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Die neue Schnittholzhalle in Wieselburg schützt das Laubholz vor Regen, aber erlaubt Lufttrocknung © Wibeba

Weiche mit Eiche

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 14.02.2012 - 15:13
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Die neue Schnittholzhalle in Wieselburg schützt das Laubholz vor Regen, aber erlaubt Lufttrocknung © Wibeba

Wohl noch nie kam der Holzkurier ungelegener auf eine Reportage als im vergangenen Jahr bei Wibeba in Wieselburg. Just an dem Tag, nach dem eine Staubexplosion den Spänebunker zerstörte, war der Besuch vereinbart. Geschäftsführer Dir. Johann Sunk hatte damals verständlicherweise alle Hände voll zu tun, den Betrieb wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Es gelang: Die Produktion musste nicht gestoppt werden. Der Spänebunker ist mittlerweile ersetzt. Und auch die Reportage wurde nachgeholt.
Es ist ein kalter Wintertag, als Sunk mit einem kräftigen Händedruck am Besprechungstisch Platz nimmt. In der folgenden Stunde sollte sich ein interessantes Gespräch über sein Unternehmen und die Laubholzbranche insgesamt ergeben. Man merkt, mit letzterer ist er nicht zu 100 % zufrieden. Insbesondere die Buche könne sicher intelligenter genutzt werden, glaubt Sunk. Weiters wird die Konkurrenz der Laminatböden in Form von realitätsnäheren Nachbildungen immer härter. Doch damit werden sich in naher Zukunft zunehmend seine Söhne Markus und Wolfgang herumschlagen. Sunk wird im Laufe des Jahres die Geschäftsführung abgeben.

Im Geschäft seit vier Jahrzehnten

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Mit einem eigenen Fuhrpark bewegt Wibeba die wertvollen Laubholzstämme © Wibeba

Laubhölzer sind wie Edelmetalle. Sie kommen nicht so oft vor, erreichen aber weit höhere Preise. Zudem ist die Verarbeitung deutlich herausfordernder als bei Fichte, Tanne oder Kiefer. Der größte Unterschied ist aber: Laubholz braucht Zeit. Das gilt insbesondere für den Dauerbrenner unter den Hartlaubhölzern, die Eiche.
Alle renommierten österreichischen Verarbeiter sind seit Jahrzehnten im Geschäft. Das gilt auch für Wibeba. Das Unternehmen feiert heuer das 40-jährige Jubiläum. Dessen Wurzeln erstrecken sich in die 100 km entfernte österreichische Bundeshauptstadt. In der Wiener Betriebs- und Baugesellschaft – oder abgekürzt Wibeba – waren in den 1950er-Jahren kommunale Betriebe zusammengefasst. Nach mehreren Abspaltungen und Ausgliederungen blieb der Name beim Wieselburger Laubholzsägewerk hängen. Sunk trat 1972 in diesen Betrieb ein und hatte sich bald in die Direktion vorgearbeitet.
1995 übernahm er in einem Management-Buy-out die Anteile und fand sich in der Rolle des Eigentümers wieder. In Folge wurde das Unternehmen kontinuierlich ausgebaut. Weitere Meilensteine des Wachstums waren 1997 der Schritt nach Ungarn mit dem Kauf eines ehemaligen Staatssägewerkes und 1999 die Eröffnung einer Niederlassung in der südburgenländischen Nachhaltigkeits-Musterstadt Güssing.
Im westungarischen Rönök werden Eiche, Amerikanische Schwarznuss, Akazie und Erle eingeschnitten. Nach Wieselburg kommen Eiche, Buche und diverse Buntlaubhölzer. Die Dependance im Burgenland dient mit ihrer Anbindung an das Biomasse-Heizkraftwerk als Trocknungs- und Logistikstandort. Güssing und Rönök trennen nur 10 km Luftlinie.
Die jüngste Investition betraf wieder Wieselburg: Mit einer offenen Halle wurden 4000 m² Lagerplatz für Laubholzschnittware geschaffen.

Laubholzverarbeitung mit Hightech

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Eiche, foliert: Nur qualitativ einwandfreie Ware bekommt eine Hülle mit dem Wibeba-Logo © DI Johannes Plackner

Ein Holz verarbeitender Betrieb lässt sich am besten verstehen, wenn man der Ware durch die Verarbeitung folgt. Also führt Sunk zur Sägehalle. Dort landen vorwiegend Eichen- und Buchenbloche, die großteils aus dem Ausland bezogen werden. Aber auch Ahorn und diverse Buntlaubhölzer finden den Weg auf die Primultini-Bandsägenanlage. Der 60-jährige Geschäftsführer beziffert die Einschnittleistung mit 20.000 bis 25.000 fm in Wieselburg und nochmals derselben Einschnittmenge auch in Rönök.
Trotz so einer Menge ist die Sägehalle in Wieselburg fast menschenleer. Nur vier Mitarbeiter bewerkstelligen den Einschnitt und sämtliche Manipulationen, wie Stapelung und Paketierung.

