Kurzfristig nochmals verschlechtert
Wie dramatisch sich die Spirale nach unten beschleunigt, musste die Europäische Sägewerksorganisation (EOS) selbst erleben, als man die vier Wochen alten Vorhersagen für Produktion und Bedarf live in der Sitzung für die Schlüsselproduzenten nochmals korrigieren musste: Jeweils nach unten.Wurde für die gesamten EOS-Länder vorab ein Produktionsrückgang von 7 % auf nur noch 84 Mio. m3 für 2008 vorgesagt (86,4 Mio. m3 2009), so mussten die 2008er-Output-Zahlen um zumindest nochmals 1 Mio. m3 zurückgenommen werden. Das wäre heuer ein Rückgang um fast 9 %. Für 2009 zeigte sich dann, dass insbesondere für Deutschland (2008: 23,5 Mio. m3; –2 %), Schweden (2008: 17,5 Mio. m3; –5 % und 2009: 16 Mio. m3; –9 %) und Finnland schon vorsichtige Vorhersagen nochmals nach unten korrigiert werden mussten.
Schere Bedarf-Produktion ging auf
In Helsinki eröffnete Ed Pepke, Holzmarkt-Spezialist der UN-ECE/FAO, die Marktdiskussionen. Seinen Marktdaten zufolge, die noch vor Bekanntwerden der neuesten Informationen über die Welt-Finanzkrise gesammelt wurden, könnte in den europäischen ISC-Ländern heuer der Nadelschnittholz-Output um 7,3% zurückgehen – der Bedarf gar um 8 %. Und nicht viel besser würde es in Europa im kommenden Jahr aussehen: Nur die von den Produzentenländern angekündigten neuen Rücknahmen könnten die Schere zwischen Angebot und Bedarf wieder schließen.Wie erwartet noch schlechter sind die nordamerikanischen Marktbedingungen: Laut der Western Wood Products Association wird der Bedarf heuer um 16 % auf 75 Mio. m3 zurückgehen. Weitere –3 % könnten es dann 2009 sein.
Ein Drittel des Bedarfs weg, soviel wie US-Westen produzierte
Den dramatischen Rückgang des US-Bedarfs veranschaulichte der US-Säger Marc Brinkmeyer, Riley Creek: „Zwischen 2005 und 2008 sank der jährliche US-Nadelschnittholz-Bedarf um die Menge, die der gesamte Westen der USA in einem Jahr produziert: –31 %.“Die Hausbaubeginne in den USA dürften auch 2009 weiter absinken – die Marke von 900.000 Einheiten könnte unterschritten werden (2005 lag man über 2 Millionen Einheiten). Trotz der immensen Probleme, die die Subprime-Krise am US-Baumarkt auslöste, ist Brinkmeyer aufgrund der demografischen Gegebenheiten mittelfristig zuversichtlich: „Wir benötigen jedes Jahr 1,55 Millionen neue Wohneinheiten – daran hat die Finanzkrise nichts geändert.“
Aufschwung ab 2010?
Schlüsselproblem Bedarf sinkt stärker als Produktion: Schere tut sich auf (diese Zahlen bedürften vier Wochen nach Berechnung laut Importeuren und Produzenten einer erneuten Korrektur nach unten) © UN-ECE/FAO
Kanada hat aufgrund der Käferkalamität im Westen einen Mangel an guten Rundholzqualitäten.
Kanada und die USA können nun abgestellte Sägewerkskapazität (\>30 % in drei Jahren) nicht in vollem Umfang wieder starten.
Gewisse Destinationen in den USA sind für kanadische Exporteure nur schwer zu erreichen (80 US-$ BC nach Florida; 30 US-$ BC nach China).
Kanada hat aufgrund der Schließungen in den USA Marktanteile an Alternativanbieter verloren.
Sehr große Investmentunternehmen haben in Waldbesitz investiert. Bei einem Verzinsungs-Horizont von 40 Jahren nimmt bei geringen Rundholzpreisen die Ernte aus diesen Wäldern stark ab. Die Verfügbarkeit für US-Sägewerke sinkt.
Geringe Investitionen der nordamerikanischen Sägewerke lassen die lokalen Sägewerksausrüster technologisch hinter die europäischen Anbieter zurückfallen.
