1249894340.jpg

Gutes Team: Ewald, Georg und Tobias Lüffe-Baak mit Peter Schachtner und Kurt Ludwig (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

Paletten-Spezialist

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 11.08.2009 - 07:35
1249894340.jpg

Gutes Team: Ewald, Georg und Tobias Lüffe-Baak mit Peter Schachtner und Kurt Ludwig (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

"Vor 50 Jahren wurde die Pappel in unserer Gegend massiv angebaut. Die Holzart wurde für Möbel, Platten und Streichhölzer verwendet. Mittlerweile hat sich dieses Einsatzgebiet reduziert, da die Pappel sehr zäh und schwierig zu verarbeiten ist“, erklärt Seniorchef Ewald Lüffe-Baak. Das Säge- und Palettenwerk hat seinen Sitz im westfälischen Harsewinkel-Greffen/DE. Aus diesen Nachteilen ergeben sich aber auch Vorteile –die Pappel eignet sich sehr gut für Paletten.

Bandsäge ersetzt zwei Hauptmaschinen

1249894793.jpg

17°-geneigte Blockbandsäge samt neuem Spannwagen installierte EWD Anfang Juni im Sägewerk Lüffe-Baak © DI (FH) Martina Nöstler

Bisher hat Lüffe-Baak im Vorschnitt mit einem Gatter und mit einer Blockbandsäge gearbeitet. Des Weiteren sind im Nachschnitt zwei Besäumer und eine Doppelwellen-Kreissäge im Einsatz. „Die Bandsäge war schon 40 Jahre alt, der Spannwagen 20. Es wurde Zeit, die Maschinen auszutauschen“, sagt Tobias Lüffe-Baak, der mit seinem Vater Ewald die Geschäftsführung innehat. Durch die Blockbandsäge hat man am Rundholzplatz einen geringeren Sortieraufwand und man kann schneller und gezielter auf die Qualitäten im Stamm eingehen. Die angebotene Blockbandsägen-Lösung von EWD, Altötting/DE, hat den Ausschlag für die Geschäftsführung des Palettenherstellers gegeben. „Mit der Technologie erhoffen wir uns im Ablauf viele Vorteile.“
EWD stellte die 17°-geneigte Blockbandsäge mit einigen Neuerungen auf der Ligna in Hannover vor. Direkt im Anschluss wurde sie zu Lüffe-Baak geliefert. „Wir haben schon zuvor geneigte Maschinen gebaut, allerdings Trennbandsägen. Es ist unsere erste schräggestellte Blockbandsäge“, informiert Peter Schachtner, EWD-Projektleiter. Für die Planung war EWD-Werksvertreter Kurt Ludwig, Liebenscheid/DE, zuständig. „Im Prinzip hatten wir uns bereits auf die normale Blockbandsäge geeinigt. Die Idee mit der geneigten Maschine kam erst danach. Die Installation bei Lüffe-Baak ist sehr interessant für uns, da sich die geneigte Blockbandsäge speziell für den Laubholzeinschnitt sehr gut eignet“, ergänzt er.

Vorteile beim Einschnitt

1249894855.jpg

Das Holz fest im Griff: Beim neuen Spannwagen sind jetzt pro Bock nur mehr zwei Spannhaken im Einsatz © DI (FH) Martina Nöstler

Durch die Neigung und die Schwerkraft liegen die Stämme besser an den Spannböcken am Wagen an und das geschnittene Holz gleitet sanfter auf die nachfolgende Mechanisierung ab. „Das ist vor allem bei der Verarbeitung von Buche und Eiche wichtig, da im Gegensatz zur Pappel das spröde und harte Holz leichter reißen kann“, weiß Lüffe-Baak. Durch den Einschnitt auf der neuen Blockbandsäge kommen die Bohlen immer in der richtigen Lage zum Nachschnitt.
Als Weltneuheit zeigte EWD auf der Ligna, dass die Bandsäge in eine vertikale Position gefahren werden kann. „Dies ist vor allem für den Blattwechsel ein wesentlicher Vorteil“, erklärt Schachtner. Der Sägeständer wird mittels zweier Hydraulikzylinder senkrecht geschwenkt. Diese Funktion hat EWD zum Patent angemeldet (s. Link unten). Somit reichen beim Blattwechsel zwei Mitarbeiter, während üblicherweise bei geneigten Bandsägen aufgrund des durchhängenden Blattes eine dritte Person benötigt wird. Die Neigung wird mittels Drehgeber kontrolliert. „Der Sägenständer ist sehr massiv konstruiert. Die Säge läuft absolut ruhig, wir haben mit Schwingungen keinerlei Probleme“, bestätigt Lüffe-Baak. In Harsewinkel wurde eine 1600er-Blockbandsäge installiert. Bei dieser Version kommen die gleichen Lager und Ständer zum Einsatz, wie sie bei der 1800er-Ausführung verwendet werden.
„Wir erreichen eine Schnittgenauigkeit von ±0,5 mm. Die hohe Genauigkeit war auf Anhieb gegeben“, informiert der Säger. Die Sägeblätter bezieht man derzeit von Röntgen. „Wir schleifen die Werkzeuge aber auf unsere eigene Zahnform.“
Die SPS-Steuerung an der Bandsäge stammt von EWD, die Optimierung lieferte Microtec, Brixen. Die Stammvermessung erfolgt am Spannwagen mit Sensoren am Ende der Böcke.