Trocknung dauert manchmal Monate

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Wibeba-Massivholzplatten kommen zur Auslieferung an die Kunden © DI Johannes Plackner

Zurück zum edlen Holz. Sunk sagt: „Wir brauchen einen hochwertigen Rohstoff ohne Verfärbungen oder Risse für unsere Massivholzplatten, die wir in Niederösterreich herstellen.“ Daher werden in Wieselburg 3000 m³ und in Rönök 4000 m³ Laubschnittholz unter Dach schonend vorgetrocknet. Die Dauer variiert je nach Dimension und Holzart. Buche und Ahorn warten bis zu sechs Monate, bevor sie schlussendlich in der Trockenkammer fertig getrocknet werden. Bei der Eiche dauert das Vortrocknen zwischen drei und 18 Monate. Diese Holzart verbringt dann im Schnitt einen weiteren Monat in der Trockenkammer. Bei Massivholzplatten liegt die Zielfeuchte bei 8 %. In Wieselburg besitzt Wibeba fünf Trocken- und zwei Dämpfkammern. Güssing verfügt über acht Trocken- und zwei Dämpfkammern. In Rönök steht je eine Trocken- und Dämpfeinrichtung zur Verfügung.
Rund ein Drittel des Schnittholzes wird zu Massivholzplatten weiterverarbeitet. Dabei greift man auf das elektronische Auge des Woodeye von Innovative Vision zurück. Durch diesen Scanner laufen die Lamellen. In Millisekunden werden alle vier Seiten gescannt, analysiert und in Güteklassen eingeteilt. Diese werden anschließend einschichtig verpresst, geschliffen, foliert und sind so bereit für die Auslieferung. Die Massivholzplatten und das getrocknete Schnittholz aus Wieselburg gehen hauptsächlich in die Möbelfertigung. Die Abnehmer finden sich im deutschsprachigen Raum. Wibeba beliefert die Möbelindustrie direkt oder über lagerhaltende Fachhändler.
Bedeutende Mengen an hochwertiger Eichenrift- und -blockware gingen zuletzt auch in die Schweiz. „Die dortigen Händler haben den starken Franken genutzt und sich eingedeckt“, erklärt Sunk. Die ungarische Produktion beliefert die Fußbodenindustrie. „Wir haben alle Arten von Dielen- und Parkettelementen im Programm.“ Bei Massivholzplatten ist Wibeba ein Vollsortimenter. 16 Holzarten werden in sechs Stärken verleimt.

Eichentüren – massiv und brandsicher

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Johann Sunk in seinem Element: Dem Laubholz hat der 60-Jährige sein Leben gewidmet ? nun übergibt er das Geschäft mit Eichen (vorne), Buchen (hinten) und zahlreichen anderen Holzarten an seine Söhne © DI Johannes Plackner

Neuen Produkten ist man nicht abgeneigt. Mehrere Eigenentwicklungen und Forschungsprojekte, etwa mit der Universität für Bodenkultur, Wien, belegen das. Seit Kurzem werden Rahmenholz und Türrahmenkanteln aus Eiche oder Buche angeboten. Diese mehrfach verleimten Platten und Kanteln gibt es von 45 bis 80 mm Stärke.
Der Clou ist, dass damit Brandschutztüren erzeugt werden können, die ausschließlich aus Holz bestehen. Dabei wird die Brandschutzklasse T60 erreicht – der höchste für Türen mögliche Wert. Und wer schon einmal eine massive Eichentür in der Hand gehalten hat, weiß, dass solche Pforten auch ordentlichen Einbruchschutz bieten.

40-Jahr-Feier mit Schlüsselübergabe

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Elektronisch untersucht das Woodeye Lamellen für die Plattenfertigung © Wibeba

Im September wird Wibeba sein 40-jähriges Jubiläum feiern. Dieses nutzt Sunk, um die Geschäftsleitung in Wieselburg symbolisch mit einem Schlüssel an seine Söhne – beide Absolventen der HTL Kuchl – zu übergeben. Markus bleibt weiterhin für Ungarn verantwortlich. Wolfgang nimmt das Heft in Wieselburg in die Hand. Und Vater Johann? Der tritt einen Schritt zurück, kümmert sich weiterhin um ein paar Schlüsselkunden und freut sich, dass er seinen Betrieb vertrauensvoll an die nächste Generation übergeben kann.
Diese wird auch weiterhin den Trends im Laubholzgeschäft folgen. Aktuell boomt die Eiche. Im Gegensatz dazu dümpelt die Buche weiter vor sich hin und der Ahorn „ist tot“, wie Sunk zum Abschluss lakonisch feststellt.
Man darf gespannt sein, aus welchem Material der Schlüssel zur Werksübergabe gefertigt sein wird.

Wibeba Holz

Geschäftsführer: Dir. Johann Sunk, Ing. Markus Sunk (Wibeba Hungaria)Standorte: Wieselburg, Rönök/HU, GüssingMitarbeiter: 50 in Wieselburg, 80 in Rönök, 5 in GüssingProdukte: Massivholzplatten mit durchgehender Lamelle oder keilgezinkt, Treppenstufen und Treppenwangenplatten mit durchgehender Lamelle, Rahmenholz für Brandschutztüren, Türrahmenkanteln, Schnittholz, Parkettelemente, Dielen, FriesenHolzarten: Ahorn, Akazie gedämpft, Birke, Birne, Buche gedämpft, Kernbuche gedämpft, Eiche, Eiche Rustikal, Erle, Esche, Kernesche, Kirsche, Nuss, Hard Maple, Black Cherry, Amerikanische Schwarznuss