Mehr für Euro-Holz verlangen
Die US-Hausbauzahlen nähern sich dem Tiefpunkt ab 2009/10 könnte es Aufschwung geben © Quebec Wood Export Bureau
„Für die überragende Qualität der europäischen Anbieter sollte es noch mehr sein. Bitte wiederholen Sie beim Marktwiedereintritt nicht die Fehler der Vergangenheit und verkaufen Sie diesmal teurer als die nordamerikanischen Anbieter – das ist aus Qualitätsgründen möglich“, appellierte Boisclair.
Potenzial in Japan
Die Hoffnung, dass Japans Baukonjunktur sich 2009 wieder erholen könnte, zerstreute M. Takeshita, Sojitz Building Materials. Die Hausbaubeginne werden 2009 unter 1 Million Einheiten liegen. Und das bei einem potenziellen, demografisch bedingten Bedarf von 1,6 Millionen Einheiten. Bis 2017 sollten jährlich mehr als 1 Million Einheiten fertig gestellt werden – das macht Hoffnung, dass der Nadelschnittholz-Bedarf in Japan wieder kräftig steigen wird.Dazu passte es, dass auch Mag. Peter Kickinger seine Vorhersagen für den europäischen Baumarkt ändern musste: Er erwartet, dass die bisherigen Euroconstruct-Zahlen für die beiden kommenden Jahre (leichter Rückgang 2009, Erholung 2010) wohl deutlich negativer ausfallen müssten. Die Bauentwicklung in Europa lässt also auf keine Erholung 2009 hoffen.
Die Rohstoff-Versorgung wird laut Kickinger 2009 trotz der Produktionsrücknahmen einer der Schlüsselfaktoren für die europäischen Sägewerke werden. In Südschweden sind die Sturmfolgen praktisch verarbeitet, in Finnland und im Baltikum sorgen die russischen Zollhürden (50 €/fm ab 1. Jänner 2009) für eine Restrukturierung der Branche.
Bald Holzmangel?
Die US-Hausbauzahlen nähern sich dem Tiefpunkt ab 2009/10 könnte es Aufschwung geben © Quebec Wood Export Bureau
Positiv stimmen Kickinger:
die Lagerstände in Finnland nähern sich mit 1 Mio. m3 wieder einem Normalniveau (1,5 Mio. m3 im Juni);
dasselbe gilt für Schweden (von über 4 Mio. m3 binnen zwei Monaten auf zuletzt 3 Mio. m3).
50 Mio. fm nicht mehr da
Kommen mit 1. Jänner 50 /fm Zoll auf russisches Schnittholz, kann keiner sagen, ob, und wenn ja, wieviel noch exportiert werden wird © Stora Enso Timber
Das skandinavische Land hat sich geistig schon von der Importquelle verabschiedet und die Produktion heuer mit 9,5 Mio. m3 um 24 % zurückgenommen. 2009 wird man auf einem ähnlichen Niveau produzieren.
Chinas Import-Boom?
Bleibt die Frage, wie China auf das Versiegen der russischen Rundholz-Ströme reagieren kann. Das Ausbleiben von 32 Mio. fm/J könnte laut Petteri Pihlajamäki, Pöyry Forest Industry Consulting, kurzfristig in einen Nadelschnittholzbedarf von 6 bis 10 Mio. m3/J münden – das wäre mehr, als die europäischen Exporteure jemals in die USA geliefert haben. Zum Vergleich: Im Vorjahr wurden von China 2,7 Mio. m3/J Schnittholz importiert.Und auch Japan wird aufgrund geringerer chinesischer Nadelschnittholzimporte und zu teurer russischer Rundholz-Lieferungen einen höheren Rundholzbedarf von 20 Mio. fm/J haben. Eine Summe, die man realistischerweise wohl nicht in Japan wird ernten können. Also dürfte sich der japanische Nadelschnittholz-Bedarf stark erhöhen.
Fokus auf Urbanisierung Chinas
Über die Aktivitäten der European Wood Initiative berichtete Jan Söderlind in Helsinki. „Jedes Jahr wandern 20 Millionen Chinesen in die Städte ab – die Urbanisierung ist die treibende Kraft in China. Hierfür sollten wir Lösungen anbieten“, forderte er. Wurden für urbane Bauvorhaben 2007 noch 540 Mrd. € ausgegeben, rechnet man für 2010 mit 1000 Mrd. € und einem weiteren Wachstum bis 2020.„Dächer, Dachaufstockung, Ausbau und Wand-Dämmung – das sind Bereiche, die man sofort mit Holz machen könnte“, erkennt Söderlind Chancen.