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Carletto Cappellari mit Tochter Alessandra am Unternehmenssitz St. Stefan © Kanzian

Über 100 Jahre Holz

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 06.12.2004 - 00:00
Weltmeisterlich am Italienmarkt unterwegs sind die Familien Cappellari mit Sitz in St. Stefan, Tavagnacco bei Udine/IT und Monaco/MC. Seit über 100 Jahren beschäftigt sich die italienisch-österreichische Familie Cappellari mit Holz. Man konnte in der Vergangenheit auf den sich veränderten Markt zeitgerecht mit neuen Produkten sowie Vertriebsmethoden reagieren.
„Wir vermittelten dieses Jahr 65 Lkw-Ladungen Holzprodukte pro Tag von ausschließlich österreichischen Produzenten an italienische Abnehmer.”
Marco Carlo Cappellari
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Carletto Cappellari mit Tochter Alessandra am Unternehmenssitz St. Stefan © Kanzian

Umkämpfter Holzwerkstoffmarkt. „Der italienische Holzwerkstoffmarkt ist stark umkämpft, wir konnten aber immer mit Qualität punkten. Heuer erhöhten italienische Mitbewerber die Preise aus wirtschaftlichen Gründen massiv und plötzlich taten sich viele neue Kunden und Absatzmöglichkeiten auf. Das führte zu einer Umsatzsteigerung von über 40%”, freut sich Carlo Cappellari Italia-Geschäftsführer Luca Cappellari. „Für Luca Cappellari war es nicht nur geschäftlich ein erfolgreiches Jahr, sondern auch sportlich. Bei der FIA GT Weltmeisterschaft, mit einem Ferrari 550 Maranello, ging er als Sieger hervor”, so Carletto Cappellari.
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Familie Cappellari mit Mitarbeitern in St. Stefan bei Wolfsberg © Kanzian

Im wahrsten Sinne des Wortes. „Wir verstehen uns als Vertreter im wahrsten Sinne des Wortes. Die Zahl unserer Lieferanten bleibt begrenzt, da wir nur so alle gut betreuen können. Wir unterscheiden uns von vielen anderen Vertretern und Mitbewerbern, weil wir nicht jede Schandtat mitmachen wollten oder konnten. Das hat leider zu einer gewissen Stagnation in den Schnittholz-Verkaufsmengen geführt. Die Holzindustrien produzieren immer mehr und bekommen neue Größenordnungen. Es gibt auch diverse Neueinsteiger am Italienmarkt, die inzwischen beträchtliche Mengen absetzen. Die Überproduktion, speziell von Anfallware, verursacht Preisrückgänge, die inzwischen für viele Produzenten die Ertragssituation problematisch werden lässt”, bedauert Cappellari. „Oft erkennen wir, dass neue Vertreter beauftragt werden, die schwach oder indiskutabel sind. Es gibt Vertreter, die nicht einmal mehr wissen, für wie viele Unternehmen man verkauft. So wird ein Lieferant gegen den andern ausgespielt, der billigere kommt zum Zug. Des Öfteren verkaufen verschiedene Vertreter eines Produzenten beim gleichen Kunden. Die niedrigen Preise vermindern die Provision. Dies führt dazu, dass viele den Anforderungen eines Vertreters - etwa dem Austragen von Anständen - nicht nachkommen”, so Cappellari.
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Benito Cappellari mit Sohn Luca führen das Unternehmen in Tavagnacco bei Udine © Cappellari

Bewusste Preisorgie nach unten? „Es stellt sich einfach die Frage, ob Preisorgien nach unten bewusst und strategisch von gewissen Produzenten mitgetragen werden, oder ob sich manche Entscheidungsträger durch Informationen von nicht professionellen Akteuren zu Sonderpreisen verleiten lassen. Weiters stellt sich die Frage: Gibt es nur Italien, oder könnten andere Märkte diesen entlasten”, so Carletto Cappellari. „Wir bleiben jedenfalls bei unserem Arbeitsstil, in der Hoffnung, dass früher oder später wieder auskommende Preise am Markt sein werden und sich so die Freude an der Arbeit auch rentiert”, erläutert der Händler.Hauptmarkt Italien. Abgesehen von Levantemärkten, die bis Ende der 1950erjahre bedient wurden, war Cappellari immer am Hauptmarkt Italien tätig. Bis 1965 war man als Händler unter der Federführung von Carlo Cappellari sen. tätig. Durch die vielen kleinen Sägewerke wurden neben dem Direktgeschäft auch Lagerplätze in St. Andrä und Udine betrieben.
Frische Ware wurde in Österreich eingekauft, luftgetrocknet, sortiert und an Platzholzhändler in ganz Italien weitergeliefert. Von Udine aus wurden auch lokale Weiterverarbeiter sowie Bauunternehmen beliefert. Erste Spanplattenimporte aus Österreich folgten.
Produktdifferenzierung und Standortaufteilung. „1965 schlossen wir das Lager in Udine, da ein Großhandel nicht mehr rentabel war”, so Carletto Cappellari. Ab diesem Zeitpunkt begannen auch die Differenzierung nach Produkten sowie die Standortaufteilung. Benito Cappellari blieb in Udine und verstärkte seine Tätigkeit bei den Holzprodukten.
Das Unternehmen Carlo Cappellari Italia, Tavagnacco bei Udine/IT, vertreibt Spanplatten von Novopan, Leoben, sowie alle Egger-Produkte. Mittlerweile ist Sohn Luca als Geschäftsführer im Unternehmen tätig.Vom Spanplattenverkauf zum Komplettanbieter. „In dieser Sparte erkennt man die Markt-Veränderung des Produktes. Begonnen haben wir mit dem Spanplattenverkauf. Heute sind wir Komplettanbieter für die Möbelindustrie. Darunter fallen Rohspanplatten, beschichtete Spanplatten, Kantenmaterial und Laminate. Wir bedienen auch italienische Wiederverkäufer mit Laminatfußböden. Zusätzlich führen wir OSB-Platten von Egger”, erläutert Benito Cappellari.
Vater Carlo sen. und Sohn Carletto beschlossen 1965, Direktlieferungen von Österreich zu den italienischen Kunden zu tätigen - meist als Exporthändler. Zu der Zeit begann man auch als Provisionsvertreter tätig zu werden - ein Vertreternetz wurde aufgebaut. Nach dem Tod von Carlo sen. 1985 führte Carletto das Unternehmen weiter. Mittlerweile sind auch Sohn Marco und Tochter Alessandra Cappellari im Unternehmen.
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Marco Cappellari ist Geschäftsführer des Handels-Betriebes in Monaco © Cappellari

