärkste ausländische Beteiligung nach Ländern - zeugt jedoch davon, dass man den Skandinaviern keineswegs das Feld alleine überlassen möchte. So hat Linck, Oberkirch/DE, im Frühjahr ein 400.000 fm-Sägewerk bei Archangelsk eingerichtet, das die Titan Papier-Gruppe, Novodvinsk/RU, betreibt.Teures Geld. Als eines der größten Probleme werden allgemein die hohen Finanzierungszinsen von über 10% für investitionswillige russische Unternehmen angesehen. Aber auch die kontinuierliche Versorgung mit Rundholz sei ein Hemmnis, merkt Teemu Tynkkynen, Valon Kone-Verkaufsleiter für Russland an: In vielen Regionen kann auf den Holzreichtum aufgrund des morastigen Untergrunds während der warmen Jahreszeit nicht zugegriffen werden. Die Finnen sind auch bei den jüngsten UPM- und Stora Enso-Projekten mit an Bord. Valon Kone punktet speziell bei der schonenden Birkenentrindung, so Tynkkynen. Dies habe vor allem für die in Russland enorm wichtige Sperrholz-Industrie Bedeutung.
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„Wachstumsraten nach Durststrecke“ – Christof Riebelmann von EWD © Spannlang

Bandsäge im Vormarsch. Der Sägewerks-Ausrüster Heinola - schon seit fast 100 Jahren im Land - erwirtschaftet nach der allgemeinen Durststrecke anfang der 1990er-Jahren heute am Hauptmarkt Russland 30% seines Umsatzes, so Export-Leiter Kyösti Koivisto-Kokko. Er sieht sein Unternehmen aber auch wegen der ähnlichen Säge-Tradition in Skandinavien und Russland im Vorteil gegenüber der Konkurrenz in Deutschland und Italien: Hier wie dort zwingt der sehr niedrige Restholz-Preis zu hoher Wertausbeute. Die Konsequenz: Kurvenschnitt, aber geringerer Vorschub. Koivisto sieht die Bandsägen im traditionellen Gatterland am Ural im Vormarsch: Auch in Russland zähle immer mehr Flexibilität beim Einschnitt zulasten der Standardware.
Von diesem Aufwind profitieren zunehmend auch italienische Produzenten: Primultini, Marino Vicentino/IT, bietet angesichts der Probleme am Kapitalmarkt seinen russischen Kunden Leasing-Modelle für neue Anlagen.
Neue Installation in Kaliningrad. Ein 300.000 fm-Werk mit Bandsägen-Vor- und Kreissägen-Nachschnitt von EWD, Altötting/DE, wird im Frühjahr den Betrieb in der Russen-Enklave Kaliningrad aufnehmen. Nach 7 Jahren Flaute in den rezessiven 1990-er Jahren verweist Exportleiter Christof Riebelmann nun auf stetiges Wachstum in Russland.

Investitionen in 10 Jahren auf Normalniveau. Einige Aussteller sehen in frühestens 10 Jahren das Auftragsniveau aus Sowjet-Zeiten erreicht. Die derzeitige Bereinigung am Bankensektor mit Beteiligung großer, international tätiger Institute und der spürbare Trend zu höherer Wertschöpfung in der Holzindustrie Russlands deuten den Aufwärtstrend bereits an. Na dann - Nasdarovje!