Neuer Spannwagen

1249894841.jpg

Genauer Sägeschnitt: Beim Einschnitt werden maximale Toleranzen von ±0,5 mm erreicht © DI (FH) Martina Nöstler

Als weiteres Highlight sieht man bei EWD den neuen Spannwagen, der in dieser Form erstmals bei Lüffe-Baak installiert wurde. „Der Wagen wurde komplett überarbeitet und ist ebenfalls geneigt ausgeführt. Jetzt sind nur noch zwei Spannhaken pro Bock im Einsatz. Sie verfügen über eine neue Geometrie und sind noch robuster geworden. Die Aufnahme der Spannhaken sowie die Spannhaken selbst sind für unterschiedliche Anforderungen austauschbar.“
Um den Ausstoß zu erhöhen, kann der Bandsägenbediener den Stamm in der Rückwärtsbewegung des Wagens bereits neu einrichten. Der Spannwagen positioniert sich automatisch und fährt im Rückwärtsgang nur mehr bis zum Stammende plus 10 cm Zugabe. „Mit dem alten Wagen hatten wir erhebliche Leerfahrten. Durch diese Technologie können wir eine wesentliche Mehrleistung erreichen“, erwartet sich Lüffe-Baak. Eine Verdoppelung der Tagesleistung wurde bereits nach kurzer Zeit verzeichnet. Als Ziel nennt er mindestens 100 fm im Einschichtbetrieb.
Die Rundholzaufgabe vor der Blockbandsäge wurde ebenfalls erneuert. Häwa, Wain/DE, hat einen Fräskopfentrinder samt Mechanisierung installiert. Die anfallenden Schwarten werden ausgeschleust und gelangen über einen Vibrotisch zur Restholzentsorgung. Das Hackgut wird für die Spanplattenindustrie aufbereitet oder der thermischen Verwertung zugeführt.

Rascher Umbau

1249894810.jpg

Bequemer und ergonomischer Bedienstand: Georg Lüffe-Baak hat die Bandsäge schon gut im Griff © DI (FH) Martina Nöstler

Für den kompletten Umbau wurden nur acht Wochen benötigt. In diesem Zeitraum wurden die alten Anlagen abgebaut und die Fundamente neu errichtet. Die Maschinen lieferte EWD Ende Mai nach der Ligna zu Lüffe-Baak und nahm sie innerhalb von vier Wochen in Betrieb. Der erste Stamm konnte Ende Juni geschnitten werden. „Die Arbeiten wurden genau nach Plan abgeschlossen“, freut sich Lüffe-Baak.
700.000 Paletten werden in Harsewinkel pro Jahr gefertigt. Das Holz aus dem Sägewerk – geschnitten werden ausschließlich Sonderdimensionen – geht zur Gänze in die eigene Weiterverarbeitung. Dazu werden noch gut 50 % der Schnittholzmenge von Nadelholz-Sägewerken zugekauft. Etwa die Hälfte der jährlichen Fertigung sind Europaletten, die auch auf Lager gelegt werden. Der Rest ist rein auftragsbezogen. „Die Sonderpaletten liefern wir an unterschiedliche Industriezweige wie Pharma, Chemie, Lebensmittel oder Maschinen im Umkreis von 200 km“, erklärt der Geschäftsführer.

Sägewerk Lüffe-Baak

Gegründet: 1932 als Holzschuh-Fertigung, seit 1949 Sägewerk
Geschäftsführer: Ewald und Tobias Lüffe-Baak
Standort: Harsewinkel-Greffen/DE
Mitarbeiter: 28, davon 8 im Sägewerk
Einschnitt: 20.000 fm/J
Holzarten: 90 % Pappel, 10 % Buche
Produkte: Palettenholz für die eigene Fertigung; rund 700.000 Paletten pro Jahr, davon 50 % Europaletten; der Rest sind CP-, 2-Wege-, 4-Wege- und Sonderpaletten; Kartoffel- und Gemüsekisten
Absatz: überwiegend regional