Halbfertig- und Fertigprodukte von Monaco aus. Marco ist für das Exportunternehmen in Monaco zuständig. Vertrieben werden Halbfertig- und Fertigprodukte wie BSH, Betonschalungsplatten, Massivholz- und Tischlerplatten, Pellets, Hobelware.
Eine enge Zusammenarbeit besteht mit der Pfeifer-Gruppe (Imst, Kundl, Schlitz/DE, Höchstädt/DE, Bobingen/DE, Trhanov/CZ) und dem Holzzentrum Napetschnig, Haimburg. Gearbeitet wird mit 25 Subvertretern. „Unsere Steigerungsraten sind beträchtlich - wir profitieren vom Bauboom der vergangenen Jahre in Italien”, erläutert Marco Cappellari. In Zukunft möchte man die Marktpräsenz weiter vertiefen. Für den Nadelschnittholz-Verkauf ist Tochter Alessandra, die auch Geschäftsführerin der Cappellari Export, St. Johann bei Wolfsberg, ist, zuständig. Carletto Cappellari stellt mit seinem Beratungsunternehmen seine Erfahrungen für Cappellari Export sowie anderen Unternehmen zur Verfügung.
Eine intensive Zusammenarbeit besteht unter anderem mit Mayr-Melnhof, Leoben, Holzindustrie Offner, Wolfsberg, Holzindustrie Pfeifer, Kundl, sowie W&T, Wiesenau. „Wir arbeiten in Italien mit Vertretern zusammen, um so den Großteil des Landes abdecken zu können. Wir sehen uns als Dienstleister für unsere Lieferanten. Das beginnt mit Verkauf, Lieferabwicklung, Anstands-Austragung und endet mit den Zahlungsbetreibungen. Wir bemühen uns um Marktforschung und einen ehrlichen und profunden Meinungsaustausch. Der Lieferant muss wissen, was am Markt los ist - nur so kann man zu einer richtigen Preisfindung beitragen”, so Carletto Cappellari.Umladeplatz für gemischte Ladungen. Um sowohl kleinen Kunden mit vielen verschiedenen Dimensionen pro Ladung als auch Großsägewerken mit möglichst wenigen Dimensionen pro Ladung und Lieferprogrammen gerecht werden zu können, bedient man sich eines Umladeplatzes in Arnoldstein. Es werden gemischte Ladungen zusammengestellt und eine rasche Lieferung kann erfolgen. Das macht das Handelsunternehmen Timber Export.
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Neben wirtschaftlicher auch sportliche Höchstleistung: Geschäftsführer Luca Cappellari (li.) gewann die FIA GT Weltmeisterschaft © Cappellari

Cappellari Export-Facts
Schnittholz-Menge:
•220.000 m3/J
Timber Export-Facts
Schnittholz-Menge:
•80.000 m3/J
Cappellari Monaco-Facts
Vermittlung von:
•1,2 Mio. m2/J Betonschalungsplatten
•200.000 m2/J Massivholz- und Dreischichtplatten
•30.000 m3/J BSH, Bilam und KVH
•60.000 m3/J Profilbretter
•15.000 t/J Pellets
•180.000 lfm/J Schalungsträger
•30.000 m3/J Schnittholz
Carlo Cappellari Italia-Facts
Vermittlung von:
•82.000 m3/J Rohspanplatten
•3,3 Mio. m2/J beschichtete Platten
•415.000 m2/J Laminatfußböden
•18.200 m3/J OSB
•13.500 m3/J Dünnspanplatten