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Zwei OptiCut Quantum kappen die Rohware parallel - bis 450 Schnitte pro Minute sind möglich © DI (FH) Martina Nöstler

Aufbau statt abwandern

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 29.04.2008 - 07:32
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Zwei OptiCut Quantum kappen die Rohware parallel – bis 450 Schnitte pro Minute sind möglich © DI (FH) Martina Nöstler

Nach einem Feuer Ende April 2007, bei dem das Fensterkantelwerk bis auf die Bodenplatte niederbrannte, stand bei Holz Schiller, Regen/DE, sofort fest: „Wir bauen wieder auf.“ (sh. Link unten) In der neu errichteten Produktionshalle konnte knapp ein Jahr später die Fertigung wieder zur Gänze aufgenommen werden. „Im Prinzip haben wir wieder ein ähnliches Konzept wie vorher realisiert – nur etwas größer“, erzählt Betriebsleiter DI (FH) Josef Reith. In Summe erzeugt Holz Schiller jährlich über 60.000 m3 Fensterkantel. Detaillierte Mengen für die jeweiligen Produktionsstätten will man nicht nennen. „Wir erreichen aber schon im Zweischicht-Betrieb eine erhebliche Kapazitätserweiterung“, bekennt Reith.
Als Grund für den Brand wird ein technischer Defekt in der Hobelanlage genannt. Die genaue Ursache konnte nicht ermittelt werden. „Das Feuer brach während der Schicht aus. Es gab aber zum Glück keine Verletzten“, sagt Reith.
Unmittelbar nach dem Brand reiste Geschäftsführer DI (FH) Heinrich Schiller zur Ligna nach Hannover. Dort wurden die Maschinen geordert. „Ein großes Problem für uns war die sehr gute Auslastung der Maschinenhersteller, die den zusätzlichen Auftrag dennoch in der Fertigung unterbringen konnten“, erinnert sich Reith zurück. Der Startschuss für den Hallenbau erfolgte am 1. Juli, wenige Monate später konnten die Produktionsanlagen installiert werden. „Schon im Jänner sind Teile der Fertigung wieder angefahren. Und jetzt – genau ein Jahr später – sind alle Maschinen von der Auskappung über Keilzinkung bis zur Verleimpresse wieder in Betrieb“, freut sich Reith.

Auf Bewährtes zurückgegriffen

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Zuführung zu den OptiCuts: Ein vorgeschalteter Scanner beurteilt die Ware und teilt sie nach Verfügbarkeit den zwei Kappsägen zu © DI (FH) Martina Nöstler

Wenige Monate vor dem Brand wurden bei Holz Schiller zwei neue Dimter-OptiCut-Kappsägen sowie ein WoodEye-Scanner installiert. Auf diese Technik hat man im neuen Werk wieder zurückgegriffen. Die Planung erfolgte bei Holz Schiller selbst, ebenso wie die Auftragsvergabe. Kappung (Dimter, Illertissen/DE), Keilzinkung (Grecon, Alfeld/DE) und Hobelung stammen von Weinig, Tauberbischofsheim/DE. Beim Scanner setzt man auf Innovativ Vision, Linköping/SE.
Mit den Optimierungs-Kappsägen von Dimter habe man gute Erfahrungen gemacht. „Darum fiel unsere Entscheidung auf die Weinig-Gruppe“, begründet Reith. In Summe war das Paket zwar teurer als vergleichbare Angebote, aber eine weitere Überlegung war für Schiller die Möglichkeit, die Dendrolight-Platten mit den Anlagen fertigen zu können. Dafür bietet die Weinig-Gruppe die passenden Maschinen an.

Online-Fertigung in zwei Linien

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Vorschubsystem der Dimter-OptiCut 450 Quantum: Störungsfreier Transport auch von schwierigen Hölzern einfach möglich © Dimter

Die Rohware für die Fensterkantel-Erzeugung in Regen stammt zu 95 % aus dem eigenen Sägewerk. „Dadurch haben wir die Möglichkeit, unsere speziellen Sortimente und Dimensionen in Rift und Halbrift so zu schneiden, wie wir sie benötigen. Und das in einer guten Qualität“, ist der Betriebsleiter überzeugt. Die getrockneten Schnittholzpakete werden auf eine Vakuumentstapelung aufgegeben und mit einem Weinig-Hydromat 30 vorgehobelt. Unmittelbar danach kontrolliert ein Sensor von Sprecher Automation, Linz, die richtige Holzfeuchtigkeit. Direkt im Anschluss gelangt die Ware in den Scanner, der die Qualität bei 200 m/min Vorschub beurteilt.
Der Scanner übergibt die Schnittlisten der gescannten Bretter an zwei OptiCut 450 Quantum von Dimter. Zugeteilt wird automatisch an die Maschine, die frei ist. Die Hochleistungsanlage schafft laut Hersteller bis zu 550 Kappschnitte pro Minute. Der Vorschub der OptiCut 450 Quantum kann Beschleunigungs- und Bremsrampen von bis zu 50 m/sec2 erreichen. Ebenso ermöglicht der Vorschub bis 415 m/min von oben einen störungsfreien Transport auch von schwierigen Hölzern, informiert Dimter. Die Maschine verfügt über den patentierten servogesteuerten Abfallschacht: Dieser öffnet immer entsprechend der Restholz-Länge. Die Positionierung wird vom antriebsunabhängigen Längenmesssystem unterstützt, heißt es. Damit wird eine Genauigkeit von bis zu ±0,8 mm erreicht. Das spezielle Sägeaggregat kann mit dem Servoantrieb exakt gesteuert werden und erlaubt es, etwa den Ausriss zu minimieren. Die OptiCut 450 Quantum sind mit Opticom Direct-Steuerung ausgestattet.
Hinter den Kappsägen wird die Keilzinkenware in Boxen abgeworfen. Die Fixlängen von 0,5 bis 4 m gehen direkt auf zwei Transportbändern in Linie zu zwei Hobelautomaten Unimat 23 EL. „Die Maschinen verfügen über je sechs Spindeln zum vierseitigen Hobeln und Fasen“, weiß Reith. Vorschub: 40 m/min.

Einfädeln mit Zentrifuge

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Mit der Keilzinkenanlage Turbo-S von Grecon werden die Kappstücke in Paketen gefräst und danach zu Endlossträngen verpresst © DI (FH) Martina Nöstler

Die Kappstücke für die Keilzinkenanlagen werden in Boxen abgeworfen, die auf ein Förderband entleert werden. Die Kappstücke fallen in eine Zentrifuge, die von Grecon für die Zuführung zu Hochleistungs-Keilzinkenanlagen entwickelt wurde. Durch die Fliehkraft der Trommel werden die Teile nach außen geschleudert und beim Transportband eingefädelt. Aufgrund der hohen Menge sind bei Holz Schiller zwei Paketierstationen von Sicko, Zaisenhausen/DE, installiert. Das Holz wird paketweise auf zwei Turbo-S-Anlagen von Grecon keilgezinkt und zu einem Endlosstrang bis maximal 12 m verpresst.
Die Fixlängen sowie die keilgezinkten Lamellen werden auf zwei Kallesoe-Pressen zu drei- oder vierschichtigen Fensterkanteln zusammengefügt: Für Fensterkanteln bis 6 m und tragende Teile bis 12 m ist eine Hochfrequenzpresse im Einsatz, für Fixlängen eine Sektionenpresse.
Die Endbearbeitung erfolgt auf einem Weinig-Hydromat 2000 mit bis zu 120 m/min Vorschub. Die Maschine verfügt über sieben Wellen sowie vier Fasaggregate. Mit zwei der sieben Spindeln können die speziellen Werkzeuge für die Lamellenerzeugung der Dendrolight-Platte aufgesetzt werden. „Sämtliche Maschinen können per Modem ferngewartet werden“, berichtet Reith.

Kompetentes Fachpersonal

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Letzter Schliff: Fertig keilgezinkte Lamellen werden am Hydromat 2000 vierseitig gehobelt und gefast © DI (FH) Martina Nöstler

Mit ein Grund, dass man die Fensterkantelfertigung wieder in Regen aufgebaut und nicht an einem der tschechischen Standorte ausgelagert hat, war das Fachpersonal. „Unsere Mitarbeiter sind sehr engagiert und haben gute Kenntnisse“, streut Reith dem Personal Rosen. In Tschechien sei es schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen und auch zu halten. „Der Konkurrenzkampf um die Fachkräfte ist hart.“ Die Mitarbeiter-Verbundenheit zum Unternehmen zeigte sich auch nach dem Brand: Über acht Monate hinweg pendelte das Personal von Regen ins tschechische Werk nach Klatovy. „Wir haben für den Transport Shuttlebusse organisiert. Die Fahrtzeit wurde bezahlt“, erläutert Reith.
Glück im Unglück war für Holz Schiller, dass sich zum Zeitpunkt des Brandes das komplett umgebaute und erweiterte Leimholzwerk in Klatovy bereits im Probebetrieb befand. Ein erheblicher Teil der Fertigung konnte dort übernommen werden.

Ständig auf der Suche

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Erfolgreich platziert: Neues Fenster Airotherm übertraf die Erwartung von Holz Schiller © DI (FH) Martina Nöstler

Bei der Entwicklung neuer Produkte stehen bei Holz Schiller die Uhren nie still. So hat man anlässlich der Fensterbau-Frontale in Nürnberg Anfang April das Fensterkantel Airotherm vorgestellt. Um eine verbesserte Wärmedämmung zu erhalten, wurden in das Fensterkantel Nuten eingefräst. „Damit erreichen wir bei 68 mm-Kanteln einen U-Wert von 1,1 W/m2K“, informiert der Betriebsleiter. „Das Fenster war der Renner“, freut er sich. Auch probiert man laufend neue Holzarten aus – etwa thermobehandelte Buche und Fichte, um auf Tropenholz verzichten zu können.
„Wenn die Nachfrage nach Airotherm-Fensterkantel richtig anläuft, werden wir im neuen Werk auf den Dreischicht-Betrieb umstellen“, meint Reith.

Holz Schiller-Gruppe

Gründung: 1987 von Holz Schiller GmbH; Wurzeln reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück
Geschäftsführer: DI (FH) Heinrich Schiller
Standorte: Regen/DE (Zentrale), Klatovy/CZ, Pila Luby/CZ, Cheb/CZ
Mitarbeiter: 650
Produkte: Fensterkanteln, Türfriesen, Platten, Fassaden- und Terrassenholz, Holz fensterprofile, Fensterläden, Schnittholz, Pellets
Holzarten: Fichte, Kiefer, Lärche, sibirische Lärche sowie Laubholz
Fensterkantel: Kapazität über 60.000  m³/J